Irish Pub dagegenVerkehrskonzept Schildgen durch Eigentümer-Absage vor dem Aus

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Ein Mitarbeiter des Planungsbüros in gelber Weste hält einen farbigen Entwurf, der die Gestaltung der Kreuzung zeigt, hoch. Teilnehmer der Veranstaltung stehen drumherum.

Bereits bei der Informationsveranstaltung im Februar sorgte die geplante Verkehrsführung an der Kreuzung Kempener Straße bei den Schildgenern für Kritik. Jetzt kann die Stadtverwaltung Bergisch Gladbach sie wohl nicht mehr umsetzen.

Zwei Besitzer wollen ihre Grundstücke an der Altenberger-Dom-Straße nicht verkaufen. Damit steht das Verkehrskonzept in Schildgen auf der Kippe.

Ob und wie das Verkehrskonzept für Schildgen gelingt, ist offen. Denn zwei private Eigentümer bleiben bei ihrem Nein. Sie sind nicht bereit, Teile ihrer Grundstücke für den Umbau der Altenberger-Dom-Straße an die Stadt zu verkaufen. Die Absagen könnten das Aus für die Altenberger-Dom-Straße als abknickende Vorfahrtsstraße in die Kempener Straße bedeuten. Ragnar Migenda, zuständiger Dezernent, kündigt an, für die Kreuzung neue Lösungsansätze zu prüfen. Dies gilt auch für den Gehweg, der laut aktuellem Konzept hinter dem Parkplatz der Herz Jesu Kirche verlaufen soll.

Die Gespräche im Bensberger Rathaus sind für die Stadtverwaltung nicht erfolgreich verlaufen. Für beide Eigentümer, Franz-Josef Verbert und Marco Polito, kommt es keinesfalls infrage, jeweils einen Streifen ihrer Grundstücke vor ihren Geschäftshäusern für die neue Verkehrsführung abzugeben. „Das habe ich aber schon vor über zwei Jahren deutlich gemacht, sogar mit Unterstützung eines Rechtsbeistands“, berichtet Verbert.

Bergisch Gladbach: Elf Parkplätze würden wegfallen

Die elf Parkplätze vor seinem stark frequentierten Geschäftshaus an der Altenberger-Dom-Straße 113 würden wegfallen. Die Zufahrt für Lkw zur Belieferung der Gaststätte Irish Pub wäre dann nicht mehr möglich. „Das ist ausgeschlossen, dies habe ich erneut klar zum Ausdruck gebracht“, sagt Verbert. „Wir lassen uns nicht einfach wegrationieren“.

Marco Polito, zweiter betroffener Eigentümer, macht ebenfalls nicht mit. „Wir haben mit dem blühenden Beet ein schönes Entree geschaffen“, sagt er, „und wir wollen nicht, dass unsere Kunden aus der Ladentür treten und direkt auf der Straße stehen.“ Außerdem nutze das Schreibwarengeschäft den Eingangsbereich, um Kartenständer aufzustellen.

„Die Verkehrsplaner haben uns versichert, dass unsere Einwände berücksichtigt werden“, sagt Verbert. Marco Polito ergänzt: „Ich kann nicht verstehen, dass so viel Zeit ins Land gegangen ist, bis die Verwaltung sich mit uns Eigentümern in Verbindung gesetzt hat.“ Die Planungen würden so doch nur teurer.

Beigeordneter Migenda, der bei dem Gespräch dabei war, versichert: „Wir werden uns daran halten.“ Enteignungen als Druckmittel seien keine Option: „Wir wollen nicht gegen die Bürger arbeiten.“ Er macht aber zugleich klar: „Auch wenn die Planungen in Teilbereichen nicht klappen, werden wir das Gesamtprojekt nicht stoppen.“ Hauptziel sei es, den Verkehr im Ort bei Tempo 30 gleichmäßig flüssiger zu gestalten sowie die Wege für Radfahrer und Fußgänger sicherer zu leiten.

Wir lassen uns nicht einfach wegrationieren
Farnz-Josef Verbert, Grundstückseigentümer

Ob sich die Führung der Altenberger-Dom-Straße als abknickende Vorfahrtsstraße nach der Absage der beiden Eigentümer erledigt hat, will Migenda aber noch nicht bestätigen: „Wir müssen erst die neuen internen Planungen abwarten.“ Nach der Rücknahme des Mittelstreifens zugunsten eines einseitigen Streifens mit einigen Plätzen zum Kurzparken und zum Anhalten für den Lieferverkehr, wäre mit der Verkehrsführung der abknickenden Vorfahrtsstraße das zweite Kernstück des Verkehrskonzepts hinfällig.

Bürgerverein Schildgen übt Kritik

Auch bei dem Gehweg, der entlang des Parkplatzes vor der Herz Jesu Kirche geführt werden soll, rudert die Stadtverwaltung zurück: aus Sicherheitsgründen. Vorbeigehende Schulkinder würden von rückwärts ausparkenden Autofahrern nicht gesehen, lauteten auch die Bedenken vieler Teilnehmer der Infoveranstaltung Anfang Februar. „Es wird eine Lösung geben, die die Wegebeziehungen der Fußgänger sicherstellen“, betont Migenda. Der Kirchenvorstand werde einbezogen. Für alle Naturliebhaber hat Migenda noch eine gute Nachricht: „Der Baum vor dem Irish Pub bleibt stehen.“

„Wir müssen jetzt in die Aktion kommen“, meint Migenda, „einen 100-prozentigen Königsweg wird es nicht geben.“ Es gehe darum, Verbesserungen zu erreichen. Sein Credo lautet: „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“, gibt er sich offenbar mit dem Machbaren zufrieden. Wie berichtet, protestieren die Einzelhändler gegen den Wegfall von Parkplätzen.

Auch der Bürgerverein für Schildgen und Katterbach beschäftigt sich seit zwei Jahren intensiv mit den Planungen zur Umgestaltung der Hauptverkehrsstraße. „Erfolglos“, heißt es frustriert in einer Pressemitteilung. „Mitglieder des Bürgervereins stellen sich die Frage, wie die Stadt kostenintensive Beschlüsse zu weiteren Planungen treffen kann, ohne dass bisher Grundlagen geklärt wurden.“

Die Situation des Einzelhandels und besonders der Fußgänger würde sich nach den bisherigen Ideen erheblich verschlechtern. Für andere Verkehrsteilnehmer, mit Ausnahme der Radfahrer, würden sich keine spürbaren Verbesserungen ergeben. Der Bürgerverein erwarte, dass vor der Beauftragung von Planungsbüros auf Kosten der Steuerzahler alle grundlegenden Fragen auf Machbarkeit überprüft werden.


Kritik der Freien Wählergemeinschaft

Die Freie Wählergemeinschaft kündigt an, dem Vorschlag der Stadtverwaltung, weitere Planungsschritte beim Umbau der Altenberger-Dom-Straße einzuleiten, nicht zuzustimmen. Es liege keine „Entscheidungsreife“ für die nächste Planungsstufe vor, sagt Rainer Röhr, Fraktionsvorsitzender.

Aus Sicht der FWG würden Tatsachen geschaffen, die möglicherweise unumkehrbar seien. Die Situation in Höhe der Herz Jesu Kirche sowie die Abbiegung der Altenberger-Dom-Straße in die Kempener Straße sei weiter ungeklärt. „Davon hängt aber die Gesamtplanung ab“, betont Röhr.

Das Einzelhandelskonzept der Stadt mache deutlich, wie wichtig der Erhalt einer funktionierenden Nahversorgungsqualität sei, erläutert Röhr. Gerade, weil bisher der Dialog mit den Anliegern gar nicht oder nur unzureichend geführt worden sei, würde sich jetzt Aktionismus verbieten. Der Ausschuss für Mobilität tagt am Dienstag, 17 Uhr, im Ratssaal in Bensberg. (ub)

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