Netzwerk für KindesmissbrauchPolizei nimmt weiteren Mann aus Bergisch Gladbach fest

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Handschellen (1)

Symbolbild/

Bergisch Gladbach – Zwischen den beiden Adressen  liegen nicht einmal drei Kilometer Luftlinie: Hier das Reihenhaus, in dem die Polizei bei einer Hausdurchsuchung am 21. Oktober auf ein bundesweites Pädophilennetzwerk stieß, und dort das Haus, in dem Ermittler gestern einen weiteren Bergisch Gladbacher Tatverdächtigen festnahmen.

Am frühen Mittwochmorgen  stürmten  Polizeibeamte die Wohnräume des 32-jährigen Bergisch Gladbachers, der laut Polizei im dringenden Tatverdacht steht, zwei Kinder sexuell missbraucht  sowie Kinderpornografie besessen und verbreitet zu haben.  Nach Informationen dieser Zeitung stammten der zweijährige Junge und das sechsjährige Mädchen, die der 32-Jährige missbraucht haben soll,  aus seinem Bekannten- beziehungsweise Verwandtenkreis. Der Beschuldigte schweigt laut Polizei zu den Vorwürfen und lässt sich anwaltlich vertreten.

Durch Chat-Verläufe überführt

Auf die Spur gekommen sind Kölner Ermittler der in ganz Nordrhein-Westfalen tätigen Sonderkommission  „BAO Berg“ dem 32-Jährigen durch Chat-Kontakte. Diese waren auf Datenträgern bei dem 42-jährigen Bergisch Gladbacher sichergestellt worden, mit dessen Festnahme die Ermittlungen zu dem weit verzweigten  Pädophilen-Netzwerk im Oktober den Anfang genommen hatten. Zunächst war ausschließlich der „Nickname“  des am Mittwoch festgenommenen 32-Jährigen aus einem Chat bekannt, dann gelang es den Ermittlern, auch die Identität des Mannes  herauszufinden.

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Hinweise darauf, dass er den ersten Tatverdächtigen aus Bergisch Gladbach näher oder gar persönlich gekannt habe, gebe es bislang nicht, so Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer auf Anfrage. Der gestern festgenommene 32-Jährige sei in einem der Chats aufgefallen, so Bremer. Tausende Chats der bislang bereits acht in Untersuchungshaft sitzenden Tatverdächtigen aus NRW sowie zwei weiterer in Hessen und Rheinland-Pfalz hat die Polizei bereits ausgewertet.

Mehr als 350 Ermittler in NRW im Einsatz

Mehr als 350 Ermittler sind mit den Fällen allein in NRW beschäftigt. Trotzdem stehe man mit den Ermittlungen immer noch am Anfang, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer gestern Nachmittag.  Allein  bei der gerade abgeschlossenen Hausdurchsuchung bei einem Tatverdächtigen in Alsdorf  sowie bei der Hausdurchsuchung des weiteren Tatverdächtigen aus Bergisch Gladbach seien zahlreiche weitere Datenträger sichergestellt worden, die jetzt ausgewertet werden müssten.

Die Durchsuchung der Wohnräume des 32-jährigen Bergisch Gladbachers dauerte am Mittwochnachmittag noch an, als  ein Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Köln Untersuchungshaft gegen den 32-Jährigen anordnete. Beantragt hatte den Haftbefehl die  Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC) bei der Staatsanwaltschaft Köln, bei der die Ermittlungen in NRW vor zwei Wochen zusammengefasst wurden.

Landesweit fünf weitere Beschuldigte

Neben den acht Tatverdächtigen, die in NRW in Untersuchungshaft sitzen, gibt es landesweit fünf weitere Beschuldigte, gegen die ermittelt werde, so Oberstaatsanwalt Bremer. Ob sich darunter noch weitere Bergisch Gladbacher befinden, dazu machte der Sprecher der Staatsanwaltschaft keine Angaben. Die bereits bekannten Opfer in NRW sind knapp ein bis 14 Jahre alt.

Bundesweit haben die Behörden  nach Angaben aus Sicherheitskreisen laut Deutscher Presse-Agentur bislang 20 Opfer und 23 Tatverdächtige identifiziert. Neben den 13 Beschuldigten in Nordrhein-Westfalen gibt es demnach einen oder mehrere Tatverdächtige auch in Hessen, Berlin, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.

In Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg sollen bislang ausschließlich Tatverdächtige entdeckt worden sein, in Hessen, Berlin und Rheinland-Pfalz dagegen Tatverdächtige und Opfer. Die Ermittler gehen von zahlreichen weiteren Tätern und Opfern aus.

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