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Zukunft ungewissBergisch Gladbacher Kunstmuseum fehlt ein sicheres Depot

Lesezeit 4 Minuten
Zwischen Bäumen ist die Villa Zanders in Bergisch Gladbach zu sehen.

Die Zukunft des Gladbacher Kunstmuseums ins ungewiss.

Villa Zanders verfügt über keine geeigneten Räumlichkeiten zur Lagerung von Kunstwerken – Das könnte teure Folgen haben.

Die Museumsleiterin griff gegenüber den städtischen Kulturpolitikern zu drastischen Worten. Ein in mehrere Millionen gehender Verlust könnte entstehen, falls die im Depot gelagerten Kunstwerke Schaden nehmen sollten. Dr. Ina Dinter, seit etwas mehr als einem Jahr Chefin im städtischen Kunstmuseum Villa Zanders, berichtete im jüngsten Kulturausschuss , dass sie sich große Sorge um das kulturelle Aushängeschild der Stadt mache. Denn von Jahr zu Jahr werde die Situation für die im Depot eingelagerte Kunstwerke, teils aus der eigen Sammlung mit Schwerpunkt Papier, teils aus Schenkungen,   schwieriger.

Im Dachgeschoss wird es im Sommer zu warm, während der Keller mehrfach geflutet und anschließend mit Entfeuchtern getrocknet werden musste.
Dr. Ina Dinter Leiterin Kunstmuseum

Dinters Aussagen verdeutlichten: Was man gemeinhin als Museumsdepot verstehen könnte, sind tatsächlich nur Lager- und Abstellflächen in den Nebenräumen der Villa Zanders. Präziser: Dachgeschoss und Keller nutzen die Kunsthistoriker, um die weiteren Gemälde aufzubewahren. Ein aus kunstwissenschaftlicher oder konservatorischer Sicht geeignetes Depot fehlt. Das Problem sei nicht neu, sagte Dinter auch in Richtung der städtischen Verantwortlichen.

Schon ihre Vorgängerin im Amt, Dr. Petra Oelschlägel, habe vor rund sechs Jahren erstmals auf die in keiner Weise zufriedenstellende Situation hingewiesen. Versicherungsfragen wurden im Ausschuss nicht erörtert, doch mag auch dies eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Und: Potenzielle Stifter von Kunstwerken an die Villa Zanders könnten aufgrund der Situation ins Grübeln kommen und je nach Situation auf Museen der Umgebung ausweichen. Letztlich geht es auch um den bislang ausgezeichneten Ruf des Museums und um dessen Zukunft.

Stadt bemüht sich nach eigenen Angaben seit Jahren um eine Lösung

Im Fachausschuss griff der Beigeordnete Stephan Dekker die Kritik auf. Die Stadt habe die Depot-Krise auf dem Schirm und bemühe sich seit Jahren um Besserung. Intensiv werde nach geeigneten Immobilien gesucht. Allerdings noch ohne Erfolg.

Aus Sicht der Museumsleiterin lagern die Depot-Werke an eher ungeeigneten Plätzen, im Jahresbericht ist von „kritischen Orten“ die Rede. Dinter: „Im Dachgeschoss wird es im Sommer zu warm, während der Keller mehrfach geflutet und anschließend mit Entfeuchtern getrocknet werden musste.“ Konservatorisch seien diese Bedingungen „unzureichend“, ja, sie gefährdeten die Sammlung „nachhaltig“. Weil innerhalb der Villa Zanders keine weiteren Räumlichkeiten vorhanden seien und auch statische und konservatorische Aspekte dagegen sprechen würden, bliebe nur eine Möglichkeit: der Neubau eines Depots.

Auch für Bensberger Museum werden dringend Depoträume gesucht

Dinters Vorgängerin hatten den Kulturpolitikern schon vor sechs Jahren eine Art Mahnbrief geschrieben, die Depotkapazität sei „nahezu ausgereizt“. Langfristig sei die Einrichtung eines Außendepots oder ein Anbau an das jetzige Kunstmuseum erforderlich. Passiert ist seitdem nicht viel, nach einem Depot wird noch immer gesucht. Eine politische Debatte um einen Museumsanbau hat es bislang öffentlich nicht gegeben.

Im Ausschuss vermischten manche Redner die Situation des Kunstmuseums mit dem des Bergischen Museums in Bensberg, auch dort müsse dringend nach Depoträume für die Sammlungen geschaut werden. Ob ein Anbau an das Kunstmuseum überhaupt gelingen könnte? Eine offene Frage für Politik und Verwaltung. Angrenzend liegt der Konrad-Adenauer-Platz und der Park zur Strunde. Eingriffe hier sind wohl schwer vorstellbar.

Das denkmalgeschützte Museumsgebäude, und dies ist auch ein Aspekt, hat eine Vorgeschichte. Papierfabrikantin Maria Zanders ließ das Prunk-Haus im 19. Jahrhundert als repräsentative Stadtvilla errichten (Baujahr 1873/1874), angrenzend zu den Fabrikanlagen an der Gohrsmühle. Im abgeschirmten Park lustwandelte die Künstmäzenen regelmäßig. Nach ihrem Tod übernahmen ihr Sohn Hans Zanders mit Gattin Olga und ihren sechs Kindern die Villa mit Park. 1932 erwirbt der Kreis das Haus und richtet hier seine Verwaltung ein. Mitte der 1970er geht die besondere Immobilie an die Stadt Bergisch Gladbach, und im Januar 1992 wird das lange ersehnte Museum für die Kulturstadt Bergisch Gladbach unter Leitung von Dr. Wolfgang Vomm eröffnet. Drei Geschosse werden bespielt, im Erdgeschoss sind die Meister der Düsseldorfer Schule zu sehen, Caspar Scheuren, Johann Wilhelm Schirmer oder Johann Wilhelm Lindlar. Zur Eröffnung 1992 gab es bereits über 200 Werke zur internationalen Kunst aus Papier, die man hatte erwerben können. Werke von Christo, Jacques de Villeglee, Wolf Vostell und Kenneth Noland zählen zum Bestand.