Wie die Bergisch Gladbacher Feuerwehr neben einer Großübung auch noch etliche reale Einsätze meisterte – Feuerwehrschule und THW machten mit.
Großübung der FeuerwehrZeitgleich mehrere Brände, Unfälle und eine Kuh in der Grube

Aus einer Grube muss diese „Kuh“ an der Station des THW in Gronau befreit werden.
Copyright: Anton Luhr
Eine Grünanlage auf dem Zanders-Gelände steht in Flammen, in einem brennenden Keller wird eine Person vermisst, in Herkenrath ist ein Auto bei einem Verkehrsunfall umgestürzt, in Refrath muss ein Schüler von einem Dach gerettet werden – und dann kommt auch noch ein tierischer Hilferuf aus Gronau rein.

Echte Flammen lodern auf dem Zanders-Gelände, wo die Gruppen üben, einen Vegetationsbrand zu löschen.
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„Kuh auf Eis“, sagt Feuerwehrsprecher Elmar Schneiders. An allen Ecken und Enden des Stadtgebiets „brennt“ es für die Feuerwehr an diesem Tag. Sämtliche Einheiten sind im Einsatz. Außerdem das Technische Hilfswerk.
Zwischen den Übungseinsätzen müssen auch real Menschen gerettet werden
In der Feuerwehr-Einsatzleitstelle auf der Feuer- und Rettungswache Nord an der Paffrather Straße läuft's trotzdem routiniert – und ruhig. Das Gros der Einsätze an diesem Morgen sind Übungseinsätze, aber keineswegs alle, wie sich bald zeigen wird.
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Eigenständig arbeitet die Feuerwehr in ihrem Meldekopf und in der Einsatzleitung am Übungstag die Einsätze ab.
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Während Einsatzleiter Axel Merten mit seinem Übungsstab die Lage und die aktuellen Einsätze im Blick hat und mit Gesamtübungsleiter Benjamin Severin-von Polheim stets auch das von Westen anrückende, ganz reale Gewitter im Blick hält, werden im Nebenraum die einzelnen Einheiten per Funk zu den Übungseinsatzstellen geschickt.
Feuerwehr nutzt für den Übungstag einen eigenen Meldekopf
Dazu nutzt die Feuerwehr an diesem Tag mit einem eigenen Meldekopf das Leitstellensystem der Feuer- und Rettungsleitstelle des Kreises. „Die gibt uns auch reale Einsätze hier rein“, sagt Hajo Kunz und deutet auf die Bildschirme vor sich. „Zur Sicherheit ruft die Leitstelle dann aber auch noch einmal an.“

Eigenständig arbeitet die Feuerwehr in ihrem Meldekopf am Übungstag die Einsätze ab.
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Keine fünf Minuten später klingelt es, taucht zwischen den Übungseinsätzen vom piepsenden Rauchmelder in einer Wohnung bis zur „Person in Notlage“ auf einem Schuldach, ein echter Verkehrsunfall auf: Eine Autofahrerin ist auf der Kempener Straße in Katterbach gegen eine Mauer gefahren.
Wie reale Einsätze während der Übung auch im Nu abgearbeitet werden
Umgehend schicken die Disponenten eine der beiden Einheiten zur Unfallstelle, die während der gesamten Übung wechselnd den Grundschutz im Stadtgebiet für reale Einsätze sicherstellen (siehe „Reale Einsätze während der Übung“).

Auch diesen realen Unfall auf der Kempener Straße meistert die Feuerwehr parallel zur Großübung.
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Rasch wird der verletzten Autofahrerin geholfen, während die anderen Einheiten per Funk zu ihren nächsten Übungsszenarien dirigiert werden.
Aber Moment mal. Wie war das noch „Kuh auf Eis“? Im Juni? Schon auf der Anfahrt nach Bergisch Gladbach-Gronau kommen über Funk konkretere Angaben: Ein Tier soll sich an der De-Gaspari-Straße in einer Notlage befinden. Die Einheit Schildgen ist gerade dort eingetroffen. Das Technische Hilfswerk, das schon bei der Großübung im vergangenen Jahr eine Übungsstation betrieben hat, hat seinen Bergisch Gladbacher Standort in einen „Bauernhof“ umfunktioniert.

Aus einer Grube muss diese „Kuh“ an der Station des THW in Gronau befreit werden.
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„Bäuerin“ Ilka ist außer sich: Ein Kälbchen ist in eine Grube gestürzt und die Mutterkuh hinterhergesprungen. Nun stecken beide in dem Loch fest. Also doch kein ins Eis eingebrochenes Tier, aber trotzdem eine knifflige Herausforderung für die Feuerwehrleute, zumal die von den THWlern präparierte Kuh immer wieder herzerweichend muht. Und schwer ist.
„Kuh“ wird mit Feuerwehrschläuchen und Gabelstapler aus der Grube gehoben
Einsatzleiter Marco Braun lässt ihr breite Schläuche unter den Bauch legen und die Schlaufen an einem Gabelstapler befestigen, den er samt Fahrerin auf dem „Bauernhof“ hat finden können. Zehn Minuten später ist die aus einem Fass und Holzbeinen gebastelte Kuh gerettet.

Auch das THW beteiligt sich an der Großübung – selbst beim Löschen.
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Erstmals hat das THW Bergisch Gladbach aber auch eine eigene Einsatzgruppe auf den Feuerwehr-übungsparcours durchs Stadtgebiet entsendet. Die sieht sich an der Feuerwehrschule ganz ungewohnten Herausforderungen gegenüber: Aus einem alten Bunker quillt Rauch. Eine Person soll daraus gerettet und obendrein das Feuer gelöscht werden.
Die heutige Jahresübung hat eindrucksvoll gezeigt, wie leistungsfähig und motiviert unsere Einsatzkräfte sind.
„Atemschutzträger haben wir zwar auch, sonst aber eher nichts mit Feuerlöschen zu tun“, sagt Gruppenführer Ronald Hensen, der beim THW sonst die erste Bergungseinheit leitet. Doch die THWler erhalten eine Schnelleinweisung, Übungsstationsleiter David Pleiß wandelt das Szenario etwas ab, so dass auch die THWler souverän die Übung meistern.

Echte Flammen lodern auf dem Zanders-Gelände, wo die Gruppen üben, einen Vegetationsbrand zu löschen.
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Ein paar Hundert Meter weiter brennt es richtig: Stroh und Äste werden immer wieder von der Feuerwehr absichtlich in Brand gesetzt, damit die anrückenden Einheiten zeigen können, wie sie die Flammen mit Feuerpatschen und Wasser aus einem Waldbrandrucksack löschen können.
In Herkenrath wartet eine Feuerwehrfrau immer wieder neu auf ihre Rettung
Derweil wartet Leonie Steinke am Feuerwehrhaus in Herkenrath zum wiederholten Mal in ihrem umgestürzten Unfallauto auf Rettung durch die nächste Einheit. Auch eine Schülergruppe der Feuerwehrschule Bergisch Gladbach beteiligt sich an der Großübung. Zuerst gilt es, das Fahrzeug zu sichern, dann die über Schmerzen klagende „Fahrerin“ zu retten.

Die Sieger: Staffel der Feuer- und Rettungswache Nord.
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Auf Kooperation, Geschicklichkeit und Teambuilding kommt es an der Neuen Dombach im Strundetal an. Dort wartet die Unterstützungseinheit der Feuerwehr Bergisch Gladbach mit kniffligen Aufgaben.

Eine Kübelspritze aus dem Fass holen: Auf Kooperation und Geschicklichkeit kommt es bei der Übungsstation der Unterstützungseinheit an. Foto: Wagner
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Unter anderem gilt es, eine Tasse mit Wasser ohne sie anzufassen aus einem Kreis, der nicht betreten werden darf, auf den Fenstersims im zweiten Stock einer Industriehalle zu bugsieren.
Gar nicht so einfach, macht aber auch noch Spaß, wie viele Gruppen an diesem Tag neben der wertvollen Übung auch bei anderen Szenarien im Stadtgebiet feststellen. „Ich bin stolz auf unsere Mannschaft“, sagt Feuerwehrchef Jörg Köhler am Abend bei der Siegerehrung. „Die heutige Jahresübung hat eindrucksvoll gezeigt, wie leistungsfähig und motiviert unsere Einsatzkräfte sind.“