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75. GeburtstagWarum Bergisch Gladbachs älteste Realschule Im Kleefeld Grund zum Feiern hat

Lesezeit 5 Minuten
Viele Schüler und Eltern stehen auf dem Schulhof und lassen grüne Luftballons in den Himmel steigen.

2013 feierte die Realschule, dass sie vor damals 25 Jahren in das moderne Schulzentrum Im Kleefeld einziehen konnte.

Nach schwierigem Start im Keller der alten Volksschule Hebborn, dauerte es vier Jahrzehnte, bis die Schule endlich modern untergebracht war.

Das Schulgebäude ist marode und platzt aus allen Nähten, die meisten Fachräume sind längst zu Klassenräumen umfunktioniert und ein Pavillonbau - aus Fertigmodulen in aller Eile auf dem Schulhof errichtet - soll provisorisch Abhilfe schaffen. Was sich liest, wie eine Zustandsbeschreibung der aktuellen Schullandschaft in Bergisch Gladbach, ist in Wahrheit die Kurzfassung der ersten knapp vier Jahrzehnte aus der Schulchronik der Realschule Im Kleefeld.

Denn bis sie am heutigen Standort ankam und 1987 das im Hebborner Feld gebaute neue Schulzentrum beziehen konnte, war die älteste Realschule der Stadt jahrelang ein Kellerkind. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen.

Ein Fest für alle zum 75-jährigen Bestehen der Schule

In diesem Jahr feiert die Schule ihr 75-jähriges Bestehen. Unter dem Motto: „Tradition leben, Zukunft gestalten“ steht das Jubiläumsfest am Samstag, 14. Juni, im und rund um das Schulgebäude Im Kleefeld. Ein buntes Fest für die Schulgemeinschaft und alle interessierten Bürger und Bürgerinnen der Stadt.

Diese Möglichkeiten hatte die Realschule nicht immer. Denn als Pionierin dieser Schulform in der damals noch nicht mit Bensberg vereinigten Stadt musste sie einen steinigen Weg gehen, auf dem die Raumnot eine ständige Begleiterin war. Jahrzehntelang vagabundierte die Schule, damals noch Realschule-Stadtmitte genannt, von Standort zu Standort, nutzte hier zusätzliche Räume und dort eine Filiale, wurde schließlich sogar geteilt, um der Schülermassen der Babyboomer-Jahre Herr zu werden.

Die Geschichte der Schule beginnt in einem Kellerraum in Hebborn

Schon bei ihrer Gründung 1950, mit der die Stadt auf den Wunsch vieler Eltern reagierte, neben der damals noch existierenden Volksschule und dem Gymnasium auch eine Realschule in der Stadt anzubieten, fehlt für die erste Realschulklasse mit damals 18 Mädchen und 32 Jungen ein geeignetes Klassenzimmer. So räumt die alte Volksschule in Hebborn einen Kellerraum, in dem fortan der Unterricht stattfindet. Die Mini-Schule beschäftigt neben dem Schulleiter August Fischer aus Troisdorf zunächst nur noch zwei weitere Lehrkräfte.

Eine historische Ansichtskarte zeigt ein altes Schulgebäude. Aufschrift: „Berg.-Gladbach Schule, Hebborn“

In einem Kellerraum der alten Volksschule Hebborn startete die erste Realschule der Stadt 1950 mit dem Unterricht.

Doch die Schule wächst und wächst mit jedem Jahr. Der Andrang ist so groß, dass trotz bestandener Anmeldeprüfung stets Kinder abgelehnt werden müssen, da sie schlicht nicht unterzubringen sind. 1952 nutzt die Realschule schon sieben Klassenräume der Volksschule Hebborn, gleichzeitig wird noch eine Baracke mit zwei Schulräumen aufgestellt. Die mehr als bescheidene Unterbringung lässt die Nachfrage jedoch nicht einbrechen und so nimmt eine Odyssee ihren Lauf.

Steigende Schülerzahlen zwingen zur Odyssee auf der Suche nach Räumen

1955, die Zahl der Schüler ist auf 500 angewachsen, zieht der Untermieter in Hebborn aus und wird in der alten Berufsschule an der unteren Hauptstraße einquartiert. Die ständig wachsende Schule sprengt aber auch hier bald die Möglichkeiten. „In den kommenden Jahren wird das Raumproblem jedoch so unerträglich, daß der Unterricht zeitweise in 4 verschiedenen Gebäuden gleichzeitig stattfinden muß“, heißt es in einer alten Schulchronik. Nicht nur für die Schüler eine Zumutung, auch für die Lehrer, die zwischen den Unterrichtsstunden durch die Innenstadt hasten, um pünktlich den nächsten Klassenraum zu erreichen.

Eine alte Turnhalle um 1920, mit Pferd, Barren, Kasten und Seilen.

1959 zieht die Realschule in das alte Progymnasium an der Odenthaler Straße um. Die Turnhalle (hier ein Bild um 1920) muss schon bald als Versammlungsraum genutzt werden.

1959 landet die Realschule wieder in einer Gebrauchtimmobilie: Das Gymnasium (heute Nicolaus-Cusanus Gymnasium) wechselt vom alten Progymnasium an der Odenthaler Straße in einen Neubau an der Reuterstraße, die Realschüler beziehen den frei gewordenen Altbau, der nicht unbedingt gefällt: Die alte Turnhalle, die schon bald – wir ahnen es - aus Platzgründen als Aula genutzt werden muss, wird schonungslos als ein Raum bezeichnet, „der an abstoßender Hässlichkeit wohl seinesgleichen sucht“. Schnell werden auch hier wieder alle Fachräume als Klassenräume genutzt, das Dilemma setzt sich fort …

Teilung: Aus einer Realschule werden zwei an verschiedenen Standorten

Am Ende bleibt nur noch die Teilung der inzwischen auf rund 1000 Schüler angewachsenen Einrichtung: 1973 zieht fast die Hälfte der Klassen in das neue Schulzentrum am Ahornweg (heute ist hier die Nelson-Mandela-Gesamtschule) und bildet dort eine zweite städtische Realschule (Marie-Curie-Realschule).

Der zurückbleibende Teil der Schulgemeinschaft muss sich noch zehn weitere Jahre behelfen, bis sie 1987 endlich in das nagelneue Schulzentrum „Hebborner Feld“ umziehen kann, das für 20,8 Millionen Deutsche Mark gebaut worden war. Im Kleefeld stand nun „die schönste Schule im Städtchen“, so soll der damalige Stadtdirektor Otto Fell bei der Eröffnung gesagt haben, das Gebäude teilen sich Realschule und Hauptschule.

Im modernen Haus Im Kleefeld werden heute 400 Kinder unterrichtet

Nach den vielen Provisorien sei dies ein Quantensprung gewesen, sagt Martin Havers, seit 15 Jahren Schulleiter der Realschule Im Kleefeld. Hier werden heute 400 Schüler und Schülerinnen unterrichtet. Mit vier Realschulen spiele diese Schulform immer noch eine große Rolle in der Bergisch Gladbacher Schullandschaft, meint Havers, obwohl der Fokus oft auf anderen Schulen liege. „In der Stadt haben wir mehr Realschul- als Gesamtschulklassen“, betont er mit Blick auf Unter- und Mittelstufe.

Mit ihrem musischen Schwerpunkt nimmt das Kleefeld unter den Realschulen eine besondere Rolle ein: „Musik als Hauptfach gibt es nur in sieben Schulen in NRW“, sagt der Schulleiter nicht ohne Stolz. Daher hätte sich manch einer auch die Städtische Musikschule als Partnerin im Haus vorstellen können.

Eine späte Wiedervereinigung wollten die Realschulen nicht mehr

„Wir fühlen uns hier sehr wohl“, sagt Martin Havers über den Standort. Entsprechend habe man gezittert, ob man das Haus wieder räumen muss, als sich 2011 beinahe ein Schulkarussell in Bewegung gesetzt hätte. Ausgelöst vom Platzmangel am Nicolaus-Cusanus-Gymnasium (NCG) gab es damals Überlegungen, Haupt- und Realschule Kleefeld zum Ahornweg umzusiedeln und jeweils mit der dortigen Haupt- und Realschule zu fusionieren. Für die Realschulen wäre dies eine späte, aber nun nicht mehr gewünschte Wiedervereinigung nach fast 40 Jahren gewesen.

Weil es am Ende anders kam und das NCG am Standort Reuterstraße einen Neubau erhielt, kann die Realschule am 14. Juni ihr Jubiläum in „ihrem Kleefeld“ feiern