Mit viel Poesie und Kritik an der PolitikDie schönsten Bilder und Sieger vom Karnevalszug Bergisch Gladbach

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Kinder und Erwachsene Tragen Blumenkostüme.

„Hander Bloomepänz“: Den ersten Platz bei den Jugendgruppen belegten die fantasievollen Blumenkostüme des Schulkinderhauses der Gemeinschaftsgrundschule Hand in der Wertung der Zugjury.

Zugleiter Helmut Kraus' Abschiedszug nach 33 Jahren sprengt viele Rekorde und begeistert nicht nur die Jecken am Straßenrand.

Auch wenn das Motto „Jeck wie nie – mit vill Poesie“ hieß, bedeutete das nicht, dass die Jecken im mit 2800 Teilnehmern größten Zoch der Region nicht auch den Finger in die Wunde legten. Während Zugleiter Helmut Kraus um 13.11 Uhr den mit 60 großen Wagen größten Zug seiner 33-jährigen Amtszeit startete, fuhr Bürgermeister Frank Stein Fahrrad. Natürlich nicht in Wirklichkeit, dafür aber in Überlebensgröße.

Auf dem Mottowagen der „Schluppühle“ strampelte der Ratshauschef als Riesenpappfigur auf einer Rikscha und kutschierte Menschen durch eine als Fahrradstraße ausgewiesene Laurentiusstraße. Erklärung der Schluppühle: „Sin de Autos us de Stadt, müsse Deechter un Denker op et Rad.“ Poesie kann auch ganz schön bissig sein...

Insbesondere die Verkehrspolitik in der Kreisstadt nahmen gleich eine Reihe von Gruppen aufs Korn. Vielfach aber war die Poesie vor allem bunt.

Zugleiter in Überlebensgröße auf dem Wagen der „Schinghellije“

Das fing schon bei den „Schinghellije“ an, die von ihrem Kostüm bis zum Mottowagen eine Hommage an den scheidenden Zugleiter kreiert hatten. Direkt hinter dessen Zugleiter-Lok waren sie in Zugleiterkappen und Latzhosen unterwegs, hatten auf ihrem Wagen Helmut Kraus in Überlebensgröße nachgebildet, wie er in einem Sessel sitzt und ein Buch liest.

Ein Wagen zeigt einen Mann mit Narrenkappe in einem Sessel.

Eine Hommage an Zugleiter Helmut Kraus war der Wagen der „Schinghellije“.

Zeit für Poesie nach dem Zugleiter-Amt? Verdient hätte er es sich allemal, weisen die „Schinghellije“ auf seine unermüdlichen Verdienste um das Brauchtum in Bergisch Gladbach hin.

Mit 60 großen Wagen der größte Zug in Helmut Kraus' 33-jähriger Amtszeit

Mit 60 großen Wagen ist sein letzter auch der größte Zoch in Kraus' 33-jähriger Amtszeit. Und für ihn haben sich die Jecken wieder mit zahlreichen kreativen Kostümideen ins Zeug gelegt.

Menschen mit Herzhüten stehen in einer Reihe.

Mit Herzhüten: die Kajuja.

Der Sportverein Blau-Weiß Hand trägt Hexenhäuser und -türme auf kunstvoll gestalteten Hüten, die Kajuja hat ihr Herz diesmal auf dem Kopf, Poesie in gebundener Form inklusive. Besonders schön: Die Gesellschaft, in der auch Kraus seit 60 Jahren aktiv ist, hat mit dem Musikkorps Schwarz-Rot Köln eine zusätzliche Musikgruppe für den Karnevalszug gewinnen können.

Dass es immer weniger Gruppen dafür gebe, hatte Kraus wie berichtet im Rückblick auf seine 33 Amtsjahre sehr bedauert. „Wir haben das durch persönliche Kontakte geschafft“, erläutert Klaus Dott von der Kajuja die erfolgreiche musikalische Akquise.

Zusammen arbeiten, feiern und im Gladbacher Zoch mitgehen

Nicht nur zusammen arbeiten und zusammen feiern, sondern auch zusammen im Gladbacher Zoch aktiv sind die Mitarbeitenden der GFO-Kliniken, die eine eigene Gruppe an den Start brachten. Mit einem Tintenfass samt Feder auf dem Kopf gingen die Tänzerinnen der Jazz Lights im Zoch mit und feierten damit zugleich ihr 40-jähriges Bestehen. Ebenso übrigens wie der Verein „Die Kette“, im Zoch in blaue Fräcke und Zylinder gekleidet.

Als Troubadix verkleidet Menschen rufen Alaaf aus.

Die aktuellen Baustellen in Bergisch Gladbach nahm die „Verkummene Jugend“ im gallischen Kostüm des Troubadix aufs Korn.

Poesie, die bisweilen von den Zeitgenossen nicht ganz so goutiert wird, griff die „Verkummene Jugend“ auf – und verkleidete sich als Barde Troubadix. Dabei konnten auch sie sich einen Seitenhieb auf die Verkehrspolitik etwa zur Odenthaler oder Laurentiusstraße nicht verkneifen, auch wenn die im Hier und Jetzt spielt.

Gesamtschüler aus Paffrath kamen mit Helmen und Trommeln

In genau dieser Zeit haben auch die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte der Integrierten Gesamtschule mit dem maroden Gebäude ihrer Schule zu kämpfen. Mit Baustellenhelmen, einer eigenen Sambagruppe und dem Ruf „Leever Jott jew uns Wasser denn uns Pänz han Doosch“ zogen sie im Zoch mit.

Uli und Ulla Hermanns fuhren mit. An genau dem Tag, an dem sie vor elf Jahren geheiratet hatten. Damals waren sie Jungfrau und Bauer im Gladbacher Dreigestirn und wurden an Rosenmontag von Bürgermeister Lutz Urbach getraut. Nun ist er Präsident der KG Alt-Paffrath und beide feierten hoch oben auf dem Präsidentenwagen.

Ein Paar steht auf einem Wagen und lächelt.

Feierten ihren elften Hochzeitstag: Uli und Ulla Hermann.

Die KG Schlader Botze hatte ebenso ihren neu erbauten Wagen am Start (wir berichteten), wie die Große Gladbacher KG eine neue Karosse in den närrischen Lindwurm einreihte: Auf ihr fuhr zum Abschied das Dreigestirn der vergangenen Session, Prinz Frank III., Bauer Andreas und Jungfrau Melanie, im Blauen Zylinder.

Der größte Auftritt aber galt natürlich dem aktuellen Trifolium. Und Prinz Andreas I., Bauer Gerd und Jungfrau Sabine genossen schon den Zoch vom Start an sichtlich. Schließlich ist er einer der Höhepunkt ihrer Amtszeit, die danach bis Dienstagabend sehr rasch zumindest im Ornat zu Ende gehen wird. Aber daran dachte beim Jubeln über dem Jeckenmeer im Herzen der Stadt gestern noch niemand. Da war es einfach nur Stimmung pur.


Die Sieger

  • Jugendgruppen:
  • 1. Platz: Schulkinderhaus GGS Hand
  • 2. Platz: Blau-Weiß Hand
  • 3. Platz: Integrierte Gesamtschule Paffrath
  • Mottowagen:
  • 1. Platz: Hebborner Buure
  • 2. Platz: KG De Schinghellije
  • 3. Platz: Schluppühle
  • Fußgruppen:
  • 1. Platz: KG Alt-Paffrath
  • 2. Platz: Kammellemüsjer
  • 3. Platz: Eric Singers und Kajuja

Der Abschiedszoch

  • 2800 Zugteilnehmer
  • 60 große Wagen
  • 42 Fußgruppen
  • 5 Musikgruppen
  • 4 Jugendgruppen
  • 500 Sicherheitsbeauftragte, darunter
  • 45 Mitarbeitende vom Deutschen Roten Kreuz mit drei Rettungs- und drei Krankentransportwagen,
  • 18 DLRGler und
  • 31 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks mit 11 Fahrzeugen, die alle Sperrstellen rund um den Zugweg besetzten. (wg)
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