Töchter flohen aus Angst zu FreundinGladbacher wegen häuslicher Gewalt vor Gericht

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Blaulicht Polizei 160920

Symbolbild

Bergisch Gladbach – Jasmina und Lejla G. (Namen geändert) hatten schon oft Angst vor ihrem Vater. Im Sommer vor drei Jahren war diese sogar so groß, dass sie für eine Woche bei ihrer Freundin Larissa D. wohnten, wie diese jetzt als Zeugin der Anklage vor dem Jugendschutzgericht berichtete. Damals waren die Schwestern 14 und 16 Jahre alt und in der Familie gab es große Konflikte.

Vater David G. (50) hatte ein besonderes Problem damit, dass die Teenie-Töchter abends gerne feiern gingen– und oft erst später als vereinbart nach Hause kamen. Das machte ihn sauer und wenn er sauer wurde, nahm der Tag oft kein gutes Ende für Jasmina und Lejla G.

Familie sagt nicht aus

David G., Busfahrer in Bergisch Gladbach, stand nun vor Gericht, weil ein Streit so eskalierte, dass die Polizei eingeschaltet wurde. Durch die Coronapandemie habe sich das Verfahren verzögert, erklärte Richterin Milena Zippelius-Rönz. Familie G. lebt weiterhin unter einem Dach und die Töchter und ihre Mutter wollten nicht gegen den Vater aussagen. Das habe G.s Verteidiger ihnen geraten, um weiteren Eskalationen vorzubeugen. Dafür schilderte die Verkäuferin Larissa D. (19), wie sie die Situation in der Familie und den Tatabend mitbekommen hatte.

„Du bist die einzige, die uns da raus helfen kann“

Lejla hatte sie an dem Abend mehrmals angerufen und ihr Nachrichten geschickt. In diesen stand, was passiert sei und dass Larissa D. sofort die Polizei rufen solle: „Mein ganzer Körper tut weh. Du bist die einzige, die uns da raus helfen kann“, schrieb Lejla G. ihrer Freundin. Sie schickte außerdem Fotos von den Verletzungen der Schwestern mit. Nachrichten und Fotos lagen dem Gericht vor.

Ein paar Wochen, nachdem die Schwestern bei D. gewohnt hatten, schlugen sie wieder über die Strenge, erzählte die Zeugin. Der Vater prügelte auf sie ein, trat gegen den Kopf und in den Bauch, schlug mit einem Gürtel, sperrte sie in ihr Zimmer: „Ihr habt es nicht anders verdient!“

Angeklagter schweigt

Die Zeugin rief die Polizei. Die holte den Vater aus der Wohnung und erteilte ihm für zwei Wochen Hausverbot. Das Jugendamt wurde eingeschaltet und Larissa D. ging gemeinsam mit den Schwestern zu einer Mädchenberatungsstelle. David G.s Verteidiger betonte, dass es seit dem Vorfall in der Familie viel besser laufe, G. die Maßnahmen des Jugendamts bereitwillig mitgemacht habe und die Probleme innerhalb der Familie geklärt worden seien. G. selbst äußerte sich im Prozess nicht.

Mit Verletzungen am Kopf in der Schule

Die Richterin fragte D., ob sie schon vor dem Tattag mitbekommen habe, dass der Vater gewalttätig geworden sei. „Wir haben nicht immer genau darüber gesprochen, aber es war schlimm für sie“, sagte Larissa D. Lejla G. sei schon vorher mit Wunden und Verletzungen am Kopf in die Schule gekommen. „Ich habe nicht weiter nachgefragt, ich wusste ja, wie das bei denen ablief“, erinnerte sich die Zeugin.

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In den Nachrichten an D. berichtete Lejla G. auch schon am Tattag davon, dass ihr Vater sie in den Bauch getreten habe. Larissa D.s Aussage reichte nicht aus, um David G.s Schuld nachzuweisen. Es gebe keine Beweise für konkrete Vorfälle und die Richterin war sich nicht sicher, ob weitere Zeugen diese liefern könnten.

Täterprogramm für Angeklagten

Also stellte sie das Verfahren vorläufig ein, mit der Auflage, dass G. am Täter-Programm „Mensch sein ohne Gewalt“ der AWO aktiv teilnimmt. „Sollte ich hören, dass Sie das nicht machen, werde ich das Verfahren wieder aufnehmen“, erklärte sie dem Angeklagten. Sein Mandant werde mitmachen und aktiv an sich arbeiten, versicherte der Verteidiger.

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