Mit Freude, aber auch mit Sorge reagieren die Freunde Israels in Bergsich Gladbach auf die Geiselbefreiung.
GeiselbefreiungMahnwache in Bergisch Gladbach findet heute zum letzten Mal statt

Ein Pro-Israel Demo in Bergisch Gladbach: Petra Hemming, Bildmitte mit Megafon, organisierte auch diese Veranstaltung.
Copyright: Matthias Niewels
Es sind bewegende Bilder, die um die Welt gehen: Die 20 israelischen Geiseln wurden nach 738 Tagen freigelassen. Was das für die Geiseln selbst und deren Freunde und Angehörige bedeutet, kann man nur ahnen. Petra Hemming organisiert in Bergisch Gladbach seit Monaten jeden Dienstag um 18 Uhr eine Mahnwache auf dem Trotzenburgplatz. Sie ist eine Mitbegründerin des Ganey Tikvas Städtepartnerschaftsverein – davon gibt es in Bergisch Gladbach zwei. Auf dem Trotzenburgplatz steht Hemming mit ihren Freunden, Mitstreitern und verliest Woche für Woche die Namen all jener, die sich immer noch in der Gewalt der Hamas befinden.
Auf dem Trotzenburgplatz wurde wieder und wieder die Freilassung dieser Geiseln gefordert, die nun tatsächlich Realität wird. Und Hemming hält Kontakt zu ihren Freunden in Israel. „Keiner von uns hat vergangene Nacht geschlafen“, sagt sie gestern. Die Freude über die Freilassung sei riesengroß, aber es sei keine ungetrübte Freude.
Was wird aus der Terrororganisation Hamas?
„Es werden 20 unschuldige Geiseln gegen 2000 rechtskräftig verurteilte Verbrecher ausgetauscht“, so Hemming. Die Skepsis bei ihr und den Freunden in Israel sei groß, dass die Hamas wirklich zerschlagen sei. „Natürlich hoffen wir alle auf ein Ende des Krieges, aber Israel befindet sich immer noch in einem Existenzkampf – das wird in Deutschland gerne vergessen.“
Nun komme es darauf an, was aus der Terrororganisation Hamas werde. Hemming glaubt weder an eine freiwillige Entwaffnung, noch an die Anerkennung des Staates Israel durch die Hamas. Beides sei für einen echten Frieden in der Region unverzichtbar. „Ich habe so oft erlebt, wie bei dem Gaza-Krieg vergessen wird, wer und was die Ursache für diesen Krieg war.“
Hoffnung auf einen wirklichen Friedensprozess
Willy Bartz ist Vorsitzender des zweiten Bergisch Gladbach Städtepartnerschaftsverein mit der israelischen Stadt Ganey Tikva. Auch bei ihm ist keine ungetrübte Freude. „Ob jetzt ein wirklicher Friedensprozess in Gang kommt, kann doch im Augenblick niemand sagen.“ In seinen Gesprächen mit den israelischen Freunden in Ganey Tikva sei es zuletzt immer wieder darum gegangen, auch die sterblichen Überreste der getöteten Geiseln nach Israel zu überführen. „Das fehlt im Augenblick ja auch noch.“
Petra Hemming hat ihren Blick bereits auf die letzte Mahnwache heute gerichtet. „Es fühlt sich schon seltsam an, dass es vorbei ist.“ Sie hat viel erlebt während dieser Mahnwachen in Bergisch Gladbach. Oft genug wurde sie wüst beschimpft. „Der Antisemitismus ist eine reale Bedrohung in Deutschland.“ Sie wird bereits am Donnerstag nach Nir Oz, einem zerstörten Kibbuz reisen, um dort Aufbauhilfe zu leisten.