Jeden Sonntag kommen die Auto-Fans zu „Benzingesprächen“ zusammen und tauschen sich über ihre Schätze aus.
Autos und MotorräderOldtimerfreunde treffen sich seit 20 Jahren in Bergisch Gladbach

Rolf und Cornelia Schmücker präsentieren ihren Citroën B14 „Familiale“ aus dem Jahr 1927.
Copyright: Anton Luhr
„Normalerweise stehen hier bei gutem Wetter Reihen Oldtimer nebeneinander“, erklärt Andreas Mudek, der Vorsitzende der Oldtimer-Freunde Bergisch Gladbach. Seit 1979 besteht diese Interessengemeinschaft, die sich jeden dritten Donnerstag im „Weißen Pferdchen“ in Hand trifft. Vor zwei Jahrzehnten hatte Heinz Ommer von den Oldtimerfreunden dann die Idee, sich sonntags auf dem Parkplatz an der Saaler Mühle, vor der Eissporthalle, zu versammeln, um sich mit Gleichgesinnten über die historischen Fahrzeuge auszutauschen und dabei seine Schätze zu zeigen.
Bergisch Gladbacher Oldtimerfans können sich alle anschließen
Das Besondere an dieser Gemeinschaft ist ihre Offenheit: Jeder kann kommen, ob mit oder ohne Oldtimer und unabhängig davon, ob sie ein Motorrad, ein Auto oder einen Trecker als Kulturgut pflegen. Diese Treffen nennen sie liebevoll „Benzingespräche“. Rolf Otten, der stolze Besitzer von 20 Fahrzeugen, ist besonders angetan von seinem Peugeot 172 BC „Quadrilette“, einem offenen Zweisitzer mit 11,5 PS. Doch am vergangenen Sonntag war ihm das Wetter zu unsicher, also kam er lieber mit seinem Alltagsauto.
Andreas Mudek hingegen kann seinen Oldtimer auch im Alltag nutzen. Mit dem Virus „Mercedes W124“ infizierte er sich bei seinem Vater. Als dieser 2020 verstarb, suchte Mudek und wurde fündig: Nun fährt er einen eleganten 300 CE. Dieser ist gegen Rost geschützt, wird liebevoll gepflegt und kann daher auch mal bei Regen gefahren werden.
Ältestes Auto ist von 1927
Mit dem ältesten Auto an diesem Sonntagvormittag kommen Rolf und Cornelia Schmücker: ein Citroën B14 „Familiale“ aus dem Jahr 1927. Cornelia Schmücker erzählt die Geschichte, wie sie vor 12 Jahren zu dem Auto kamen. Ihr Mann fragte sie: „Was wünschst du dir zum 55. Geburtstag?“ Sie antwortete, sie wolle eine Ente, doch im Internet fiel ihr sofort der B14 ins Auge. Das Auto war alt, aber gut in Schuss, also erwarben sie den Oldtimer. „Bisher habe ich den Motor gewartet, und sonst läuft der Wagen ohne Probleme“, berichtet der gelernte Autoelektriker Rolf Schmücker.

Manfred Siebenmorgen (oben) kaufte in Italien ein altes Mercedes-Cabrio und möchte es bald auf Mallorca fahren.
Copyright: Anton Luhr
Wie unterschiedlich die Anforderungen und Wünsche sind, zeigt die Geschichte von Manfred Siebenmorgen. Vor acht Wochen kaufte er sich in Italien einen top restaurierten weißen Mercedes Geländewagen-Cabrio der G-Klasse. Diesen möchte er nun nach Mallorca überführen. „Hier regnet es einfach zu viel, und es dauert nun mal fünfzehn Minuten, um das Verdeck anzubringen.“ Er schätzt es, dass das Auto ohne viel Elektronik auskommt und viel pflegeleichter ist als die mit Elektronik vollgestopften Neuwagen.
Auch alte Motorräder bei Bergisch Gladbacher Treffen
Nicht weit von dem rustikalen VW Kübel von Rainer Teller steht ein Volvo aus dem Jahr 1969. „Den kann man problemlos im Alltag nutzen“, berichtet der Besitzer. Zwar fährt Thomas Eversberg sein Motorrad aus dem Jahr 1937, eine Sunbeam, nicht täglich, aber „mit meiner Frau bin ich mit dem Motorrad schon zweimal über die Alpen von Deutschland nach Italien gefahren“, erzählt er. Alle Insassen der Autos, die ihn auf dem Weg zum Großglockner überholen, winken freundlich, und „oben ist man der König und bekommt Applaus“, freut sich Eversberg.
Auch Ekkehardt Schulte ist mit dem Motorrad, seiner Honda Transalp, aus Lückerath angereist. Das liegt direkt um die Ecke, doch es geht darum, fachzusimpeln und zu zeigen, was man hat. Er besitzt auch einige MZs zu Hause und ist besonders angetan von seiner MZ mit Lastenseitenwagen. Damit könne man viel Material transportieren.
Inzwischen hat Rolf Schmücker die Motorhaube seines B14 „Familiale“ geöffnet. Andreas Mudek fragt ihn: „Was ist denn das für ein Hebel?“ Er deutet auf einen Griff mit einer soliden Stange, den man um 90 Grad drehen kann. „Das ist der Ölpeilstab“, erklärt der Besitzer. Damals waren viele Dinge im Auto wohl deutlich solider.
Die Zeit vergeht bei den Gesprächen und den verschiedenen Autos, die trotz der vielen Wolken gekommen waren. Man sieht edle Fahrzeuge von Jaguar, einen toll restaurierten VW Variant und eine Menge anderer Autos der Mercedes W124 Reihe. Und noch etwas fällt auf: Diese Leidenschaft erfasst Jung und Alt gleichermaßen.