Grüner Daumen für GemüseGladbacher pflegt ein kleines Gartenparadies

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Mit dem Zollstock nachgemessen: Die Gurke in Konrad Hartingers Gewächshaus misst stolze 45 Zentimeter.

Mit dem Zollstock nachgemessen: Die Gurke in Konrad Hartingers Gewächshaus misst stolze 45 Zentimeter.

Bergisch Gladbach – Stolz und gespannt schaut Konrad Hartinger (88) seinen vier Gurkensorten beim Wachsen zu. Dieses Jahr hat er für das Pressefoto sogar einen Zollstock mit ins Gewächshaus genommen, um ein besonderes Exemplar zu vermessen. Und tatsächlich hat sein Augenmaß ihn nicht getäuscht: „Die Gurke ist jetzt ausgewachsen und 45 cm lang“, verkündet er. Damit ist sie die längste Salatgurke in seinem Garten. Vielleicht die längste in Hand, in Bergisch Gladbach – wer weiß.

Die Gurken des gebürtigen Bayern wachsen in seinem Gartentreibhaus gleich neben den roten und gelben Tomaten. Hartinger hat die Blüten der Tomaten mit Hilfe eines Pinsels besamt und so erreicht, dass aus jeder Blüte eine Frucht entstanden ist. „Bienen oder Wind kommen hier ja nicht rein“, hilft er so der Natur auf die Sprünge. Er widmet seinen grünen Daumen und seine Liebe zum Garten 20 bunten Zucchinipflanzen mit sechs Sorten, deren Samen er in Bayern entdeckt hat.

Bergisch Gladbach: 15 Paprikapflanzen im Garten

15 Paprikapflanzen wachsen neben vielem anderen Gemüse, Kräutern, Knoblauch, Radieschen, Rettich und seinen bayrischen Eiszapfen, Weintrauben und Beeren. Hartinger baute kürzlich zwei Hochbeete, um noch mehr Saatgut unterzubringen. Für seine innere Ruhe wächst Melisse für den Tee: „Ich trinke jeden Tag eineinhalb Liter und es geht mir viel besser“, sagt er und gibt ein paar Blätter in die Tüte für die Nachbarin.

Sie ist eine von vielen, die Konrad Hartinger mit den Erträgen aus seinem kleinen Paradies beschenkt. Ebenso wie seine vielen Familienmitglieder, denn der „Hander mit dem grünen Daumen“ hat neun Geschwister. Auch zu seinem Skatdienstag geht er in sein Stammlokal nur mit frischen Kräutern und frischem Gemüse.

Früher als Bäckermeister unterwegs

Das klingt alles nach sehr viel Arbeit. „Ist es auch“, gesteht Hartinger, „aber Arbeit ist mein Leben.“ Früher habe es kein „Das kann ich nicht“ gegeben, so sei er aufgewachsen. „Man war stolz auf alles, was man sich aufgebaut hatte.“

Einst als Bäckermeister im Außendienst unterwegs, bis zu seinem 80. Geburtstag ehrenamtlich bei der Innung und im Bergischen Museum am Backofen zu entdecken, hat Hartinger 1959 auch jenes Haus in Hand gebaut, in dessen Garten bis heute ständig Gemüse angebaut wird. Dies umgeben von einem Ziergarten mit vielen Blumen und Rosen ohne Dornen.

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Das mit dem grünen Daumen nimmt der erfolgreiche Hobbygärtner übrigens nicht so wörtlich. Er schwört da mehr auf sein handwarmes Regenwasser mit Brennnessel- und Hühnermistjauche. „Der Garten macht mich glücklich, weil alles so schön wächst. Hier fühle ich Zufriedenheit. Heute sind die Leute sehr unzufrieden. Und das, wie ich finde, ohne Grund.“

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