Jeckes ZweitlebenBergisch Gladbacher sucht Museumsräume für seine Karnevalssammlung

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Tonnenweise sortierte Orden: Frank Andes mit seinem Kellerschatz

Tonnenweise sortierte Orden: Frank Andes mit seinem Kellerschatz

Bergisch Gladbach – Kein Karneval in diesem Jahr? „Hier ist überall Karneval“, sagt Frank Andes und öffnet die Tür. Die führt in eine andere Welt. Andes ist Bestatter. Im Hauptberuf. Privat ist er leidenschaftlicher Karnevalist und fährt seine Fahrgäste sitzend. Denn als Mitglied der Gladbacher Prinzengarde ist er Fahrer des Bergisch Gladbacher Dreigestirns. Und Besitzer einer der größten Karnevalssammlungen in der Kreisstadt, mit der er gerne ein städtisches Museum ausstatten würde.

Die Haustür schwingt auf – und vom Treppenabsatz grüßt ein staatser Buur. Gut, keiner aus Fleisch und Blut, aber ein echtes Bauernornat auf einer Schaufensterpuppe. An den Wänden des Treppenhauses gibt es kaum einen Quadratzentimeter, an dem nicht ein Orden oder ein Bild würdiger Tollitäten aus der Karnevalshistorie hängt. Viele mit persönlicher Widmung. Auch aus Köln. Längst hat es sich über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen, dass der zweifache Familienvater eine Leidenschaft für den Karneval hat. Seit seinem sechsten Lebensjahr ist er im Fastelovend aktiv, hat mehr als 22 Jahre Trompete in verschiedenen Musikkapellen gespielt und gehört seit 18 Jahren der Prinzengarde der Großen Gladbacher KG an.

Blinken und Funkeln überall

„Angefangen hat alles mit einer Sammlung meines Vaters“, erzählt der 51-Jährige und steigt die Treppe in den Keller hinunter. „Als er vor knapp 18 Jahren starb, hat er mir eine Sammlung von rund 800 Orden hinterlassen.“ Frank Andes knipst das Licht an: Es blinkt und funkelt überall. Orden hängen von der Decke herunter und in mehreren Lagen übereinander an den Wänden. In einer Ecke stapeln sich Kartons. „In denen waren ursprünglich mal Urnen“, sagt Andes augenzwinkernd. Nun sind sie randvoll mit weiteren Orden – von Bergisch Gladbacher Vereinen ebenso wie von Kölner Traditionsgesellschaften und selbst aus jecken Exklaven in Übersee.

Von einer Trommel des Dreigestirns 2019 bis zu historischen Orden und dem aktuellen Mund-Nasen-Schutz der Großen Gladbacher KG reicht die Sammlung von Frank Andes.

Von einer Trommel des Dreigestirns 2019 bis zu historischen Orden und dem aktuellen Mund-Nasen-Schutz der Großen Gladbacher KG reicht die Sammlung von Frank Andes.

In einer Vitrine hängen Orden, die Büttenredner Hans Hachenberg alias „Doof Noss“ verliehen hat, und solche, mit denen Dreigestirnen gedankt wurde. „Jochen Damm von den Klüngelköpp hat mich auch mal über seinen Vater verständigt“, erinnert sich Andes. „Er wollte in den Urlaub fliegen, aber sein Koffer, mit dem er verreisen wollte, war voll. Voller Orden der vergangenen Session.“ Andes lächelt: „Da habe ich natürlich gerne geholfen.“

Karnevalistisches Edelmetall gut bei Andes aufgehoben

„Alles in allem sind das hier 8000 Orden“, sagt der Karnevalist. Sein Vater Walter Andes war auch Fahrer. Genauer: Chauffeur des Bergisch Gladbacher Bürgermeisters. Bei zahlreichen Gelegenheiten wurde auch er mit einem Orden bedacht. „Ich selbst bekomme auch 20 bis 25 pro Session von den Vereinen, die wir mit dem Dreigestirn beziehungsweise der Prinzengarde besuchen“, addiert Andes und zeigt besonders aufwendig gestaltete Exemplare der Gladbacher Eric Singers. Der Altenberger Dom – mit Beleuchtung. Ein anderer Orden spielt Musik. Ob eine historische Sammlung aus den Reihen der Kajuja oder die gesammelten Ordensschätze des verstorbenen Alt-Bürgermeisters Franz Karl Burgmer – viele Menschen wissen, dass karnevalistisches Edelmetall bei Frank Andes gut aufgehoben ist. Aber nicht nur das.

Der Sammler Frank Andes in jungen Jahren als Musiker im Zoch.

Der Sammler Frank Andes in jungen Jahren als Musiker im Zoch.

„Ich habe auch Ornate und Uniformen der unterschiedlichsten Vereine – auch von solchen, die es heute gar nicht mehr gibt“, erzählt der Sammler und präsentiert einen Uniformrock der früheren Bensberger Gardehusaren, ein historisches Schiffchen aus den Gründerjahren der KG Alt-Paffrath und einen Wimpel, wie man ihn von Staatskarossen kennt und wie er der Prinzengarde in jenen Zeiten zur Dekoration ihrer Autos diente, als das Begleitkorps des Gladbacher Dreigestirns noch keine Kleinbusse von Autohäusern für die Session zur Verfügung gestellt bekam.

Jecke Familie: Frank Andes mit Sohn Louis in der Prinzengarde.

Jecke Familie: Frank Andes mit Sohn Louis in der Prinzengarde.

Auch historische Fotos, etwa von Karnevalsumzügen in den 60er Jahren, zählen zur Sammlung des Bestatters mit dem humorvollen zweiten Leben. Ob Bauernhut von Friedel Lenges oder Mini-Dreschflegel, ob Prinzenkappe oder Orden der Großen Gladbacher aus den 30er Jahren: Es gibt kaum etwas, was Andes nicht hat. „Da wäre es natürlich schön, wenn man das auch den Menschen mal zeigen könnte“, sagt er.

Brandschutzauflagen zu hoch

Der ehemalige Bürgermeister Lutz Urbach habe ihm schon mal den Ratskeller unter dem Rathaus Stadtmitte für die Einrichtung eines Museums angeboten, erzählt Andes. Aber die Brandschutzauflagen seien einfach zu hoch gewesen. „Dabei wäre es doch toll, wenn man Schulklassen oder Vereinen die Karnevalsgeschichte von Bergisch Gladbach ganz plastisch näherbringen könnte“, überlegt er und steuert einen weiteren Raum an. Vorsichtig hebt er einen Bilderrahmen hoch, der an der Wand lehnt: „Die Zeichnung einer Kölner Traditionsgesellschaft“, erklärt er. „Und davon habe ich 14 Stück aus einer limitierten Auflage.“

Kartons: Gerne würde Frank Andes seine Sammlung ausstellen.

Kartons: Gerne würde Frank Andes seine Sammlung ausstellen.

Längst hat die Sammelleidenschaft auch auf die Kinder von Annette und Frank Andes übergegriffen. Sohn Louis (16), der den Vater seit klein auf in der Prinzengarde begleitet und selbst einmal Gardist werden möchte, sammelt Pins. Und Tochter Hannah (11) entwirft sogar selbst Orden – etwa fürs Dreigestirn 2020.

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Den Engelbertturm am Bensberger Rathaus, in dem Bensberger Karnevalisten ein Museum eingerichtet haben, hat er sich auch schon einmal angesehen. „Aber da wäre kein Platz, um auch noch diese riesige Sammlung unterzubringen“, sagt Frank Andes und lässt einen Blick über die ungezählten Kartons mit Karnevalsschätzen schweifen. „Da ließen sich mehrere Museumsräume gut mit füllen.“

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