Kommentar zum Zanders-AusDas Ende der Papierfabrik ist eine Zäsur für Gladbach

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Papierfabrik Zanders

Haupteingang zur Papierfabrik Zanders (Archivfoto)

Bergisch Gladbach – Der 30. April 2021 ist ganz ohne Frage ein Datum für das Geschichtsbuch der Stadt Bergisch Gladbach. Das Ende der Papierfabrik Zanders ist eine Zäsur, deren Bedeutung aktuell wahrscheinlich noch gar nicht richtig beurteilt werden kann. 37 Hektar im Herzen der Stadt sind nun Industriebrache und viele Fragen sind zu klären. Zanders muss abgewickelt werden, die Maschinen und die gesamte Einrichtung verkauft oder entsorgt werden. Dann die Frage, was mit dem Gelände tun? Und natürlich wird im Nachgang zum Ende der Papierfabrik nach den Schuldigen gesucht werden. Nicht auszuschließen ist, dass der Zanders -Untergang auch die Gerichte beschäftigen wird. Es stehen noch etliche Zahlungen aus und mancher Schuldner sucht das Weite.

Neubebauung von Zanders-Areal noch in ferner Zukunft

Die Stadt und der Insolvenzverwalter aus der ersten Insolvenz Marc d’Avoine haben bereits mit Verhandlungen begonnen. Das ist ein schwieriges Feld. Wie genau definiert die Stadt ihre Anforderungen an den Zustand der Immobilie, für die der Insolvenzverwalter zuständig ist? Was ist der Insolvenzverwalter bereit zu leisten? Was kann er leisten? Bevor daran gedacht werden kann, das Zanders-Areal zu bebauen, müssen diese Fragen geklärt werden. Wenn es gut läuft, wird aus der Brache eine gigantische Baustelle. Wenn es schlecht läuft, bleibt eine Ruine. Das Zanders-Gelände ist Gladbachs zentrale Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte.

Aber der Augenblick gehört den Menschen, den Zandrianern. Und sie haben keine Krokodilstränen verdient. Bis zum Schluss haben sie an Zanders geglaubt. Sie haben gehofft und gearbeitet, obwohl die Mehrheit der Gladbacher das Werk doch schon lange aufgegeben hatte. Insgeheim haben viele gehofft, dass möglichst rasch die gesamte Fläche für die Überplanung zur Verfügung steht. Dies öffentlich zu sagen, hat sich aber niemand so recht getraut.

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Der unerschütterliche Optimismus des Betriebsratsvorsitzenden Taner Durdu hatte manchmal etwas Wirklichkeitsfremdes. Er und seine Kollegen, die allesamt seit Jahrzehnten im Werk gearbeitet haben, sind stolz darauf, „Zandrianer“ zu sein. In einer Zeit, in der es absolut zur Ausnahme geworden ist, ein ganzes Leben lang bei einem Unternehmen zu arbeiten, stellt diese Verbundenheit etwas ganz Besonderes dar. Die nun arbeitslosen Zandrianer werden sich dafür nichts kaufen können, aber mit ihnen verliert die Stadt nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch einen ganz besonderen Schlag Menschen. Der Insolvenzverwalter Mark Boddenberg hat seinen Hut vor der Belegschaft gezogen, die praktisch von den Maschinen gezerrt werden musste. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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