Pfefferpistolen-ProzessBergisch-Gladbacher Nachbarschaftsstreit endet tödlich

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Am ersten Verhandlungstag im Pfefferpistolen-Prozess belasten die Zeugen den Angeklagten schwer. (Symbolbild)

Köln/Bergisch Gladbach – Das Klima in der Nachbarschaft muss vergiftet gewesen sein. Das ist zumindest der Eindruck, den Zeugen am Freitag im Verfahren um den gewaltsamen Tod eines 30-Jährigen in der Hüttenstraße in Heidkamp vermittelten.

In dem Stadtteil von Bergisch Gladbach war im März 2018 ein Nachbarschaftsstreit eskaliert, in dessen Verlauf ein 26-jähriger Immobilienkaufmann einen 30 Jahre alten Nachbarn mit einer Pfefferpistole tödlich verletzte. Hintergrund sollen massive Sachbeschädigungen an Fahrzeugen in der Nachbarschaft gewesen sein, hinter denen der Angeklagte das spätere Opfer vermutete.

Angst in der Nachbarschaft

Eine 44 Jahre alte Nachbarin berichtete, sie habe nie Angst in der Nachbarschaft gehabt. Seit der Tat sei das aber anders. Dennoch widersprach sie dem Angeklagten, der den Stadtteil Heidkamp am ersten Verhandlungstag wie einen sozialen Brennpunkt dargestellt hatte. „Das ist ein netter, dörflich anmutender kleiner Stadtteil“, sagte die Zeugin. Von Beschädigungen an Fahrzeugen vor dem Tattag habe sie gehört, ihr Fahrzeug sei aber nie betroffen gewesen.

Wenige Tage vor der Bluttat sei der Angeklagte auf der Straße auf sie zugekommen und habe gesagt: „Ich muss Ihnen empfehlen, hier nicht mehr zu parken.“ Jemand laufe durch die Nachbarschaft und „schlitzt Reifen auf und beschädigt Fahrzeuge“. Dann sagte sie weiter: „Auf jeden Fall hat er mir gesagt, dass er sich bewaffnet habe und bald ein Unglück passieren würde.“ Er wolle, so die Zeugin weiter, „der Sache ein Ende setzen“. Dann zitiert sie den Angeklagten wörtlich und belastete ihn schwer.

„Dann mache ich den kalt“

„Wenn mir nochmal jemand querkommt, dann mache ich den kalt, dann gibt’s Tote.“ Dabei habe der 26-Jährige seine Jacke geöffnet, ihr verschiedene Waffen gezeigt. „Eine sah aus wie eine Pistole, würde ich aus meinem laienhaften Verständnis sagen“, so die 44-Jährige weiter. Sie habe dann versucht, den Angeklagten zu beschwichtigen: „Ist gut jetzt. Was wir hier nicht brauchen, sind Waffen.“

Weiter belastet wurde der Angeklagte auch von Sprachnachrichten, die er einem Nachbarn (52) geschickt haben soll. Darin soll der 26-Jährige angekündigt haben, den Urheber der Beschädigungen „abzuknallen“. Damit konfrontiert, konnte der 52-Jährige sich vor Gericht aber nicht erinnern. Freimütig gab er zu, die Nachrichten, die er vom Angeklagten im Tatzeitraum erhalten hatte, gelöscht zu haben. Er habe mit der Tat des Angeklagten nicht in Verbindung gebracht werden wollen.

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Der Mann gab weiter an, dass die Familie des Opfers, mit der er in einem Mehrfamilienhaus wohnt, die ganze Nachbarschaft „terrorisiert“ habe. Wiederholt sei sein Auto beschädigt und verschmutzt, die Windschutzscheibe zerkratzt, die Reifen zerstochen und er persönlich von Familienmitgliedern massiv bedroht worden. Er habe, wie auch der Angeklagte, das spätere Opfer im Verdacht gehabt, Urheber des Vandalismus zu sein.

Polizei hat sich nicht gekümmert

Wie auch schon der Angeklagte am ersten Verhandlungstag, beschwerte sich der Zeuge über die Polizei. Diese habe sich nie um die Sachbeschädigungen und die Bedrohungen von Anwohnern gekümmert. „Trotz zahlreicher Anzeigen“ aus der Nachbarschaft, so der 52-Jährige.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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