BurscheidBetriebsrat ohne Büro und Telefon

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Burscheid –  Der nächste Schritt ist getan: Am Freitag hat sich der Betriebsrat von Adient konstituiert und einen Vorsitzenden gewählt. Joachim Oetken, der im Management des Autositz-Herstellers tätig ist, führt das 15-köpfige Gremium. Oetken hat einiges hinter sich: Noch vor dreieinhalb Monaten saß er vor dem Arbeitsgericht in Opladen und musste sich der Attacken von Sven Kische erwehren. Der Europa-Personalchef von Adient trat vor Gericht als Wortführer der früheren Johnson Controls auf, die alles daran setzte, einen Betriebsrat in dem Unternehmen mit fast 1200 Beschäftigten zu verhindern. Deshalb hatte die Firma die Betriebsversammlung angefochten, auf der ein Wahlvorstand eingesetzt wurde.

Für das Treffen am 30. Juli waren die Initiatoren in die Gesamtschule ausgewichen. Eine Versammlung in der Firma erschien ihnen zu riskant, die Erfahrungen waren einfach zu schlecht. So hatte sich die Assistentin der Geschäftsleitung schon geweigert, die Aushänge anzunehmen, auf denen Oetken und seine Mitstreiter zur Betriebsversammlung einluden. Auch sonst war die Arbeitgeberseite kein bisschen kooperativ. Vielmehr wurde versucht, die Versammlung und ihr Ergebnis zu torpedieren. Mithilfe einer einstweiligen Verfügung sollte sie für nichtig erklärt werden. Mit dem Versuch scheiterte die Führung von Adient erst vor dem Arbeitsgericht Opladen, ein paar Wochen später auch vor dem Landesarbeitsgericht in Düsseldorf.

An der Betriebsratswahl, die am Freitag voriger Woche zu Ende ging, beteiligten sich 826 von 1150 stimmberechtigten Mitarbeitern. Zur Auswahl hatten sie 52 Kandidaten von sechs Listen. Am weitaus besten schnitten die Initiatoren um Joachim Oetken ab. Die Liste „Miteinander stark – together strong“ eroberte neun der 15 Sitze.

Oetkens Stellvertreter an der Spitze des Betriebsrats ist Dieter Neff von derselben Liste. Sie war im Vorfeld von der IG Metall unterstützt worden. Gewerkschafter Wolfgang Rasten betonte am Freitag, dass „die Arbeit jetzt erst anfängt“. Die Voraussetzungen dafür sind indes noch nicht geschaffen: Der Betriebsrat von Adient hat bisher weder ein Büro noch den vorgeschriebenen eigenen Telefonanschluss. Nächsten Donnerstag stellt sich die Vertretung der Belegschaft vor. Dann ist eine Betriebsversammlung, diesmal im Werk selbst.

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