Ehrenamt in Bergisch GladbachWandern durch die Geschichte

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Bergisch Gladbach – Heute liegen hier gelbe und blaue Gas- und Wasserrohre auf der Straße, bereit zum unterirdischen Verlegen, zur Versorgung des dicht besiedelten Gebietes an der Straße Am Brandroster. „Noch zu meiner Großmutters Zeiten wäre hier keiner auf die Idee gekommen, zu bauen“, sagt Hans-Peter Müller. Als Vorsitzender des Heimatvereins Refrath führte er am Samstagnachmittag ein gutes Dutzend Vereinsmitglieder zum ersten Mal über den vierten historischen Rundweg. Ein temporärer, nur bei starken Niederschlägen gefüllter Bach sei hier früher geflossen und habe das Gelände an der Stadtgrenze zu Köln häufig in einen Sumpf verwandelt. Heute werden die Wassermassen bei Starkregen unterirdisch abgeleitet.

Im Mittelalter gab es hier trotz der Feuchtgebiete rege menschliche Aktivitäten, und darauf deutet auch seit 1929 der Straßennamen hin. Der Brandroster war das Gebiet der Köhler. Holz gab es hier genug, und in ihren Meilern brannten sie es zu Holzkohle, die sie etwa an die Köche der Bensberger Burg für die Schlossküche des Grafen von Berg lieferten. Ab dem 16. Jahrhundert brauchte man den Brennstoff zunehmend zur Erzgewinnung und ab dem 17. Jahrhundert für die Schießpulverproduktion.

Schilder kennzeichnen Stationen

Aus dieser Zeit stammen wohl auch die ältesten Fachwerk-Balken eines kleinen Gutes am Brandroster, vor dem heute ein großes, metallenes Schild steht. Es ist eines von sechs neuen Schildern, die die Stationen des vierten Teils des historischen Rundweges kennzeichnen und umfangreich Einblicke in die Siedlungsgeschichte des heutigen bevölkerungsreichsten Bergisch Gladbacher Ortsteils gibt.

„Wir sind sehr stolz auf das Schild, das ist schon etwas Besonderes“, sagt Wilhelm Roman Alexander, der das Gut mit Wurzeln bis in die Zeit des 30-jährigen Kriegs im Jahr 2009 sanierte und heute mit Frau, Kind, Hund und Kater dort lebt. Schon in den 80er-Jahren war das schmucke Fachwerkgebäude kernsaniert worden. „Es war noch gut in Schuss“, sagt Alexander.

Für Müller und seine Heimatforschung ein Glücksfall, denn so kann er die Entstehung Refraths plastischer und lebendiger nacherzählen. „Wir haben gesehen, was am Kicke geschehen ist“, blickt Müller vom Brandroster auf die vorherige Station des Rundweges zurück. Auch dort stand ein Gut aus Fachwerk.

Ausflugsziel für die Kölner

Als die Kölner zu Beginn des 20. Jahrhunderts Refrath als Ausflugsziel entdeckten, wurden einige dieser Gebäude umgebaut wie die Steinbreche oder abgerissen wie an der Kicke. 1910 eröffnete hier die erste Trinkhalle, noch heute ist das Kickehäuschen ein Ausflugslokal.

Müller hat die historischen Fakten für die Informationsschilder und seine unterhaltsamen Kurzvorträge an den einzelnen Stationen selbst recherchiert. Am Gut Beningsfeld musste er am tiefsten in der Chronologie graben. Schon 1166 wird das Gut in einem Erbteilungsvertrag genannt, und Müller vermutet, dass hier schon im frühen Mittelalter die Bevölkerung bei Bedrohung Schutz in einer Motte (frühzeitliche Wasserburg) fand.

Hans-Peter Müller möchte den neu installierten Rundweg, für den es auch Apps zum Download gibt, nun Schulklassen, Kindergärten und anderen Interessierten auf einer Führung zeigen. Auch für Klassentreffen kann er gebucht werden. „Oder man verschenkt mich zum Geburtstag“, sagt er lächelnd.

Kontakt zu Hans-Peter Müller: 02204/66355.

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