Hilfe für GolbasiImbissbetreiber aus Kürten-Bechen sammelt 13.000 Euro für Erdbebenopfer

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Erkan Karahan steht mit einem Banner unter dem Ortsschild von Golbasi.

Erkan Karahan hat Spenden in Odenthal und Kürten gesammelt.

Unterstützung bekam Erkan Karahan dabei von den Bürgermeistern von Kürten und Odenthal.

Zehntausende Tote, Trümmer, zerstörte Häuser: Das ist die Realität in vielen türkischen Städten. Das verheerende Erdbeben in der Türkei und in Syrien hat Millionen Menschen ihr Zuhause genommen.

Seit ein paar Tagen ist Erkan Karahan wieder zurück in seinem Imbiss in Kürten-Bechen. Sein Kopf ist noch voll von den Eindrücken, die er in seinem Heimatdorf Golbasi Adiyaman gesammelt hat. Die Not der Menschen in Golbasi sei groß, sagt er, viele Opfer habe das Beben gefordert.

Das Elend sei kaum in Worte zu fassen. In seiner Heimat sei nahezu jedes Haus zerstört, die Infrastruktur nicht mehr vorhanden. Der Wiederaufbau werde viele Jahre dauern. Der 38-Jährige, der seit 2015 den Bechener Imbiss betreibt, hat auch selbst Familienangehörige verloren.

Ein zerstörtes Haus in Golbasi Adiyaman.

Die Menschen in Golbasi Adiyaman haben unter dem Erdbeben gelitten.

Nach der Katastrophe sei für ihn sofort klar gewesen, dass er seiner Heimat in dieser schweren Zeit helfen wolle. Karahan ergriff die Initiative und rief mit Unterstützung der Bürgermeister aus Kürten und Odenthal, Willi Heider und Robert Lennerts, eine Spendenaktion für die Erdbebenopfer ins Leben. Innerhalb weniger Tage kamen unter anderem durch Spenden der Karnevalsgesellschaften, durch den Rathaussturm an Weiberfastnacht sowie die Spendenboxen am Imbiss und in den beiden Rathäusern rund 13.000 Euro zusammen. Viele wollten Karahan helfen.

Am Rosenmontag machte sich der Initiator auf den Weg in seine Heimat. Mit dem Flugzeug ging es zunächst nach Gaziantep. Von dort aus weiter mit dem Auto, anderthalb Stunden bis in seine zerstörte Heimatstadt Golbasi Adiyaman. Bereits im Vorfeld hatte er mit dem dortigen Bürgermeister Kontakt aufgenommen. Dies sei ihm sehr wichtig gewesen, um zu erfahren, was den Menschen in den unterschiedlichen Dörfern konkret fehle.

Der Helfer aus Bechen kaufte in Gaziantep Hygieneartikel und Lebensmittel ein, im Kofferraum brachte er die Hilfsgüter in seinen Heimatort. Von den Spenden kaufte Karahan auch zwei Wohncontainer, damit zwei Familien aus seinem Dorf wieder ein festes Dach über dem Kopf haben. Zusätzlich fragte er die Menschen in Golbasi, was sie jetzt am dringendsten benötigten.

Spenden aus Odenthal und Kürten

Ein großer Wunsch waren Kühlschränke, um die Lebensmittel länger aufzubewahren. Diesen Wunsch erfüllte der Imbiss-Betreiber, drei Kühlschränke kaufte er mithilfe der Spendengelder aus Odenthal und Kürten. Ein Besuch beim Bürgermeister von Golbasi hatte Karahan ebenfalls vereinbart. Dass ein Großteil der Spenden für den Wiederaufbau des Ortes genutzt werden solle, sei mit ihm verabredet worden, berichtet der Spenden-Initiator.

Weitere Gelder gingen an eine Gemeinschaft der Frauen aus Golbasi„Ich habe alle Ausgaben genau dokumentiert“, erklärt Karahan und zeigt auf ein Notizbuch mit vielen Einträgen. Bei seiner spontanen Spendensammlung habe sehr geholfen, dass sich die beiden Bürgermeister für ihn verbürgt hätten, sagt er.

Erkan Karahan übergibt Windeln an zwei Frauen und ein Kind.

Erkan Karahan bei einem Besuch in der Türkei.

Während seines Aufenthalts fand er seinen Schlafplatz in einem Container. Doch an Schlafen war bei ihm kaum zu denken. Immer wieder waren Nachbeben zu spüren. Zusätzlich waren viele Eindrücke vom Tag zu verarbeiten. Den Erdbebenopfern sei die Dankbarkeit anzusehen gewesen, erzählt Karahan. Auch der Bürgermeister von Golbasi habe seine große Dankbarkeit gegenüber allen Menschen in Kürten und Odenthal ausgedrückt. „Er hat auch ins Spiel gebracht, dass in Zukunft eine Städtepartnerschaft möglich sein könnte“, berichtet Karahan.

„Meine Freunde bezeichnen mich als Held“, sagt er. Dies sei er aber nicht, winkt er ab. Mittlerweile wollten Freunde aus Remscheid eine weitere Hilfsaktion für Golbasi starten. Erkan Karahan ist auch Tage nach seiner Rückkehr ergriffen von den Eindrücken. Er könne sich vorstellen, noch einmal nach Golbasi zu fahren. Das Leid der Menschen lasse ihn nicht los.

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