Erdbebenstation der Universität KölnSo wurde das tödliche Beben der Türkei in Bensberg erfasst

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Die Geophysikerin Dr. Brigitte Knapmeyer-Endrun sitzt vor Bildschirmen in der Erdbebenstation Bensberg.

Die Geophysikerin Dr. Brigitte Knapmeyer-Endrun leitet die Bensberger Erdbebenstation seit 2019.

Das schwere Erdbeben in der Türkei und in Syrien ist auch in Bensberg erfasst worden: in der dortigen Erdbebenstation der Uni Köln.

„Das Beben war über eine halbe Stunde messbar“, sagt Dr. Brigitte Knapmeyer-Endrun und deutet auf das Seismogramm. Sie sitzt im Erdgeschoss eines unscheinbaren Wohnhauses an der Vinzenz-Pallotti-Straße: der Bensberger Erdbebenstation, eine Außenstelle der Universität zu Köln.

Hier, auf den ersten Höhen des Bergischen Landes, werden eigentlich Erdstöße im Rheinland untersucht. Doch wenn es irgendwo auf der Welt so bebt, wie am Montagmorgen in der Türkei und in Syrien, dann fällt das auch in Bensberg auf.

Der Boden in Bensberg habe sich um 3,5 Millimeter bewegt. „Das ist schon ganz ordentlich“, berichtet Knapmeyer-Endrun, Leiterin der Erdbebenstation Bensberg. Im Zentrum des Erdbebens seien es bis zu zehn Meter gewesen. Da sei es kein Wunder, dass Gebäude einstürzten, erklärt sie.

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Es war gerade ein Fernsehteam da, als ich die Ausschläge auf dem Seismogramm bemerkte.
Brigitte Knapmeyer-Endrun, Leiterin der Erdbebenstation in Bensberg

Das erste Beben am Montagmorgen habe sie selbst nur über die Nachrichten mitbekommen, später die Daten der Erdbebenwarte damit abgeglichen. Der Erdstoß war messbar, wenn auch deutlich schwächer. Da sich die Beben in unterschiedlichen Geschwindigkeiten durch die Erde bewegen, seien Messungen ungenauer, je weiter entfernt eine Messstation vom Zentrum des Erdstoßes sei, erläutert sie.

Das zweite Beben hat sie überrascht: „Es war gerade ein Fernsehteam da, als ich die Ausschläge auf dem Seismogramm bemerkte.“ Das habe auch sie nicht kalt gelassen, denn der erneute Erdstoß habe die Rettungsarbeiten zusätzlich erschwert.

Im internationalen Vergleich ist Rhein-Berg weitaus weniger gefährdet, da es in Deutschland keine Grenzen zwischen Erdplatten gibt. Trotzdem misst die Station etwa 200 Erdbeben pro Jahr. Nur ein bis zwei davon würden von den Menschen überhaupt wahrgenommen, berichtet die Geophysikerin. Dann riefen häufig besorgte Bürger an, die sich über weitere drohende Erdstöße informieren wollten.

Viel häufiger treten Erdbeben in Südosteuropa auf. „Dort treffen mehrere Platten aufeinander“, erläutert die Expertin. Diese bewegten sich wenige Zentimeter pro Jahr. Die dabei entstehende Spannung entlade sich in unregelmäßigen Abständen, was sich an der Erdoberfläche als Beben bemerkbar mache.

Man könne nie mit Sicherheit sagen, ob noch Restspannung zwischen den Platten bestünde. „Ein Erdbeben vorauszusagen, das ist wie vorauszusagen, wo der Blitz einschlägt“, sagt die Stationsleiterin. „Man weiß nie, wann es das nächste Mal passieren kann.“ Die Messstationen in   Bensberg dienten vor allem dazu, den Ort und die Stärke eines Bebens im Rheinland zu bestimmen. Erfasst haben sie allerdings auch das aktuelle vorderasiatische Beben.


Stärke von bekannten Beben

5,1 MW betrug die Magnitude des „Zweiten Euskirchener Erdbebens“ im Jahr 1951. Damals kam es zu leichten Gebäudeschäden. 5,4 MW auf der Momenten-Magnituden-Skala hatte das Beben von Roermond 1992, das in Deutschland Schäden von 150 Mio. D-Mark verursachte. 7,8 MW trafen am Montag Türkei und Syrien. Bislang wurden bereits mehr als 5000 Tote geborgen.


Die Erdbebenstation Bensberg

1954 wurde die Erdbebenstation Bensberg als Außenstelle der Universität Köln im ehemaligen Wohnhaus des Gründers Martin Schwarzbach eingerichtet – als Reaktion auf das „Zweite Euskirchener Erdbeben“ von 1951.

Nach dem langjährigen Leiter Klaus-Günter Hinzen übernahm im Jahr 2019 die Geophysikerin Dr. Brigitte Knapmeyer-Endrun die Leitung. Heute führt die Station Daten aus dem gesamten Rheinland zusammen und wertet diese aus. 

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