LeichlingenFerienspaß ganz ohne Smartphone im Jugendzentrum Balker Aue

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Im Bildhauer-Atelier des Jugendzentrums wird Leichtbeton zersägt und geschliffen.

Im Bildhauer-Atelier des Jugendzentrums wird Leichtbeton zersägt und geschliffen.

Leichlingen – Die Sommerferien sind für viele Kinder und Jugendliche die schönste Zeit des Jahres. Die Gänge der Schulen sind leer und leblos. Doch während die Klassenzimmer für sechs Wochen verwaist bleiben, füllt sich das Leichlinger Kinder- und Jugendzentrum in der Balker Aue mit Leben. Insgesamt 30 Kinder nehmen an dem zweiwöchigen Ferienprogramm des Jugendhauses teil, das in den ersten beiden Ferienwochen stattfindet. Ausflüge in den Kölner Zoo und in den Freizeitpark Irrland nach Kevelar stehen auf dem Programm, ebenso wie Sport- und Kreativtage und kleine Wanderungen.

Zwischen acht und zwölf Jahren sind die Kinder alt, doch beim Einteilen in die Projektgruppen spielt das Alter keine Rolle. „Bei uns dürfen sich die Kinder das ganz nach Belieben aussuchen. Alles ist bunt gemischt“, sagt Anna-Catharina Bircher, die das Ferienprogramm als Betreuerin begleitet.

Bircher bietet am ersten Sport- und Kreativtag Ytong an – das Herstellen von Skulpturen aus einer Art Beton, der allerdings weicher und besser abschleifbar ist als normaler Beton. Während sie draußen mit ihrer Gruppe alles für das Skulpturenhauen vorbereitet, geht es in der Tonwerkstatt laut zu. Mit viel Ambition und Kraft schlagen die Teilnehmerinnen der Fadenbild-Gruppe Nägel in eine Holzplatte. Zwischen den Nägeln werden bunte Fäden gespannt, so dass am Ende ein Bild entsteht.

Keine Scheu vor Matsche darf man in der Gipswerkstatt haben.

Keine Scheu vor Matsche darf man in der Gipswerkstatt haben.

„Es geht darum, in der Gemeinschaft kreativ zu werden“, erklärt Sabine Riegler, die gemeinsam mit Bircher das Zentrum hauptamtlich leitet. „Je nachdem, wo die Kinder wohnen, gibt es kaum noch andere Kinder in der unmittelbaren Nachbarschaft. Daher ist uns das Gemeinschaftliche sehr wichtig“, sagt sie. Dies sei auch einer der Gründe, warum das Jugendzentrum während des Programms Smartphone-freie Zone ist. Von 10 bis 17 Uhr müssen die Kinder ihre Handys abgeben.

Elf Betreuer

Vor allem für berufstätige Eltern kann eine Ferienbetreuung entlastend sein. „Sechs Wochen sind eine lange Zeit und wir sind immer schon ziemlich früh ausgebucht“, erzählt Riegler. 160 Euro kostet die zweiwöchige Betreuung, bei der auch Mittagessen mitinbegriffen ist. Das Kochen übernehmen die Betreuer, denn frisch kochen und das Vermeiden von Müll sei ihnen im Jugendzentrum sehr wichtig.

Insgesamt elf Betreuer gestalten das Ferienprogramm, viele von ihnen waren selber einmal Besucher und haben irgendwann Lust auf ein Ehrenamt bekommen. Unter ihnen ist auch der 14-jährige Niko Kürten, der am ersten Sport- und Kreativtag die Origami-Gruppe betreut. Ein Praktikum im Kindergarten habe er schon gemacht, erzählt er. Später möchte er Grundschullehrer werden. Die Meinungen darüber, was an den Ferien am besten ist, gehen in Nikos Gruppe auseinander. „Das Beste ist, dass man nicht in die Schule muss“, findet Amy. Die achtjährige Anni sieht das anders: „Eigentlich vermisse ich die Schule und ich freue mich darauf, wenn sie wieder anfängt“, sagt sie. Ähnlich wie viele Betreuer verbringt auch Denise Kürten einen Teil ihres Urlaubs im Jugendzentrum. Kürten arbeitet als Betreuerin für zwei Kinder an einer Förderschule und ist damit auch an die Sommerferien gebunden. Früher war sie bei den Pfadfindern. „Irgendwie fehlt einem doch das ehrenamtliche Engagement in den Sommerferien“, findet sie und hilft daher beim Kochen aus. Neben Origami können die Kinder Gipsmasken basteln, Pappmaché-Figuren machen, Fußball oder Billard spielen. Obwohl der achtjährige Connor für den Billardtisch noch etwas zu klein ist, hält er gekonnt den Billardschläger und versenkt zielstrebig eine Kugel im Loch. „Eigentlich spiele ich lieber am Prof-Tisch. Manchmal gehe ich mit meinem Vater Billard spielen“, erzählt er.

Viel Raum für Entfaltung

Das städtische Jugendzentrum bietet viel Raum für Entfaltung und die Haupt- und Ehrenamtlichen stecken viel Arbeit und Liebe zum Detail hinein. Die Räume sind mit Bildern und Sofas ausgestattet, Küche und Aufenthaltsraum sind lichtdurchflutet und gemütlich eingerichtet. Auch eine Holzwerkstatt sowie ein Töpferraum samt Brennofen sind Teil des Jugendzentrums. Nächste Woche geht es dort kreativ und sportlich weiter. Am erlebnispädagogischen Tag wird es um verschiedene Vertrauens-, Kooperations- und Teamübungen gehen. Bircher: „Die Kinder sollen die Möglichkeit haben sich selber anders erleben und wahrnehmen zu können und vielleicht auch etwas über sich hinaus wachsen“.

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