Nachwuchsbands in WitzheldenMetal ist Gefühl, nichts zum Mitsingen
Leichlingen-Witzhelden – Wer Joe Sila kurz vor seinem Auftritt mit den restlichen Mitgliedern der Metal-Band Ancorae sieht, kann sich ihn kaum in seinem Bürojob unter der Woche vorstellen. „Meine Arbeitskollegen haben mir erst nicht geglaubt, dass ich Gitarrist in einer Metal-Band bin“, erzählt der IT-Projektmanager.
Zwei Leben
Er spricht von zwei Leben, die er führt: Das Arbeits- und das Bandleben. An diesem Wochenende sei nun einmal das Bandleben dran. Ancorae gehörte zu den vier Bands, die während des kleinen offenen Bandfestivals der evangelischen Jugend Witzhelden in der Gaststätte „zum Baron“ aufgetreten sind. Schon im vergangenen Jahr sei die Band aus Monheim mit dabei gewesen. Obwohl das Publikum eher gemischt gewesen sei, habe die Band viel positives Feedback bekommen.
An Metal herangestastet
Das sei eigentlich eher ungewöhnlich für eine Metal-Band. „Wir schreien ja mehr als 50 Prozent nur rum. Das ist eher ein Gefühl als Musik zum Mitsingen“, erzählt er. Seiner Meinung nach müssen die Lieder, die die Band immer gemeinsam schreibt, nicht jedem gefallen. Auch er höre gerne ab und zu andere Musikrichtungen. „Selbst wenn man etwas nicht mag, sollte man die Musik zumindest respektieren“, findet er. Außerdem fange niemand einfach so in einer Metal-Band an. Viel eher tasteten sich Fans und Musiker langsam an das Genre heran. Und genau dazu hatten Witzheldener und Leichlinger am Wochenende zum achten Mal die Möglichkeit.
Warum genau ein kleines Metal-Festival? Das weiß die Jugendleiterin Katharina Steidl auch nicht so genau. Vor einigen Jahren habe eine Metal-Band aus Witzhelden die evangelische Jugend auf die Idee gebracht. Steidl hat das kleine Festival mit etwa zehn ehrenamtlichen Helfern als neue Jugendleiterin auf die Beine gestellt. Sie und ihr Team überlegen inzwischen, das Festival im nächsten Jahr erstmals für eine andere Musikrichtung zu öffnen.
Den Bands eine Bühne geben
Normalerweise sucht der Verein die Bands oft durch einen kleinen Wettbewerb im Vorfeld aus, doch dazu sei in diesem Jahr keine Zeit gewesen. Um Headliner des Abends zu werden, muss eine Band mehr Karten verkaufen als die anderen. In diesem Jahr ist das Sila und seinen Mitstreitern von Ancorae gelungen.
Das Ziel sei es stets, den Bands eine Bühne zu geben, um auch bei gemischtem Publikum bekannter zu werden. Die Chance nutzten auch die Bands Paranotic, Black Balloons und Coda Control. Letztere spielt noch gar nicht so lange in dieser Kombination, Sänger Alex Gerber ist erst seit etwa acht Monaten Teil der Band. Der US-Amerikaner war schon länger mit dem Gitarristen der Band aus Wülfrath befreundet und bewarb sich gleich, als er hörte, die Band suche einen neuen Sänger.
Wie in einer Familie
„Das ist am Anfang richtig in die Hose gegangen“, erzählt Gerber und lacht. Denn mit Songtexten sei er ähnlich schlecht wie mit Namen. Das beste daran, Mitglied der 80er-Jahre-Rockband zu sein? „Für mich ist das wie eine Familie. Ich fühle mich richtig zuhause und wir machen jeden Quatsch zusammen“, sagt Alex Gerber über seine musikalische Passion.