DirtparkWie die Biker in Odenthal ihren Parcours ausbauen

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Roman Zähl bei einem spektakulären Stunt im Dirtpark in Odenthal-Eikamp.

Odenthal – „Geschicklichkeit und Körperbeherrschung braucht man. Aber natürlich auch Mut“, erzählt Vincent Weber. Steht er mit seinem Bike oben auf dem 2,70 Meter hohen Erdhügel auf der Dirtstrecke im Achim-Hahn-Park in Eikamp kostet es ihn jedes Mal Überwindung.

Er kann es trotzdem nicht lassen. Der Kick kommt, wenn er Fahrt aufnimmt und dann hoch in die Luft abhebt, um einen Trick zu probieren, etwa eine Schraube um die eigene Achse. Dirtjumpen nennt sich das. „Es gibt absolut kein besseres Gefühl, landet man einen guten Stunt“, sagt der 18-Jährige.

Odenthal: Viele Rampen werden in Eigenarbeit gebaut

Heute sind die Erdhügel unter freiem Himmel aber nicht befahrbar, weil es wie aus Eimern geregnet hat. „Zu gefährlich bei der Landung“, erklärt Vincent. Aber es gibt auch sonst genug zu tun. Denn die Jugendlichen formen ihre Mountainbike- und BMX-Trainingsstrecken nach ihren eigenen Vorstellungen. Für die Hügel, Schanzen und Hindernisse muss viel Erdreich bewegt werden. Dafür greifen die Akrobaten selbst zur Schaufel, damit die gewünschten Konturen entstehen. Für die meisten Pflegemaßnahmen sind die Nutzer ebenfalls selbst zuständig. Gerade sind sie dabei, Unkraut herauszureißen.

„Den Jugendlichen wird nichts Fertiges vor die Nase gesetzt“, erläutert Kai Dehler, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Eikamp. Da die Nutzer einbezogen seien, fühlten sie sich für die Anlage zuständig, sei die Erfahrung von Dehler. Die Gemeinde Odenthal – sie stellt das Grundstück zur Verfügung – helfe bei den Projekten, wo sie könne, etwa beim Transport von gemieteten Baggern. An der Gestaltung der Trainingsstrecken ist ein Landschaftsarchitekt beteiligt. Der gesamte Dirtpark wird vom TÜV abgenommen.

Dorfgemeinschaft Eikamp unterstützt die Biker 

„Wir als Dorfgemeinschaft unterstützen und begleiten die Jugendlichen dabei, ihre Sportart ausüben zu können, etwa indem wir Anträge für Spenden stellen“. Deshalb ist die Freude bei allen groß, dass die Dorfgemeinschaft mit ihrem Freizeitprojekt Dirtpark den ersten Platz beim Förderpreis „Starke Kids“ unter der Federführung der AOK Rheinland/Hamburg gemacht hat. „Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Dehler, „uns geht es ja auch darum, Nachahmer zu finden.“ Es sei wichtig, für Jugendliche einen Treffpunkt zu schaffen.

Förderpreis

Starke Kids

Seit dem Jahr 2008 schreibt das von der AOK Rheinland/Hamburg initiierte „Starke Kids“-Netzwerk Förderpreise für Projekte zur gesunden Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung und Suchtvermeidung von Kindern und Jugendlichen aus. Netzwerkpartner für das Projekt sind neben der Krankenkasse AOK unter anderem der Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises, das Kreisgesundheitsamt, die Suchtprävention, der Sportverein Bergisch Gladbach 09 und der Kreissportbund. (ub)

Die gewonnenen 2000 Euro sollen in den Ausbau des Trainingsgeländes investiert werden: konkret in den Bau einer Pumptrack-Anlage, einem Parcours, auf dem kleinere Hügel überfahren werden können, um Fahrradakrobaten aller Altersklassen ein Angebot zu machen. „Auf einem solchen Kurs, können Anfänger die Fahrtechnik üben“, erklärt Roman Zähl (18). Beschleunigt wird, indem man über kleine Erhebungen fährt, dabei das Gewicht verlagert, ohne in die Pedale zu treten. Geübtere können über die Hügel springen. „Das geht total in die Arme“, berichtet der Student.

Dirtpark ist zum Anziehungspunkt in der Region geworden 

Der Eikamper Fahrradparcours ist inzwischen längst zum Anziehungspunkt für Sportler weit über die Gemeindegrenzen hinaus geworden: „An manchen Wochenenden ist es mit 40 Leuten richtig voll“, freut sich Vincent. Die Athleten kommen aus Bonn, Solingen, sogar aus Holland. Freundschaften werden geschlossen. Vor allem mit den Dirt-Stylern aus dem benachbarten Bergisch Gladbach, die in Eikamp eine Ausweichstrecke gefunden haben, seit sie ihren Parcours im Nußbaumer Wald verloren haben.

Darunter ist die 15-jährige Patrica Druwen, längst ein Aushängeschild in der Region. „Sie fährt schon mit an der Damen-Weltspitze der Dirt-Jump-Szene“, berichtet Vater Ralf Druwen. Er sei sehr froh, dass seine Tochter eine Trainingsmöglichkeit in der Nähe gefunden habe.

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Gerade hat Druwen eine Ladung gespendeter alter Paletten von seinem Hänger abgeladen. Sie müssen noch zerlegt werden für den Bau neuer Rampen. „Am Ende des Tages sieht man, was man mit eigenen Händen geschafft hat und kann es, wenn alles fertig ist, auch noch befahren. Das ist ein gutes Gefühl“, sagt Vincent.

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