„Karneval verlernt man nicht“So feiern die Jecken in Odenthal-Blecher

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Als Zwerge verkleidete Menschen schauen in die Kamera.

Die Zwerge hatten Spaß auf dem Karnevalszug in Blecher.

Die Odenthaler Jecken sagen, dass sie für das gleiche Geld rund 30 Prozent weniger Kamelle bekommen haben, als beim letzten Zug. 

„Karneval verlernt man nicht“, da ist sich Ralf Winter, Präsident im Festkomitee Bergische Jecken, auch nach langer Corona-Zwangspause sicher. Und das galt nicht nur für das Singen und Bützen, sondern ganz offensichtlich auch für das Kamelle-Werfen und -Fangen. Die Bergstraße schunkelte, als der Rosenmontagszug begann.

„Unser Puls, der heute morgen gefühlt auf 200 war, geht gerade wieder runter“, sagte Prinz Marco freudestrahlend, wenige Minuten, bevor er sich mit Prinzessin Sandra im Prinzenwagen in den närrischen Tross einreihte. Für Aufregung hatte gesorgt, dass der Festwagen, der am Sonntag noch im Gladbacher Zug unterwegs war, erst am Vormittag in Odenthal eintraf.

In Blecher ist Karnaval Familiensache

Da blieb der Mutter des Prinzen wenig Zeit, um die Mottoschilder anzuschrauben und für Deko zu sorgen. „Sie macht bestimmt drei Kreuze, wenn der Rosenmontag vorbei ist“, lächelt ihr Sohn.

Verkleidete Jeken stehen auf dem Karnevalszug in Blecher.

Die Jecken feierten auf dem Karnevalszug in Blecher.

Auch Prinzessin Sandra will ab Aschermittwoch Schlaf nachholen, bis dahin die Regentschaft unter dem Motto: „Pink, Festivals und Strassstein, so schön wird unser Fastelovand sein“, aber genießen. Dabei musste die Prinzessin auch Abstriche machen: Proviant und Kamelle aller Art sorgten für so große Platznöte auf dem Wagen, dass der ausladende Reifrock des Festornats nicht mehr hineinpasste.

So winkte die Prinzessin – vom närrischen Fußvolk unbemerkt – nicht weniger huldvoll in Strass-Jeans vom Festwagen. Kamelle gehen schlicht vor. Rund 1500 Euro, schätzt Ralf Winter, habe das Festkomitee für Wurfmaterial ausgegeben. Die Preissteigerung schlage auch hier durch. „Wir haben in diesem Jahr für gleiches Geld bestimmt 30 Prozent weniger bekommen“, so Winter, auch die Qualität sei zurückgegangen.

Der Karnevalszug in Blecher war gut besucht

20 Gruppen reihten sich in diesem Jahr in den Zug ein, darunter die sonnigen Awo Pänz und De Knüppelschers, die Bergischen Funken, Jecke Schützen aus Schlebusch, die Traumtänzer, De Knobelköpp und der Bergische Eintopf. Die Scheichs um Frank Bergheim zeigten Korruption, Fifa und Intoleranz die Rote Karte. Für Musik sorgten unter anderem das Tambourcorps Blau-Weiß Hartegasse und der Musikverein Nassau-Oranien.

In all die fröhlichen Töne mischten sich im Festkomitee auch traurige: Wilhelm Krieger, langjähriges Ehrenmitglied im Verein, verstarb vor wenigen Tagen. „Das, was wir hier heute sehen, ist viel seine Handschrift“, sagte Ralf Winter.

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