Weil die Kosten davonlaufenSPD Odenthal will Neubau des maroden Bauhofs stoppen

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Odenthal-Scheuren. Die maroden Gebäude des Odenthaler Bauhofs.

Der marode Bauhof in Odenthal-Scheuren. Ein Neubau ist geplant, der SPD aber inzwischen viel zu teuer.

Sieben Millionen Euro soll der neue Bauhof jetzt kosten. Das Salzlager in Scheuren ist so baufällig, dass bereits eine Wand eingestürzt ist. 

Geht es nach dem Willen der SPD, dann wird die Sanierung des maroden kommunalen Bauhofes auf unbestimmte Zeit verschoben. In einem Antrag an den Planungsausschuss begründen die Sozialdemokraten ihren Abschied von dem ursprünglich einmal als ökologischem Vorzeige-Bauhof angedachten Projekt mit den gestiegenen Kosten.

Statt 2,3 Millionen Euro sei nun von vier Millionen Euro die Rede, moniert die SPD. Zusammen mit den erwarteten Investitionskosten für die Erweiterung der Offenen Ganztagsschule in Blecher und Voiswinkel lägen allein für diese drei Vorhaben Planungs- und Baukosten in einer Dimension von 11,2 Millionen Euro auf dem Tisch. „Aus unserer Sicht übersteigt das bei weitem unsere monetären Kapazitäten“, so der SPD-Fraktionschef Oliver Deiters im Antrag.

Kosten liegen noch drei Millionen höher als von der SPD befürchtet

Tatsächlich liegen die geschätzten Kosten für den Bauhof aber mit etwa 7,5 Millionen Euro noch höher - selbst wenn von einem CO₂-neutralen, grünen Bauhof schon lange keine Rede mehr ist. Denn die vier Millionen Euro, die die Verwaltung im Ausschuss nannte, beziehen sich lediglich auf die reinen Baukosten.

Sie enthielten keine Baunebenkosten wie Salzsilos oder Entwässerungsanlagen, erklärte Planungschef Hans-Peter Kimmel im Nachgang. Verzichte man auf alle Extras wie Dachbegrünung und Fotovoltaik, könne man vermutlich noch eine halbe Million Euro einsparen.

Der Bauhof sollte mal ein ökologisches Vorzeigeprojekt werden

Der Plan, den maroden Bauhof neu zu bauen, ist mehrere Jahre alt. Akut wurde das Vorhaben, als eine baufällige Wand des Salzlagers einstürzte und eine bloße Sanierung der Anlagen nicht mehr möglich schien. Auch die übrigen Räume des Gebäudes erfüllen nach Angaben der Verwaltung die heutigen arbeitsrechtlichen und sicherheitstechnischen Standards nicht mehr.

2021 wurde daher über den Neubau des Bauhofes nachgedacht – unter ökologischen Vorzeichen. Photovoltaik, Erdwärmepumpe oder eine Heizung, die man später auf Wasserstoff hätte umrüsten können, wurden debattiert, 50.000 Euro für ein ökologisches Gutachten von der Politik bereitgestellt.

Um Kosten zu sparen, sollen zwei Salztürme errichtet werden

Nur ein Jahr später war vom „grünen Bauhof“ keine Rede mehr. Funktional und minimalistisch sollte jetzt die Sparversion für den damals schon auf fünf Millionen Euro geschätzten Neubau werden, das Salzlager reduziert, die Kosten bei etwas mehr als zwei Millionen gedeckelt werden.

Inzwischen, die Baukosten sind allgemein exorbitant gestiegen, liegt die grobe Kostenschätzung selbst für eine minimalistische Version weit darüber. Ohnehin habe der politischen Forderung, die Ausgaben auf etwas über zwei Millionen zu deckeln, nie eine Kostenermittlung zugrunde gelegen, meinte Kimmel. Sie sei vielmehr politischen Wünschen entsprungen.

Verwaltung soll Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Kürten prüfen

Neben einer „dezidierten Kostenaufstellung“ will die SPD nun prüfen lassen, ob für den Bauhof ein neuer Standort in größerer Nähe zur Nachbargemeinde Kürten von Vorteil wäre und es Möglichkeiten der interkommunalen Zusammenarbeit gibt. Derzeit ist der Bauhof in Scheuren beheimatet, dort wo einmal ein Sägewerk stand. Von hier werden auch der Abwasserbetrieb und das Wasserwerk betreut.

Für rund sieben Millionen Euro könnte in Scheuren ein zweigeschossiges Hauptgebäude ohne große Extras neu errichtet und Türme für 200 Tonnen Salz verwirklicht werden. Allein das Salzlager sei schon vor Jahren mit 800.000 Euro veranschlagt worden, erinnerte Kimmel. Nun plane man zwei günstigere Salztürme mit geringerem Volumen.

Bei Streusalz hat es im Winter schon einen Engpass gegeben

In früheren Zeiten habe man immer rund 300 Tonnen Streumaterial eingelagert, in diesem Winter habe man erstmals nicht in dieser Menge nachgefüllt, weil man auf einen baldigen Baubeginn vorbereitet sein wollte. Das habe aber schon zu Engpässen geführt, so Kimmel: „Das Material reicht dann nur für etwa eine Woche.“ 

Derzeit laufe eine Bauvoranfrage für den Bauhof beim Rheinisch-Bergischen Kreis. Sollte der Startschuss irgendwann fallen, sei mit einer Bauzeit von zwei Jahren zu rechnen.

Der Haushaltsentwurf 2024, der gerade beraten wird, sieht 350.000 Euro für den Bauhof vor, zudem eine Verpflichtungsermächtigung von 1.985.000 Euro. Rund 100 000 Euro Planungskosten seien bisher schon ausgegeben worden. „Wir können nicht mehr fünf Jahre warten“, meint Kimmel mit Blick auf die Sicherheitsaspekte.

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