Die Trauerhalle auf dem Friedhof Selbach wird wieder für ihren eigentlichen Zweck freigegeben. Mit Flüchtlingen belegt wurde sie nie.
Weniger ZuweisungenOdenthaler Trauerhalle wird nicht mehr als Flüchtlingsheim vorgehalten

Eine Trauerhalle als Flüchtlingsunterkunft: Die letzte Option musste doch nicht genutzt werden.
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Eine Trauerhalle als letzter Ausweg? Der Umbau des Gebäudes auf dem Friedhof in Selbach zur provisorischen Flüchtlingsunterkunft hatte im Mai vor zwei Jahren für erhebliche Aufregung in Odenthal gesorgt. Damals waren die Unterbringungsmöglichkeiten für geflüchtete Menschen in der Gemeinde erschöpft, die Zuweisung von sogenannten Ortskräften aus Afghanistan, die nach der Machtübernahme der Taliban aus Sicherheitsgründen außer Landes gebracht werden sollten, war kurzfristig angekündigt.
Genutzt werden musste diese Lösung, die die Verwaltung als buchstäblich letzte Option ins Auge gefasst und vorbereitet hatte, aber dann doch nie. Der Gebetsraum blieb leer. Nun soll die als Notunterkunft vorgehaltene Halle wieder für ihren ursprünglichen Zweck freigegeben werden und für Trauerfeiern zur Verfügung stehen.
Große Familienverbände aus Afghanistan waren angesagt
„Wir hatten damals nur zwei Tage Zeit, um zu reagieren“, erinnert sich Claudia Kruse, Integrationsbeauftragte der Gemeinde, an die Notlage. „Die Unterkünfte waren voll und große Familienverbände aus Afghanistan angekündigt.“ Der Zugriff auf die Trauerhalle sei ein Akt der Verzweiflung gewesen. „Es ging damals nur noch um ein Dach über dem Kopf“, berichtet Kruse.

Die Infrastruktur der Trauerhalle, Küche und Sanitäreinrichtungen, sollen für alle Fälle erhalten bleiben.
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Man bereitete daher 2023 in der Halle in Selbach, die nach Auskunft der Verwaltung in der Vergangenheit ausschließlich für Abschiedsfeiern und nicht als Leichenhalle genutzt worden war, Schlafplätze für maximal 15 Personen vor. Neben dem Schlafsaal wurde ein Nebenraum als Küche eingerichtet, über eine Toilette und eine Dusche verfügte das Gebäude schon vorher.
Der Druck der Zuweisungen hat momentan nachgelassen
Mit der Entscheidung, die Trauerhalle wieder freizugeben, reagiert die Gemeindeverwaltung jetzt auf den momentan nachlassenden Druck der Zuweisungen geflüchteter Menschen. Seien im vergangenen Jahr pro Monat etwa 30 bis 35 Menschen gekommen, die man habe unterbringen müssen, kämen derzeit im selben Zeitraum nur noch circa fünf Menschen in Odenthal an. „Das macht einen Riesenunterschied“, so Kruse.
Die Verwaltung, die zeitweilig gezwungen war, die Unterbringung bis an die Grenzen des Erträglichen zu verdichten und immer mehr Betten in die Zimmer der Flüchtlingsunterkünfte zu quetschen, um nicht auf die Trauerhalle zurückgreifen zu müssen, hofft nun, nicht mehr so eng belegen zu müssen und künftig wieder etwas mehr Raum für die Betreuung zu haben.
„Große Sprünge können wir aber immer noch nicht machen“, sagt Kruse mit Blick auf mehr als 500 Menschen, die in den diversen Unterkünften leben, die eigentlich nur für etwas mehr als 300 Menschen Platz bieten. Es soll nun aber wieder etwas luftiger belegt werden, auch wenn man nicht wisse, wie lange die Atempause anhalte. Für Notfälle, so die Integrationsbeauftragte, werde die geschaffene Infrastruktur in der Trauerhalle Selbach daher weiter vorgehalten und nicht zurückgebaut.