Chorgesang in OverathMGV Vilkerath feiert 100-jähriges Bestehen

Der MGV Vilkerath bei der Wiederaufnahme des Chorbetriebes nach kriegsbedingter Pause im Jahre 1947.
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Overath – Das hätten sich die Gründerväter des Männergesangvereins Vilkerath sicher nicht träumen lassen, dass der Chor nach 100 Jahren zwar noch besteht, wenn auch in kleinerer Formation als Gruppe „WIR“, aber aufgrund der Corona-Pandemie das große Jubiläum überhaupt nicht, oder zumindest nicht termingerecht feiern kann. „WIR“ hat jetzt in der Hoffnung auf „normalere Zeiten“ beschlossen, das ursprünglich für August diesen Jahres geplante Jubiläumskonzert unter dem Motto „Rock, Pop un kölsche Tön“ und die Ehrung von Günter Jansen zum 60-jährigen Sängerjubiläum auf Samstag, 18. September 2021, 19 Uhr, zu verschieben.
Das 100+1-jährige soll dann im Kulturbahnhof Overath gefeiert werden. Zur Geschichte des MGV Vilkerath: Es war die Zeit kurz nach Ende des ersten Weltkrieges als sich überall im Land Menschen, vor allem Männer, zusammentaten mit dem Ziel das deutsche Lied- und Chorgut zu pflegen und zu fördern. So auch in Vilkerath, wo Anfang des Jahres 1919 im Ortsteil Klef öfter ein halbes Dutzend junge Burschen im Gasthaus „Waldfrieden“ (später „Zum Forellenwirt“; aktuell „Alte Poststation“) zusammensaßen, statt des schalen „Kriegsbiers“ frische Limonade tranken und sich die Herzen frei sangen vom Druck des schwierigen Alltags.
Lieblich und kraftvoll
Manchmal klang es laut und kraftvoll, manchmal schön und lieblich aus der Gaststube, so dass man sich nach kurzer Zeit traute, die vorhandenen Stimmen einzuteilen und vierstimmige Volkslieder sowie leichte Männerchorsätze einzuüben. Als Leiter fungierte der damalige „Waldfrieden“-Wirt Karl Reidt. Schon bald fand die sangesfrohe Schar weitere Freunde und der Wunsch reifte, das Quartett zu vergrößern. Beim Dirigenten traf die Idee, in Vilkerath einen Männergesangverein aufzubauen, auf offene Ohren. Nach entsprechenden Vorarbeiten tagte am 6. Juni 1920 in der Gaststätte Fischer (heute „Kastanienhof/Bei Maill„o/Pepe´s Kneipe) die Gründungsversammlung.

Die Vereinsfahne des MGV Vilkerath mit Motto beim Fahnenweihfest im Jahre 1927.
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Eine Satzung wurde ausgearbeitet und ein erster Vorstand gewählt. An die Spitze wählte man Lorenz Fröhlich. Ihm zur Seite standen Wilhelm Fischer (2. Vorsitzender), Josef Funk (Kassierer), August Müller (Schriftführer) und die Beisitzer Peter Clever, Peter Schiffbauer, Heinrich Hürholz sen. und Fritz Vogel. Die erste Probe des neuen MGV besuchten schon 30 Sänger. Der Wunsch, ein eigenes „Banner“ zu besitzen, konnte im Mai 1927 verwirklicht werden. Die noch heute gut erhaltene Fahne zeigt das Motto des Vereins „Dem Wahren, Guten, Schönen, soll unser Lied ertönen“.
Viele gut besuchte Feste
Geweiht wurde sie verbunden mit dem „1. Jahresfest der Gruppe Unteragger des Unterbundes Oberbergisch Land im Rheinischen und Deutschen Sängerbund“ in Vilkerath. Viele Jahrzehnte konnte der MGV Vilkerath gut besuchte Feste im Ort veranstalten und kann stolz sein auf sein 100-jähriges in diesem Jahr. Doch die Zeiten haben sich geändert. So beliebt wie damals sind Männergesangvereine heute nicht mehr. Man muss sich etwas einfallen lassen, um Mitglieder zu halten oder neue zu gewinnen. In Vilkerath heißt diese Neuerung „WIR“, das sind 10 -inzwischen 14 – motivierte Sänger und der engagierte Chorleiter Johannes Wust, die dem allgemeinen Männerchorsterben trotzen und sich unter dem Namen „WIR, die älteste Boygroup von Vilkerath“ mit neuem Logo und neuem Outfit präsentieren.

Die Sänger von „WIR“ beim letzten öffentlichen Konzert.
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Unter der Leitung von Johannes Wust und dem Vorsitz von Karl-Heinz Müller nehmen sie die Ideen und Impulse des Vereines auf um nicht nur die bisher erfolgreiche Arbeit des MGV fortzusetzen, sondern auch neue musikalische Schwerpunkte zu setzen. Weniger das traditionelle Liedgut, sondern moderne, zeitgemäße Lieder will man präsentieren. Die Hoffnung, dadurch jüngere und jung gebliebene Männer zu begeistern, hat sich in diesem Jahr bereits erfüllt. Seit Januar singen Dietmar Reuber und Peter Rhein (beide 2. Bass), Klaus Büscher (2. Tenor) und Friedrich Lingemann (1.Tenor) mit. Die Gruppe ist mittlerweile weit über Vilkerath hinaus bekannt und beliebt.
Advent in der Pfarrkirche
„Volles Haus“ verzeichnete man unter anderem nicht nur bei Konzerten im Overather Kulturbahnhof sondern auch zu Advent in der Vilkerather Pfarrkirche. Karl-Heinz Müller: „WIR ist kein Leistungschor, interpretiert werden Lieder, die einfach Freude am Gesang aufleben lassen“. Daher sind Popmusik, rheinisches Liedgut, rockige Oldies oder Nachdenkliches von deutschen Liedermachern im Programm. Für das im August geplante Jubiläumskonzert in Overath waren entsprechende Titel in Vorbereitung bis Corona Präsenzproben und Konzerte unmöglich machte. Von August bis Oktober probte „WIR“ so gut es ging „mit Abstand und genehmigten Hygienekonzept“ im Saal Thai Elefant.
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Nachdem auch das nicht mehr möglich ist, verabreden sich die Sänger im Internet und versuchen mit Hilfe einer Konferenzsoftware Lieder einzustudieren, was aber wegen der zeitlichen Verzögerung (Latenz) nicht wirklich möglich ist. Allerdings werden dabei wenigstens die sozialen Kontakte gepflegt. Karl-Heinz Müller: „Allen Sängern ist klar, dass das keine Präsenzprobe ersetzen kann. Deshalb hoffen wir, wie andere Chöre auch, dass bald wieder gemeinsames Singen, auch in der Öffentlichkeit und natürlich zu unserem Jubiläumskonzert am 18. September 2021, möglich wird“.