Pfingsteiersingen in BurscheidDie Beute kommt als Rührei in die Pfanne

Die jüngste Teilnehmerin am Pfingsteiersingen mit Bollerwagen war die sechsjährige Tessa.
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Burscheid – Eigentlich ist das „Peiseiersingen“ ein Brauchtum, das früher den Junggesellen vorbehalten war. In der Gruppe zog Mann von Tür zu Tür, sang das Pfingstlied „Feier Rosen Blümelein“, wünschte frohe Pfingsten und erhielt im Gegenzug Eier sowie hin und wieder auch einen Schnaps. Heute, im Zeitalter des Feminismus, sind es nicht nur die Männer, die samstags beim Pfingsteiersingen mit einem Bollerwagen durch Burscheid ziehen.
Bis zu 500 Eier gesammelt
Jedes Jahr wandern die Kaltenherberger Heimatfreunde durch die Löhsiedlung, vorbei am Hammerweg und Thomashof, singen den Anwohnern das traditionelle Pfingstlied vor, die ihnen dafür Eier spendieren. Diese werden abends in Claudia Hagens Küche zu Rührei verarbeitet, zu dem jedes Jahr alle eingeladen sind. „Wir hatten schon Jahre, da kamen 400 bis 500 Eier zusammen“, erzählt Hagen. Die Sänger lassen sich Zeit – häufig kehren sie erst gegen zehn Uhr abends ein, um sich schließlich das wohl verdiente Rührei zu genehmigen.
Auch viele Jüngere sind immer wieder beim Singen dabei. Constanze Meraner stammt aus Burscheid, wohnt mittlerweile jedoch in Köln und kommt jedes Jahr zum Pfingsteiersingen nach Burscheid zurück. Seit sechs Jahren laufe sie mit den Kaltenherberger Heimatfreunden mit, erzählte sie bei der Tour: „Nach dem Abi bin ich zum Studieren nach Wien gegangen, selbst von dort bin ich an Pfingsten heimgefahren, damit ich beim Singen mit dabei sein konnte.“

Der Lohn für die Sänger sind Eierspenden der Anwohner.
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Damit ist sie nicht die Einzige. Viele wohnen woanders, freuen sich aber immer auf das jährliche Wiedersehen. „Ich bin ein Fan von Vielfalt und Wandel, finde es aber trotzdem schön, Heimattraditionen zu wahren“, so Meraner.
In Burscheid sind die Anwohner schon auf die Sänger vorbereitet. „Die meisten wissen Bescheid und geben um die zehn Eier. Einige warten sogar auf uns“, berichtete Hagen. Teilweise seien auch Klapptische aufgebaut, um die Sänger mit Eiern, Schnaps und einem Imbiss zur Stärkung zu versorgen.
Eine richtige Pause werde meistens am Thomashof eingelegt, sagte Meraner. Die Kaltenherberger Heimatfreunde haben in ihrem Bollerwagen stets auch die Liedtexte ausgedruckt mit dabei, allerdings sind die meisten so textsicher, dass sie nicht benötigt werden.
Der Nachwuchs übt schon
Die jüngste Sängerin war dieses Jahr die sechsjährige Tessa. Das Pfingsteierlied kann sie zwar noch nicht mitsingen, sie sammelt allerdings gerne die Eier bei den Nachbarn ein. „Im Sommer komme ich in die Schule und wenn ich dann lesen lerne, kann ich nächstes Jahr bestimmt auch mitsingen“, meinte Tessa. Auch ihr Bruder Tim lief zum ersten Mal mit. Damit treten die beiden in die Fußstapfen von Vater Lutz Körschgen. „Als Jugendlicher habe ich angefangen, habe dann eine lange Pause eingelegt und bin letztes Jahr wieder mitgelaufen“, erzählte er.
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Auch dieses Jahr waren die Peiseiersänger der Kaltenherberger Heimatfreunde erfolgreich. Insgesamt 385 Eier kamen zusammen – die Sänger kehrten um zehn Uhr abends bei Claudia Hagen ein und feierten ihren Erfolg mit Rührei und Speck.