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Neue WegeWie die Stadtwerke Rösrath auf die Energiekrise reagieren

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Solardächer (hier in Kürten) sollen bei einer Rösrather Energiegenossenschaft zunächst im Mittelpunkt stehen.

Rösrath – Rösrath geht den nächsten Schritt in Sachen Energiesparen. Auf einer Info-Veranstaltung „Energiekrise und nun? Was wir gemeinsam in Rösrath tun können“ stellte Stadtwerke-Vorstand Christoph Schmidt eine Idee vor.

Eine Bürger-Energiegenossenschaft sollen Interessierte in Rösrath gründen. Die Initiative dazu geht von den Stadtwerken Rösrath aus, die auch bereit  sind, in der Genossenschaft mitzuwirken. Ziel einer lokalen Energiegenossenschaft ist es demnach, gemeinsam Projekte zur Erzeugung von erneuerbarer Energie in Rösrath zu initiieren und umzusetzen. Zudem soll die vor Ort erzeugte Energie auch an lokale Verbraucherinnen und Verbraucher abgegeben werden. Mit dem Slogan „Energie von Rösrathern für Rösrather“ bringen das die Stadtwerke auf den Punkt, sie sprechen von dem künftigen Produkt „Rö-Bürger-Energie“.

Rösrath: Lokaler Beitrag zur Energiewende

Schmidt versteht das Projekt als lokalen Beitrag zur Energiewende. „Seien Sie mit dabei“, rief er die rund 100 Interessierten bei dem Infoabend im Werkstattgebäude von Schloss Eulenbroich auf. Gefragt seien nicht nur Bürgerinnen und Bürger, die sich finanziell  einbringen, sondern auch die Genossenschaft aktiv mitgestalten wollen. Mit 15 bis 20 aktiv Beteiligten könnte das Projekt starten. Die finanzielle Schwelle für die Teilnahme ist niedrig, anvisiert sind Geschäftsanteile zu 500 Euro. Schmidt erwartet eine Rendite von zwei bis drei Prozent für die Genossenschaftsmitglieder, er betonte aber: „Dieser monetäre Gedanke soll gar nicht so zwingend im Fokus stehen.“

Diskussion im Hauptausschuss

Beifall für Pläne der Stadt zum Energiesparen

Auf viel Zustimmung bei der Kommunalpolitik, aber auch Kritik in Einzelfragen, stoßen die Pläne der Stadtverwaltung zum Energiesparen (wir berichteten). Die Übersicht der Stadt zu bereits erfolgten und möglichen künftigen Maßnahmen sorgte im Hauptausschuss für einigen Gesprächsstoff. 

Insgesamt fanden die detaillierten Überlegungen der Stadtverwaltung allgemeinen Beifall, Ausschussmitglieder unterschiedlicher Fraktionen lobten das vierseitige Papier. Am meisten Diskussionsstoff gab es aber bei dem Vorschlag der Stadt, Flutlichtanlagen an den Rösrather Sportplätzen nicht mehr oder nur „deutlich“ eingeschränkt zu nutzen. Besonders aus der CDU kam der Einwand, dass eine solche Maßnahme die Sportvereine extrem belasten würde. Der in der Sitzung anwesende Vorsitzende des SV Union Rösrath, Gregor Nielen, konnte dies untermauern: Ein Stopp des Flutlicht-Einsatzes würde das Training für rund 600 Mitglieder allein seines Vereins in der dunklen Jahreszeit unmöglich machen. Besonders Kinder und Jugendliche würden dann „auf der Straße“ stehen. Mit niedrigeren Temperaturen in Sporthallen oder dem Verzicht auf Warmwasser  könne der Verein dagegen zurechtkommen.

Den Einsatz von Flutlicht an weniger Wochentagen als bisher regte SPD-Fraktionschefin Petra Zinke an: Die Vereine sollten überlegen, ob sich abendliche  Trainingszeiten auf den Sportplätzen auf weniger Tage als bisher konzentrieren ließen. Hardy Schumacher (Grüne) sagte, Flutlichtanlagen sollten nach der Nutzung eines Sportplatzes umgehend abgeschaltet werden – das sei bisher nicht immer so.

Ideen für lokale Projekte gebe es genug, so Schmidt. Er denkt zunächst vor allem an Photovoltaik-Anlagen auf Dächern kommunaler Gebäude, auch  Nahwärmenetze ließen sich schaffen.  Er nannte  Beispiele für Energiegenossenschaften in Lindlar, Troisdorf und Köln. Die Stadtwerke könnten die Energiegenossenschaft mit initiieren, aktiv begleiten und unterstützen – mit Infrastruktur, Know-how, Öffentlichkeitsarbeit und „Bürokapazitäten“.  Auch eine Mitwirkung im Vorstand der Genossenschaft sei möglich. Das Echo auf den Vorstoß war sofort groß, noch während des Infoabends bekundeten  zahlreiche Anwesende ihr Interesse, so die Stadtwerke.

Rösrath will 20 Prozent Energie einsparen

Vor Schmidts Beitrag hatte Bürgermeisterin Bondina Schulze (Grüne) über die Pläne der Stadt zum Energiesparen informiert (siehe Kasten zur Diskussion im Hauptausschuss). Als Ziel nannte sie eine Einsparung von 20 Prozent, räumte aber ein, das sei „sehr, sehr sportlich“.

Sorgen äußerte sie  mit Blick auf Menschen mit geringem Budget – besonders auf diejenigen,  die Einkommensgrenzen für  Hilfe zum  Lebensunterhalt knapp überschreiten. „Achten Sie auf Menschen in Ihrer Umgebung“, appellierte Schulze. Nachbarn sollten sie auf Hilfsangebote hinweisen. Am Rande des Infoabends  teilte die Evangelische Gemeinde mit, sie werde  Kirchensteuer-Mehreinnahmen aufgrund der Energiepauschale zur Verfügung stellen für die Unterstützung Bedürftiger.

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Bei der Veranstaltung, zu der  Stadt, Stadtwerke, Engagierte Stadt, Bürgerstiftung  und Schloss Eulenbroich gGmbH eingeladen hatten, äußerten sich auch zahlreiche Anwesende mit Diskussionsbeiträgen und Fragen –  Marcel Görtz von der Kreisverwaltung erwies sich als geschickter Moderator. Über Schritte, als Privathaushalt Energie einzusparen, informierte Matthias Baumgärtel, Energieberater der Verbraucherzentrale NRW. Zunächst sei der eigene Verbrauch, auch der einzelner Geräte, zu ermitteln und regelmäßig zu kontrollieren. Anschließend ließen sich gezielte Maßnahmen ergreifen – ob nächtliches Abschalten von Geräten, eine geringere Kühlung beim Kühlschrank oder eine niedrigere Raumtemperatur. Interesse an einer Energiegenossenschaft können Bürgerinnen und Bürger über die Webseite der Stadtwerke Rösrath bekunden. 

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