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Großübung des DRKUnerwartete Explosion nach Bombenfund in Rösrath

4 min
DRK-Sanitäter versorgen „Verletzte“ bei einer Großübung in Rösrath-Kleineichen.

Wie bei einem echten Einsatz: Retter versorgen realistisch geschminkte Verletzte nach einer unerwarteten Explosion an einer Betreuungsstelle.

In einer Großübung hat das Deutsche Rote Kreuz in Rösrath gleich mehrere brenzlige Szenarien geübt – und dabei einiges gelernt.

Eine lange Kolonne von Einsatzfahrzeugen rollt mit Blaulicht durch die Nacht: Großeinsatz. Ein Rösrather Hotel soll wegen eines Bombenfundes evakuiert werden, die besonderen Herausforderungen werden erst später deutlich. Und dann explodiert auch noch eine Gasflasche und verletzt zehn Jugendliche.

DRK-Fahrzeuge stehen mit Blaulicht auf einer Straße in Rösrath-Kleineichen.

Mit Blaulicht und im geschlossenen Verband ist das DRK angerückt.

In einer Großübung hat das Deutsche Rote Kreuz am Freitagabend in Rösrath einen Einsatz trainiert, wie er auch in der Wirklichkeit jederzeit denkbar wäre. Das Szenario: Bei Bauarbeiten in Rösrath-Forsbach wird eine 50-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden, der zerstörerische Koloss mit Säurezünder wurde beim Ausgraben bereits vom Bagger unbeabsichtigt bewegt.

Bevor die Kampfmittelräumer mit der Entschärfung beginnen, soll die Umgebung in einem Umkreis von 500 Metern evakuiert werden. Deshalb müssen auch 120 Gäste aus einem nahen Hotel in Sicherheit gebracht werden. Das DRK wird alarmiert, sammelt sich mit Betreuungs- und Sanitätseinheiten samt Einsatzleitwagen des Kreisverbands an der Rösrather Unterkunft, um im geschlossenen Verband zu einem leer stehenden Gebäude in Kleineichen auszurücken, das Möbel Höffner zur Einrichtung einer Betreuungsstelle zur Verfügung gestellt hat.

Nur wenn man auch so etwas übt, funktioniert es auch, wenn so ein Einsatz wirklich mal kommt.
Ingeborg Schmidt, DRK-Vorsitzende in Rösrath

Ingeborg Schmidt beobachtet, wie die Fahrzeuge mit Blaulicht vor dem Gebäude eingewiesen werden, erste Erkunder das Gebäude inspizieren. Die Erste Vorsitzende des DRK Rösrath und ehemalige DRK-Kreischefin hat die Übung zusammen mit ihrem Sohn Steffen Schmidt organisiert. DRK-Einsatzkräfte tragen Tische und Stühle ins Gebäude, setzen Stromaggregate in Gang um das Foyer des Gebäudes zu beleuchten, in dem DRK-Helfer gleich die aufgenommenen Personen erfassen sollen. Die lassen nicht lange auf sich warten. Ein gelber Bus fährt vor.

DRK-Einsatzkräfte sitzen an einem Tisch und registrieren in Sicherheit gebrachte Schüler.

Die wegen einer Bombenentschärfung in Sicherheit Gebrachten werden registriert und zur Betreuung geleitet.

„Toll, dass wir Busunternehmer Sascha Meurer in unseren Reihen haben und er uns mit einem Bus unterstützt“, sagt Ingeborg Schmidt. Bevor jemand aussteigen kann, steigt DRK-Truppführerin Verena Stentenbach ein, erklärt den Jugendlichen im Bus, dass jede und jeder nun eine Erfassungskarte auszufüllen habe und es dann in einen Aufenthaltsraum gehe.

Stresstest für DRK-Einsatzkräfte bei der Betreuung von in Sicherheit Gebrachten

Vorbereitete Schilder, die flinke DRKler an Eingang und Wände im Inneren des Gebäudes geklebt haben, weisen mittlerweile den Weg zur Registrierung, zu Sammelraum und Sanitätspersonal. Wie nötig das noch werden soll. Zunächst aber haben die DRK-Betreuer, die Gruppenführer Christian Kremring für ihre Aufgabe eingewiesen hat, auf die „ganz normalen“ Nöte der in Sicherheit Gebrachten zu reagieren: Ein Junge will sein Handy laden, ein Mädchen seine Katze mit in den Raum bringen. Geht aber nicht, da ein anderes Kind eine Katzenhaarallergie hat. Schnell organisieren DRK-Helferinnen einen separaten Wartebereich, während es gleichzeitig eine aufgelöste Lehrerin der Schulgruppe zu beruhigen gibt.

DRK-Einsatzkräfte betreuen, die wegen einer Bombenentschärfung in Sicherheit gebrachten Schülerinnen und Schüler.

DRK-Einsatzkräfte betreuen, die wegen einer Bombenentschärfung in Sicherheit gebrachten Schülerinnen und Schüler.

Ein Junge ist den Tränen nahe: Er   vermisst seinen Freund, den er eben noch im Bus gesehen hat. Truppführerin Kristina Hübinger traut ihren Augen nicht, mahnt ihre Einsatzkräfte zur Wachsamkeit: Da sind doch tatsächlich Kinder unter der Absperrung des Wartebereichs hindurch in ein weitläufiges Regallager gelaufen. Die jungen Mimen aus Refrath, Bensberg und Rösrath machen ihre Sache gut – und es den DRKlern nicht leicht. Wie in einem „echten“ Einsatz.

Eine Explosion schaffte eine neue Herausforderung für die Retter

Plötzlich geht alles ganz schnell: Hinter dem Gebäude ist die Lage eskaliert. Ein neuer Übungsschauplatz: Eine Gasflasche ist explodiert. Zehn „schwerverletzte“ Jugendliche brauchen mit ihren realistisch geschminkten Wunden dringend Hilfe. Eine Jugendliche hat Dutzende Glassplitter in den Armen stecken, eine andere eine klaffende Wunde am Bein.

Umgehend werden alle Sanitätskräfte zusammengezogen. Im Vorraum, um die betreuten Jugendlichen nicht zu beunruhigen. Umso schneller sichten die Sanitätskräfte dann die Verletzten hinter dem Gebäude, leisten erste Hilfe, richten mit Tragen eine „Patientenablage“ ein und organisieren den Transport mit Rettungswagen in umliegende Krankenhäuser. Dabei unterstützt die Übung auch eine Rettungswagenbesatzung aus dem Rhein-Erft-Kreis, die sich vor Ort nicht so gut auskennt. Wie bei einem realen Einsatz mit einem sogenannten „Massenanfall von Verletzten“, für den in der Regel auch Retter von weither anrücken.

Nach gut zwei Stunden sind alle Verletzten und von der Evakuierung Betroffenen versorgt. Zugführer Meik Hülsmann atmet durch. „Nach der üblichen, aber kurzen Chaosphase zu Beginn, haben wir die Lage gut abgearbeitet“, stellt er zufrieden fest. Auch Übungsorganisatorin Ingeborg Schmidt ist zufrieden: „Wir müssen noch ein bisschen beim Arbeitsschutz sehen, aber dafür sind ja solche Übungen da“, sagt sie, bevor sie zur DRK-Unterkunft aufbricht. Dort hat sie für die mehr als 70 Übungsteilnehmenden und Verletztenmimen bereits Gulaschsuppe vorbereitet. Für die Nachbesprechung und den Ausklang. Bei dieser Übung ist wirklich an alles gedacht.