Trotz CoronaTagesmütter in Rhein-Berg müssen weiter arbeiten wie zuvor

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Mit Kleinkindern arbeiten viele Tagesmütter weiterhin auch ohne Maske.

Mit Kleinkindern arbeiten viele Tagesmütter weiterhin auch ohne Maske.

Rhein-Berg – Nadine Pick, Tagesmutter in Odenthal-Blecher, ist in Angst und Sorge: um ihre Familie, um sich selbst und auch um die ihr anvertrauten Kinder: Sie betreut in Odenthal-Blecher mehrere Unter-Dreijährige, hat selbst ein Kind im Kindergartenalter, das sie zuhause behält in der gegenwärtigen Situation, und eine zwölfjährige Tochter, die beim Homeschooling unterstützt werden muss. Diese und auch ihr Mann gelten als zur Corona-Risikogruppe gehörig, doch Nadine Pick hat keine Chance, die Kontakte in ihrem eigenen Haushalt zu reduzieren.

Hinzu kommen noch die Kontakte zu den Eltern beim Bringen oder Abholen der Kinder. Pick arbeitet ohne Maske, weil sie Kleinkinder unter zwei Jahren betreut und eine pädagogische Arbeit mit Maske nicht sinnvoll zu machen wäre. Nur im Kontakt zu den Eltern nutzt sie eine Maske.

Sie wünscht sich Unterstützung von der Landesregierung, klare Vorgaben, wie sie die Betreuung reduzieren kann. Nadine Pick und Jenny Wiedenhöfer als gewählte Sprecherinnen der Tagespflegepersonen im Rheinisch-Bergischen Kreis haben sich nun mit einem offenen Brief an die Landesregierung, an den Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration Dr. Joachim Stamp, gewandt. Etwa 60 Tagespflegerinnen kümmern sich in den drei Kommunen Kürten, Odenthal und Burscheid um 250 Kinder unter drei Jahren, teils als Tagesmütter, teils in Großtagespflegestellen, bei denen sich mehrere Tagesmütter zusammenschließen und Räume für die Betreuung der Kleinen anmieten.

Klare Aussagen vom Land gefordert

Pick: „Ein einfacher Appell an die Eltern, die Kinder zuhause zu behalten, reicht nicht aus. Die Tagespflegestellen sind dennoch mit 75 Prozent der Kinder belegt.“ Statt eines Appells der Landesregierung an die Eltern, ihre Kinder möglichst zuhause zu behalten, wünschen sich Pick und die anderen Betroffenen klare Aussagen vom Land, auch, damit der Konflikt um die tägliche Betreuung nicht zwischen Eltern und Tagespflegerinnen ausgetragen werden muss. Es sei Sache der zuständigen Ämter für Jugend und Familie, über die Notwendigkeit einer Betreuung zu entscheiden, diese solle nur für Eltern in systemrelevanten Berufen gelten. Das Gleiche gelte auch für Großtagespflegestellen, auch hier müsse das Amt für Familie und Jugend über die Vergabe der Plätze entscheiden.

Elternbeiträge

Dem Beispiel des Rheinisch-Bergischen Kreises folgend, der für den Januar auf die Elternbeiträge in Kürten, Burscheid und Odenthal verzichtet, hat nun auch die Stadt Overath angekündigt, auf die Januar-Elternbeiträge für Kitas und Tagespflege zu verzichten. Dies haben die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates mit einer Dringlichkeitsentscheidung beschlossen. Sollten die derzeitigen Regelungen über den Januar hinaus Bestand haben, werde die Stadt Overath entsprechend verfahren und die Elternbeiträge weiterhin aussetzen, teilte die Stadtverwaltung mit. (jer)

Zwar habe man sich, schreiben Pick und Wiedenhöfer, über den Brief des Ministers Stamp mit den anerkennenden Worten für die Leistung der Tagespflegepersonen im Jahr 2020 gefreut, doch es mangele an Unterstützung vom Landesministerium für den Schutz der Tagespflegerinnen. 75 Prozent Belegung der Pflegestellen seien einfach zu viel, Tagesmütter mit eigenen Kindern seien in der Zwickmühle und es bleibe oft nur der Ausweg, die eigenen Kinder weiterhin in Betreuung zu geben, um dem Job als Tagesmutter nachgehen zu können. Deswegen fordern die Tagespflegepersonen auch, ihre Betreuungszeit reduzieren zu dürfen, 87 Prozent der Betroffenen hätten eigene Kinder. Risikopersonen unter den Tagesmüttern müssten wie zu Beginn der Pandemie freigestellt werden. Gleiches fordern die Sprecherinnen für Kindertagespflegepersonen, die mehr als ein eigenes Kind im Distanzunterricht betreuen müssten.

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Der Appell an die Eltern reiche nicht aus, er komme nicht an und es sei erforderlich, dass sich die Ämter für Kinder und Jugendliche einschalteten, schreiben Pick und Wiedenhöfer im Namen der Tagesmütter und bitten Stamp, in ihrem Sinne zu handeln. Es könne nicht Sinn der Sache sein, dass bei der Kinderbetreuung so viele Kontakte entstünden, mit allen Risiken, sich dabei mit Corona anzustecken.

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