Janis McDavid kam ohne Arme und Beine zur Welt. Als Schwimmathlet feierte er Erfolge, als Vortragsredner macht er Menschen mit Handicap Mut.
Trotz HandicapsSchwimmer Janis McDavid erzählt in Bergheim von seiner normalen Kindheit

Viele waren auf Einladung des Vereins SHG Handicap zur Fachtagung ins Medio Rhein-Erft gekommen.
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Als beste „Hightech High Heels“, die man für Geld kaufen kann, beschreibt Janis McDavid seinen Rollstuhl, mit einem Absatz von über einem Meter: „Das einzige, woran man noch arbeiten muss, sind die Pfennigsabsätze.“ Auf der gepolsterten Plattform seines gleitenden Schuhwerks zeigt sich der Mann ohne Arme und Beine auf der Bühne so beweglich wie seine Mimik und seine Gedanken zum Leben mit Behinderung.
Sein Publikum am Fachtag des Vereins SHG Handicap im Medio Rhein-Erft in Bergheim nimmt er mit zur Fahrt als Kind im knallgelben Rolli durchs heimatliche Viertel, mit drei seiner knienden Freunde auf der Gepäckablage, er lässt sie teilhaben am Kindheitstraum, Motorradpolizist zu sein, um in der Fußgängerzone auf der Jagd nach Verbrechern, einmal richtig Gas geben zu können.
Bergheim: Eine völlig inklusive Kindheit
Auf seine ersten Fragen nach seiner Behinderung habe ihm die Mutter geantwortet: „Manche Kinder haben rote Schuhe, andere Sommersprossen, du hast einen gelben Rolli.“ „Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen, dass ich anders bin. Meine Kindheit war völlig inklusiv“, sagt Janis McDavid.
Inklusion bei Kindern sei eigentlich etwas Natürliches, ein Zustand, den erst Erwachsene mit ihren Vorurteilen kaputt machten. Im Alltag wie in Bewerbungsgesprächen höre er immer wieder eine Frage, „die ich hasse, die immer schmerzt, wenn ich sie höre“: „Trauen sie sich das wirklich zu?“ Im Unterschied dazu schilderte er den Satz einer zukünftigen Chefin, den er auch gehört habe: „Ich nehme sie, und wann immer sie etwas brauchen, dann melden sie sich von sich aus. Das ist das einfachste.“
Bergheim: Als Vortragsredner unterwegs
Nach „erfolgreich abgebrochenem Studium“ der Wirtschaftswissenschaften ermögliche ihm die Mobilität im eigenen Auto aus der Paravan-Schmiede des Konstrukteurs Roland Arnold heute seine Selbstständigkeit als Vortragsredner zu „Themen ohne Hand und Fuß“ und als Buchautor von „All Inclusive – Wie wir Job und Alltag barrierefrei machen“.
Er sei Leistungsschwimmer geworden – da habe er erst ein Attest seines Arztes mit dem Satz „Es liegen fehlende Gliedmaßen vor“ zeigen müssen – und habe entgegen aller Bedenken anderer, die Lizenz erworben, Rennautos zu fahren. Das Potenzial von Menschen mit Behinderungen zu sehen und nicht ihre Defizite, fasste Moderator Winfried Kösters die Essenz des Vortrages von Janis McDavid zusammen.
Ich will und ich muss einen Weg finden
Komplimente und Bewunderung erntete er von Zuhörerinnen wie Zuhörern. Judith Steffens, selbst Rollstuhlfahrerin, zeigte sich von „seiner Power“ und Haltung gestärkt, Träume in die Tat umzusetzen, mit der Einstellung „ich will und ich muss einen Weg finden.“ Wie das gelingen kann, dazu erzählte sie später von ihrer politischen Arbeit im Inklusionsbeirat der Stadt Hürth.
Hannelore Weilandt vom Verein SHG Handicap erinnerte aber auch an jene, die nicht über das Selbstbewusstsein und die Kraft des Redners verfügten: „Ein Mensch mit einem Schlaganfall im Alter sucht angesichts der Wohnungssituation vergebens nach einer Parterrewohnung, die für seine weitere Teilnahme am sozialen Leben notwendig ist.“
Immerhin verbuchten Weilandt und ihr Partner und Vorsitzender der SHG, Stefanos Dulgerakis, den Fachtag unter dem Motto „Alle sind anders – anders ist Vielfalt – und Vielfalt ist das neue Normal“ als Erfolg. Viele bislang auch fremde Menschen seien gekommen, wie auch Bürgermeister Volker Mießeler und der stellvertretende Landrat Bernhard Ripp.
Am Samstagnachmittag vertieften Betroffene, Politiker wie Fachleute Fragen der Inklusion, des Älterwerdens und Teilhabe in Bergheim und dem Rhein-Erft-Kreis gelingen kann.