Nach der KommunalwahlIn Bergheims Stadtrat zieht Liebe ein

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„Liebe braucht jeder, und mit Liebe sind wir alle gleich“, sagt die Partei Liebe.

  • In Bergheims Stadtrat ist mit einem Sitz künftig auch die pro-europäische Partei Liebe vertreten.
  • In Deutschland wurde die Partei von dem Bergheimer Dmitry Kuzmin mitgegründet.
  • Seine Lebensgefährtin Helene Susojev ergatterte den Sitz im Stadtrat.

Bergheim – Mehr Liebe für die Kreisstadt: Die europäische Partei Liebe war die große Unbekannte auf dem politischen Liebesbrief, dem Wahlzettel, am vergangenen Sonntag. Für ein Happy End hat es trotzdem gereicht. Die Liebe zieht mit einem Sitz ins Bergheimer Rathaus ein.

Die Partei ist in Frankreich gegründet worden, die erste Wahl, bei der Liebe unters Volk gebracht werden sollte, war die Europawahl 2019. Bundesparteivorsitzender, Mitgründer und Bergheimer ist Dmitry Kuzmin, ehemaliger Bürgermeister der südrussischen Stadt Stawropol. Er habe schon immer die Idee gehabt, eine eigene Partei zu gründen, sagt Helene Susojev, demnächst Bergheimer Stadträtin, über ihren Lebensgefährten Kuzmin, der nur leidlich Deutsch spricht.

„Freiheit, Gleichheit – Liebe über alles“, sagt Susojev angesprochen auf die Grundsätze ihrer Partei. „Liebe kann man in verschiedene Richtungen interpretieren“, führt sie weiter aus. Für das Klima, die Natur oder die Menschen. Und wieso dieser Name? „Die Liebe braucht jeder und mit Liebe sind wir alle gleich.“

Mit ihrem Wahlergebnis sind sie nicht zufrieden. Sie hatten auf Zuneigung von 1500 Bergheimerinnen und Bergheimern gehofft. Das hätte irgendwas zwischen sechs und sieben Prozent bedeutet. Aber die Partei war ein politisches Blind Date. Sie seien in Bergheim vor ihrer ersten Kommunalwahl eben noch unbekannt gewesen, erklären Kuzmin und Susojev.

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Helene Susojev und Dmitry Kuzmin am Wahlabend. Die Europäische Partei Liebe hat einen Sitz im neuen Stadtrat errungen.

Und im März hätten sie ihren Verband in Bergheim erst gegründet. Acht Mitglieder hat die Partei in der Kreisstadt, „keine Geschäftsleute, sondern normale Arbeiter“, sagt die Spitzenkandidatin.

Demnächst könnten sie mit anderen Bergheimer Parteien und Wählergruppen zusammenkommen. „Und wenn es Konflikte geben wird, müssen wir einen gemeinsamen Weg finden, um für die Stadt und die Bürger etwas zu tun.“ Die Liebe fehle auch in der Politik, meinen sie. Auch dort müssten sich die Menschen gegenseitig unterstützen. „Unser Ziel ist, dass die Menschen durch Liebe zusammenhalten.“

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Die Liebe möchte angesichts von Corona finanzielle Unterstützungen für alle Bergheimer, auch 30 Masken pro Bürger schlagen sie vor. Die Menschen würden das Geld dann wieder ausgeben, sodass es als Steuern wieder hereinkäme.

Und wie wollen sie das bezahlen, soll die städtische Kasse von Luft und Liebe leben? Die Antwort: „Es gibt verschiedene Budgets, von der EU, vom Bund, vom Land oder vom Kreis.“

AfD kommt als Kooperationspartner nicht in Frage

Von den anderen Parteien und Wählergruppen in Bergheim habe es bereits erste Anfragen wegen einer möglichen Partnerschaft gegeben. Von wem genau, wollen die beiden nicht verraten. Auch nicht, wem sie ihre Liebe schenken würden, wenn sie es sich aussuchen könnten. Nur die AfD komme nicht in Frage, stellen sie klar. Kuzmin und Susojev sehen sich in der politischen Mitte angesiedelt. „Wir möchten alles gemeinsam entscheiden.“

Ein Anliegen der Liebe ist ein eigener Ausschuss für Gleichstellung. Die politische Arbeit, die für Susojev jetzt ansteht, ist neu für sie: „Aber ich bin mutig und gucke, was jetzt auf mich zukommt.“

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