Höhere Preise, rauerer TonBrennholz-Situation in Rhein-Erft wird immer schwieriger

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Holz ist zurzeit sehr gefragt. Wohl dem, der rechtzeitig vorgesorgt hat.

Rhein-Erft-Kreis – „Die Nachfrage bei Brennholz hat deutlich zugelegt“, sagt Forstdirektor Stephan Schütte, Leiter des Forstamts Rhein-Sieg-Erft. Es scheine ihm fast so zu sein, als seien die Menschen in Panik geraten. „Aber wir schlagen wegen der Energiekrise nicht mehr Holz als sonst“, betont Schütte.

Preise für Brennholz um 30 Prozent gestiegen

In den alten Laubwäldern, in denen Buchen wachsen, die 80 Jahre und älter seien, seien wegen der extremen Trockenheit sogar weniger Bäume gefällt worden. „Dieses Holz geht sonst allerdings ausschließlich an die Holzindustrie“, berichtet Schütte. „Lediglich das Kronenholz wäre dem Brennholzmarkt zugutegekommen.“ Zurzeit sei es aber ohnehin zu spät, noch Holz von der jüngsten Ernte bestellen zu wollen. „Wir sind ja sogar schon für die kommende Holzernte im Winter 2022/23 fast ausverkauft.“

Dabei seien die Preise pro Festmeter Brennholz schon jetzt gegenüber dem Vorjahr um etwa 30 Prozent gestiegen. „Und ich gehe davon aus, dass das Ende der Fahnenstange diesbezüglich noch lange nicht erreicht ist“, prophezeit Schütte.

Frechener Händler kann kaum alle Stammkunden bedienen

Auch Holzhändler Franz-Josef Krogull (60) aus Frechen beobachtet, dass die Preise in den vergangenen sechs Monaten ordentlich angezogen haben. Für Buche und Eiche muss man etwa 120 Euro pro Schüttraummeter bezahlen. Vor einem Jahr lag der Preis bei etwa 80 Euro. Fichte kostet aktuell etwa 60 Euro.

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Franz-Josef Krogull aus Frechen könnte aktuell doppelt und dreifach so viel Holz verkaufen, wie er hat. Geschnitten und in Stücke gehackt wird das Holz vermarktet.

Vor etwa zehn Jahren hat sich der inzwischen pensionierte Feuerwehrmann mit seiner Holzvermarktung ein zweites Standbein geschaffen. Seine Ware bezieht er ausschließlich aus dem Villewald. In seinem Betrieb sägt er die Stämme auf Maß, hackt das Holz und liefert es dann an seine Kunden. Doch anders als in den Vorjahren habe er von der Försterei in diesem Jahr gar nicht so viel Holz geliefert bekommen, wie er bestellt habe. „Damit schaffe ich es kaum, alle meine Stammkunden zu bedienen“, sagt Krogull.

Bei unbekannten Nummern wird nicht mehr abgenommen

Neue Kunden könne er nicht aufnehmen. Von vielen seiner Kollegen wisse er inzwischen, dass es ihnen genauso gehe. Viele gingen deswegen schon gar nicht mehr ans Handy, wenn Anrufe mit unbekannten Nummern bei ihnen eingingen. Krogull kann sich nicht erinnern, dass es in der Vergangenheit einmal eine solche Situation gegeben hat. „Vor ein paar Jahren riefen die Förster noch bei mir an und haben mich gefragt, ob ich Brennholz haben will“, berichtet er.

Auch auf Gut Hohenholz in Kerpen neigen sich die Brennholzvorräte jetzt dem Ende zu. „Die Nachfrage war schon das ganze Jahr über deutlich angestiegen, seit drei Wochen kommen wir jedoch kaum mehr nach“, berichtet Juniorchef Clemens Röllgen. Zurzeit hätten sie nur noch eine kleine Restmenge an fertiggeschnittenem und gespaltenem Brennholz, das aber noch nachtrocknen müsse. „Frisches Holz gibt es dann erst wieder ab Dezember oder Januar 2023.“ Bestellungen nähmen sie für die im Winter anstehende Holzernte jedoch noch nicht entgegen.

Rauer Ton und Holzdiebe in Rhein-Erft

Eine weitere Folge der Knappheit: Der Ton wird zunehmend rauer. „Einige Leute sind richtig fordernd“, sagt Revierförster Frank Pechtheyden. Mit Sorgen beobachtet Forstdirektor Schütte eine zunehmende Aktivität der Holzdiebe. „Die kommen heutzutage nicht mehr mit Pkw und Anhänger in den Wald, die fahren nachts mit 40-Tonnern vor und klauen ganze Holzstämme“, berichtet er.

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Das Forstamt setze deswegen bei den im Wald gelagerten Stämmen sogenannte Transponder ein. „Dank dieser Geräte haben wir in der Vergangenheit schon Holzdiebe dingfest machen können“, sagt Schütte und warnt: „Jeder Holzklau ist eine Straftat und wird von uns zur Anzeige gebracht.“

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