„12 Uhr mittags“ in BrühlEin Paradies für faule Gärtner

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Umschlossen von Mauern gegenüber vom Marienhostpital zeigt sich der kleine Stadtgarten als ein malerischer Flecken.

Umschlossen von Mauern gegenüber vom Marienhostpital zeigt sich der kleine Stadtgarten als ein malerischer Flecken.

  • In unserer Sommerserie machen wir Momentaufnahmen in der Region.
  • Wir besuchen in den Ferien belebte und einsame Orte – und beobachten, was dort geschieht.

Brühl – Die Bühnenstars sind nicht wie noch Mitte Mai die englischen Rosensorten wie Pam Austin mit ihrem lieblichen Duft nach Aprikosen oder Graham Thomas, die ganz in Rosa nach Babypuder duftete. Dieser Tage ist es ein Geruch, der an Urlaub in Südfrankreich erinnert. Und von ähnlich stattlicher Größe wie die Pflanzen, die dort zur Gewinnung des begehrten Heil- und Parfümöls gezogen werden, zeigt sich auch dieser Lavendel. Kohlweißlinge umtanzen die lila Blütenstände in der Sonne, dickflauschige Hummeln wuseln im warmem Sonnenlicht von einem zum anderen Halm.

Nein, mit der Nagelschere wird der kleine Garten hinter dem alten Jugendstilhaus nicht gepflegt. Zwölf mal zwölf Meter, mehr ist es nicht, mit Sicht auf die grünspanbedeckte Zwiebel der Kapelle des Marienhospital. Ein bisschen Weiß noch zeigt sich von der Fassade des Anbaus von der grünen Blechsitzfläche des Klappstuhls aus.

Umgeben von Mauern

„Unser kleiner Garten“, wie wir ihn fälschlicherweise nennen, ist von allen Seiten umgeben von hohen Mauern, der Rückseite der Garagen zum Krankenhaus hin und der Hausfassade. Abgesehen von der Außentür im Keller des Hauses gibt es keinen weiteren Zugang.

Abraham Darby blüht immer noch. Eine Haus-Feld Wespe im Anflug auf das Saftglas. Gurken werden auch geerntet.

Abraham Darby blüht immer noch. Eine Haus-Feld Wespe im Anflug auf das Saftglas. Gurken werden auch geerntet.

Die Online-Wetterapp zeigt 23 Grad um 12 Uhr mittag für Brühl-Mitte, das Gartenthermometer mit 26 Grad wie gewohnt etwas mehr. Der Lavendel, zwischen anderen über Jahre etablierten Gewürzpflanzen wie Rosmarin, Salbei oder Thymian, fühlt sich ausgesprochen wohl in der Extrawärme und bedankt sich mit reichlicher Blüte.

Wohltuende Kühle dagegen bietet das Dach des Holunders, schräg gegenüber. Seine mittlerweile schätzungsweise neun Meter hohe Krone, die von einer Vielzahl von Stämmen gehalten wird, hat er zur Hälfte über ein Garagendach gebeugt. Im Frühjahr sind hier nistende Amseln mit ihrer Brut zu sehen, Finken und eine Kolonie Blaumeisen.

Abraham Darby blüht immer noch. Eine Haus-Feld Wespe im Anflug auf das Saftglas. Gurken werden auch geerntet.

Abraham Darby blüht immer noch. Eine Haus-Feld Wespe im Anflug auf das Saftglas. Gurken werden auch geerntet.

Als wir Wohnung und Garten bezogen, war eines klar: Der Rasen muss weg! Einen halben Meter hinter Steinborden rundherum gab es Platz für Pflanzen, die interessant schienen, ein vergessenes Apfelbäumchen, offensichtlich Spalierobst ohne stützendes Spalier, eine Ansammlung Bärlauch. Dazu ein hoher Thuja in der einen, Holunder in der anderen Ecke, drei Sorten Rosen an der Ziegelmauer. Unter ihnen eine wuchernde, offen blühende Wildsorte, die mit ihrem Blütenmeer Bienen reichlich Nahrung gibt.

20 Rosensorten

Cornelia, Freundin, Gärtnerin und ausgebildete Landschaftsgestalterin, half uns, einen Großteil der Pflanzen aus dem vorherigen Garten umzusiedeln. Etwa 20 verschiedene Rosensorten, zusammengeschnitten auf Stöcke von 30 Zentimetern, von denen wir glaubten, sie nie wieder blühen zu sehen, pflanzten wir in Löcher im Rasen. Unzählige Stauden, unscheinbare Waldrandgewächse, aber auch Fritilaria und Margeriten, eine Sammlung Hosta und Hortensien fanden auch noch Platz. Anderes hat sich selbst im Stadtgarten etablieren können, wie der Waldmeister mit seinem typischen Duft. Aus den Rosen sind Sträucher geworden. Und in einer Ecke dicht an der Hauswand wird etwas Gemüse, Gurken, Tomaten gezogen.

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Bei all dem zeigt sich auch in diesen Sommer, dass Pflanzen mit stets faulenzenden Gärtnern bestens klar kommen, so lange es Wasser gibt. Nur die Wege müssen manchmal freigeschnitten werden.

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