Umstrittenes Baugebiet in BrühlSchwadorfer äußern bei Bürgerveranstaltung ihren Frust

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Am Ortsrand von Schwadorf sollen Ein- und Mehrfamilienhäuser für rund 500 Menschen entstehen.

Am Ortsrand von Schwadorf sollen Ein- und Mehrfamilienhäuser für rund 500 Menschen entstehen.

Brühl-Schwadorf – Für den rund 1600 Einwohner zählenden Stadtteil Schwadorf ist es ein gewaltiges Bauprojekt, das in den kommenden zwei Jahren realisiert werden soll. Am nordöstlichen Ortsrand, in der Nachbarschaft von Schallenburg und Strauchshof, dürften bald mehr als 500 Menschen in Ein- und dreigeschossigen Mehrfamilienhäusern eine neue Heimat finden. 140 Wohneinheiten sollen zwischen der bestehenden Bebauung entlang der Bonnstraße und der Straße „An der Schallenburg“ errichtet werden.

Während es in der Politik breite Zustimmung für das Projekt gibt, knirscht es in der Bürgerschaft. Nicht jeder ist glücklich über die Dimension und Ausgestaltung der Bebauung. Das wurde auf der Bürgerveranstaltung im Tanzsportzentrum des Brühler TV deutlich.

Brühl: Aus der Bonnstraße soll eine Gemeindestraße werden

Rund 100 Menschen, offensichtlich überwiegend aus Schwadorf, waren gekommen, um von Planern und Architekten Details zu erfahren und den Vertretern der Verwaltung Fragen zu stellen.

Kritisiert wurde die Straßenanbindung. Bislang ist neben der Zufahrt von der Lindenstraße nur eine mit Pollern für Autos abgeriegelte Anbindung an die Bonnstraße vorgesehen. Anwohner bemängelten dies. Schon jetzt seien auf der Lindenstraße und der Verlängerung der Straße „An der Schallenburg“ zu viele Autos unterwegs. Längst nicht alle Fahrer hielten sich an die Geschwindigkeitsvorgaben. „Immer wieder kommt es auf den engen Straßen zu gefährlichen Situationen“, so ein Anwohner, noch mehr Verkehr sei schlicht nicht zu verkraften.

Die Fachleute betonten hingegen, dass lediglich eine moderate Zunahme des Verkehrs zu erwarten sei und die Leistungsfähigkeit der Verkehrsknoten erhalten bliebe. Gerd Schiffer, Technischer Beigeordneter der Stadt, stellte außerdem einen weiteren Lösungsansatz in Aussicht: Man versuche die Bezirksregierung dazu zu bewegen, den Status der Bonnstraße zu verändern. Aus der Kreis- soll eine Gemeindestraße werden. Sollte es grünes Licht geben, werde man die „Notzufahrt“ für den Verkehr freigeben und auf der Bonnstraße Tempo 30 einführen. Die Chancen dafür beurteilt die Verwaltung demnach als gut.

Neubaugebiet könnte laut Brühlerinnen ein Fremdkörper bleiben

Andere Bedenken sind da schon schwieriger zu zerstreuen. So wird befürchtet, dass das Neubaugebiet ein Fremdkörper bleiben werde, weil es angesichts seiner Größe und der bis zu 11,50 Meter hohen Bauten nicht zur bestehenden Bebauung passe.

Dr. Rita Lennartz, Bewohnerin der historischen Schallenburg und Initiatorin der Bürgerinitiative „Denkmal-bruehl.de“, rückte diese Bedenken in einen übergeordneten Kontext. Die Jahrhunderte alte Siedlungsgrenze werde nachhaltig verändert, die historische Sichtbeziehung zwischen Schallenburg und Schloss Augustusburg trotz der Bedenken von Denkmalschützern außer Acht gelassen und verbindliche Vorgaben der Regionalplanung verletzt.

Freiraum, Grünzüge, Ackerland und Kulturlandschaft seien zu schützen, betonte sie. Auch die Möglichkeiten, den heute teils kanalisierten Dickopsbach zu renaturieren, schränke das Bauvorhaben erheblich ein.

Das sagt Brühls Bürgermeister Dieter Freytag zu der Kritik

Bürgermeister Dieter Freytag sieht das anders. Die Bezirksregierung fordere die Schaffung von Wohnraum, die Möglichkeiten in Brühl seien aber begrenzt. Im besagten Areal sehe der Flächennutzungsplan seit 1996 eine Wohnbebauung vor. Der Kritik, man baue nicht für Brühler, sondern stille die Nachfrage aus den großen Nachbarstädten, trat Freytag entgegen. „Wir arbeiten für den eigenen Bedarf“, sagte er.

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Prognosen sagten eine Zunahme der Einwohnerzahl voraus, zudem steige der Platzbedarf des Einzelnen. Markus Lamberty, Fachbereichsleiter für Bauen und Planung, erklärte, der Bedarf an Wohnraum sei höher zu bewerten als der Schutz des Kulturraumes. Die erneute Auslegung des Bebauungsplanes „Östlich Lindenstraße, westlich An der Schallenburg“ wurde bis Freitag, 25. Juni, verlängert. Bis dahin können sich Bürger über die Planungen informieren und Einwände geltend machen.

Weitere Details zum Brühler Bauprojekt bekanntgegeben

Die Planer gaben weitere Details zur Gestaltung des 2,9 Hektar großen Baugebietes „Östlich Lindenstraße, westlich An der Schallenburg“ bekannt. So soll es an der nördlichen Spitze eine Grünfläche mit Regenversickerungsbecken, Spielplatz und Blockheizkraftwerk geben. Alle Mehrfamilienhäuser erhalten Tiefgaragen, die nach Einschätzung der Planer ein Überangebot an Stellplätzen bergen.

Im Zentrum des Gebiets soll ein „Quartierstreff“ gestaltet werden. Möglich sei ein Bouleplatz, hieß es. In den Häusern am nördlichen Rand der Bebauung soll die Kita Rasselbande untergebracht werden. Zudem sind dort eine Tagespflege und Einrichtungen für betreutes Seniorenwohnen vorgesehen.

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