1951 wurde der Brühler Wasserturm in Betrieb genommen. Seither ist das Gebäude nicht nur wichtig für die Versorgung der Stadt, sondern auch eine Landmarke.
Wir öffnen TürenDiesen Bestwert erreicht das Kölner Wasser nur im Wasserturm in Brühl

Der Brühler Wasserturm ist dank seiner Lage und seiner Höhe von rund 50 Metern weithin zu sehen.
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Seinen einstigen Kollegen in Köln ist Eric König mehrere Meter voraus. „Höher als hier bei uns in Brühl kommt das Kölner Wasser nirgendwo“, sagt der Leiter des Fachbereichs Gas/Wasser bei den Stadtwerken und lässt den Blick über die Umgebung schweifen. König ist einer von wenigen Menschen, die den Schlüssel für eine unscheinbare beige Tür im Brühler Wasserturm besitzen und über verborgene Treppen hinauf auf das Dach des Gebäudes kommen.
Dort oben, über dem Villewald auf der einen und der bebauten Rheinebene auf der anderen Seite, befindet man sich rund 50 Meter über dem Boden, fast 180 Meter über dem Meeresspiegel und – was entscheidender ist – rund 100 Meter über der Innenstadt. „Hier oben ist es immer schön ruhig und von hier sieht alles friedlich aus“, findet König, der in früheren Jahren beim Kölner Versorger RheinEnergie tätig war.
Brühl: Behälter für 1,5 Millionen Liter sauberes Trinkwasser
Nur Zentimeter unter der Dachkante und seinen Füßen befindet sich ein großer stählerner Wasserbehälter, von dem aus die örtlichen Stadtwerke mit Hilfe des Höhenunterschieds die Haushalte und Betriebe der Kommune mit Wasser versorgen. 1500 Kubikmeter Wasser, das entspricht 1,5 Millionen Litern, fasst der Behälter. Anders als in früheren Jahrzehnten kommt das Nass darin seit 1995 aus Köln – also von Königs einstigen Kollegen. Damals stellte man die Eigenförderung ein

Eric König darf als Leiter des Fachbereichs Gas/Wasser bei den Stadtwerken Brühl die entscheidenden Türen öffnen, um bis auf das Dach des Wasserturms zu gelangen.
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Am Wasserturm hat sich durch den Wechsel wenig geändert. „Statt aus Berzdorf beziehen wir das Wasser heute aus Köln-Hochkirchen und vom Weißer Bogen, also vom Kölner Stadtgebiet“, erklärt der Experte. Der Behälter in dem rot-verklinkerten Bau dient als Wasserspeicher und Gegendruckbehälter. „Zehn Meter Höhenunterschied machen ungefähr ein Bar Druck aus“, sagt König. Dieses Verhältnis benötige man, um das Leitungsnetz der Stadt zu betreiben.
Nach der Instandsetzung des im Zweiten Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogenen Wassernetzes – in Brühl zählte man allein 173 Rohrbrüche an Hauptleitungen und 120 defekte Hausanschlüsse – wuchs mit dem wirtschaftlichen Aufschwung auch der Bedarf an Wasser. Der alte Wasserturm „An Maria Glück“ wurde 1951 gesprengt, nachdem im Jahr zuvor nur wenige hundert Meter weiter der jetzige für rund 630.000 Mark (das entspricht etwa 315.000 Euro) errichtet worden war.
Trotz des hoch über der Stadt gelegenen Bauplatzes an der Liblarer Straße fehlten dabei 44,5 Meter, um die technisch erforderliche Höhe des Wasserspiegels von 171,31 Metern über Normalnull zu erreichen. Der neue Turm musste entsprechend höher gebaut werden.
Architekt Dipl.-Ing. Wolfgang Beyer ließ sich etwas einfallen. Um den Raum darunter zu nutzen, wurden 14 Wohnungen beziehungsweise im Erdgeschoss eine Restauration angelegt. Im fünften Obergeschoss befinden sich Waschküchen und Trockenräume. Dann folgt ein Leerraum mit einer Höhe von 6,80 Metern. Dort kann man die vier rund 40 Zentimeter starken Stahlträger, die den Behälter tragen, sowie die Zu- und Ableitung sehen. Unmittelbar unter dem Wasserbehälter liegt noch der „Tropfboden“ mit einem Betriebsraum.

Im Leerraum unter dem Wassertank sind die grünen Stahlstützen zu sehen.
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Für König und seine Kollegen bedeutet dies, dass sie 217 Stufen erklimmen müssen, um bei Wartungsarbeiten das Dach des Turmes zu erreichen. „Das kommt jedoch nicht so häufig vor“, sagt der 54-Jährige. Noch deutlich seltener macht er eine Luke am grünen, genieteten Stahltank auf. „Alle fünf Jahre müssen wir zur Reinigung in den Behälter. Weil wir uns dann sozusagen in einem Lebensmittel befinden, müssen wir strenge Hygienevorschriften einhalten und spezielle Anzüge tragen“, so König. So vermeide man, dass Keime in den zylindrischen, 12,5 Meter hohen Tank und damit später ins Brühler Wasser gelangten.
Kontrollen des Wassers finden davon unabhängig regelmäßig statt. Welch hohes Gut das saubere Trinkwasser aus der Leistung ist, stellt König immer wieder fest. „In vielen Urlaubsländern kann man nicht bedenkenlos aus der Leitung trinken. Das ist schon sensationell in Deutschland“, betont er.

Eric König darf die unscheinbare Tür öffnen, hinter der es hinauf auf den Wasserturm geht.
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Drei Milliarden Liter Trinkwasser verbrauchen die Brühler und die örtlichen Unternehmen jährlich. Im dafür benötigten Netz spielt der 1951 in Betrieb genommene Wasserturm neben zwei Erdbehältern an der Straße Alte-Bohle und zwei weiteren in Berzdorf eine gewichtige Rolle. Befüllt wird der Behälter im Wasserturm übrigens nachts, wenn der Wasserverbrauch gering ist. Dann pumpt eine kleine Anlage das kölsche Nass in den Behälter hinter der unscheinbaren beigen Tür.

