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Anpassung an KlimawandelNeues Grün soll Fortbestand des Schlossparks in Brühl sichern

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind Ufuk May und Tania Schneider.

Ufuk May und die Sprecherin der Schlossverwaltung, Tania Schneider, betrachten die jungen Sträucher, die den Waldrand bilden sollen.

Der historische Park an den Brühler Schlössern soll im Rahmen eines Forschungsprojekts fit für die Herausforderungen des Klimawandels werden.

Mit dem Spaten hat Ufuk May ein Loch in den weichen Waldboden des Parks am Schloss Augustusburg gegraben. Aus einem Korb zieht er eine der Jungpflanzen heraus. Mit geübtem Handschlag trennt der gärtnerische Leiter der Schlosspark-Anlage den Pflanztopf vom Ballen und versenkt einen weiteren Strauch in der Erde. Es sind beispielsweise Pfaffenhütchen, Weißdorn, Haselnuss oder Schwarzer Holunder, die hier, in Modul II, einmal herangewachsen, einen stufigen Waldrand entlang des Weges bilden sollen.

Es handelt sich um den zweiten Teil eines Forschungs- und Entwicklungsprojektes der Verwaltung der Schlösser Brühl und der Stadt Brühl namens „Gestalterische Anpassung einer historischen Anlage an die Auswirkungen des Klimawandels“. Im Rahmen der Förderung für Projekte zur „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) werden 90 Prozent der Kosten von 730.000 Euro vom Bund übernommen.

Junge Bäume wachsen seit vergangenem Jahr heran

Die Arbeiten zum ersten Teil, der Eichenförderung, sind im vergangenen Jahr abgeschlossen worden. Lichtinseln für Mutterbäume seien auf einer Lichtung geschaffen worden, junge Bäume auf Modul I, einer Lichtung, angepflanzt worden, angezogen aus Eicheln des Waldes, erläutert Ufuk May.

Hier gehe es auch um die Frage, wie die Schlossgärtner die Eiche am besten im Wuchs unterstützen können. Im zweiten Teil versuchen sie nun, entlang des Weges wieder einen Waldrand zu etablieren, der den Auswirkungen des Klimawandels mehr entgegenzusetzen hat als der derzeit überwiegende Bewuchs mit Brombeersträuchern, Ahorn und viel zu dicht stehenden, hoch geschossenen Eichen, so Ufuk May weiter.

Zu viele Bäume hätten hier um Licht kämpfen müssen. Trockenheit im Wechsel mit Regen und Sturm hätten vielen Bäumen, die ein schlechtes Dicke-Höhenverhältnis aufwiesen, zugesetzt, also solchen, die zu hoch gewachsen seien, bei zu schmalem Stamm. Die ohnehin schwachen Eichen verdursteten bei Trockenheit, würden in zu viel Regen ertrinken und vom nächsten Sturm gefällt werden. Dabei fielen sie gegen die nächsten Bäume, die seit 100 Jahren keine Sonne gesehen hätten. „Die sind dünnhäutig und bekommen sofort einen Sonnenbrand“, erklärt May.

Derart geschwächte Bäume seien schnell weitere Opfer des Trios Sonne, Regen und Sturm. Die in der Höhe abgestufte Vegetation des beabsichtigten Waldrandes könnten den Bäumen mehr Schutz bieten, zusätzlich für mehr Artenvielfalt sorgen. Als Forschungsfelder habe man Flächen gewählt, die ohnehin dem beschriebenen Prozess schon zum Opfer gefallen seien, so Ufuk May.

Das langgestreckte Feld von vielleicht 2500 Quadratmetern entlang eines der Wege sei bereits eine halboffene Fläche gewesen. Kranke Bäume seien gefällt worden, die allgegenwärtigen Ahorne, die den Eichen das Wasser wegnähmen, wurden ebenso gerodet wie Brombeerranken. Ergänzt durch Aussaat einer Wiese zwischen den Gehölzen werde sich den Betrachtern auch ein historisch stimmiges Bild bieten, eines, das den damaligen Landschaftsgärtner Peter Joseph Lenné wahrscheinlich inspiriert habe, zwischen den abgezirkelten Wegen seines französischen Vorgängers Dominique Girard, einen englischen Landschaftspark zu schaffen, hofft Ufuk May.