32 Prozent teurerStadt Brühl will Gebühren für Wahlgräber auf mehr als 2000 Euro anheben

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Zu sehen ist der Brühler Südfriedhof mit Grabstätten und zwei Besuchern.

Die Friedhofsgebühren in Brühl werden deutlich angehoben.

Nach intensiver Diskussion in der Politik scheint der Weg zur drastischen Anhebung der Friedhofsgebühren nun frei. Der Stadtrat dürfte zustimmen.

Die Friedhofsgebühren in Brühl dürften drastisch steigen. Im städtischen Hauptausschuss stellte das rot-grüne Mehrheitsbündnis dafür die Weichen, grünes Licht im Rat ist damit absehbar. Die Steigerung der Grabgebühren betrage grundsätzlich 11,4 Prozent, so die Verwaltung. Anlass seien allgemeine Kostensteigerungen, insbesondere für Personal und städtische Gemeinkosten.

Doch der Anstieg fällt abhängig von der Bestattungsart ungleich aus – was für intensive Diskussionen sorgte. Während für ein Urnenreihengrab statt bislang 669 Euro künftig 745 Euro für die 20-jährige Ruhezeit (auf dem Nordfriedhof 25 Jahre) fällig werden, sind es beim Reihengrab statt bisher 1068 Euro künftig 1189 Euro.

Besonders drastisch fällt der Anstieg bei den Wahlgräbern aus, bei denen die Hinterbliebenen Einfluss auf Lage und Größe haben. Statt 1853 sieht die Satzung nun 2450 Euro vor. Die Gebühren für diese Art der Bestattung seien bisher nicht kostendeckend gewesen, rechtfertigt die Verwaltung den Schritt.

Brühl: FDP sorgt sich um Friedhofskultur

Die CDU hat derweil gerechnet: „Das ist eine Steigerung um mehr als 32 Prozent und damit völlig unverhältnismäßig“, findet deren Fraktionschef Holger Köllejan. Jochem Pitz, Vorsitzender der FDP-Fraktion, pflichtet ihm bei. Er spricht von „einem Bruch mit der bisherigen Linie, die typische, von Sarggräbern geprägte Friedhofskultur zu bewahren“.

Jede Veränderung der Gebührenstruktur zulasten der Sarggräber habe unmittelbare Auswirkung auf die Nachfrage und das Gepräge des Friedhofs. Pitz befürchtet vermehrt „eklatante Lücken zwischen Reihengräbern“. Er sagte, alle sähen ein, dass ein Wahlgrab mehr koste als ein Urnengrab, aber eben nicht in der angedachten Dimension.

Köllejan verwies auf den besonderen Charakter der Friedhöfe in ihrer gewohnten Gestaltung. Sie seien als Grünanlage von ökologischem Wert und dienten manchem der Erholung. Kurzfristig hätte er sich eine ausgewogene Steigerung der Gebühren für die unterschiedlichen Bestattungsformen gewünscht. Langfristig müsse man sich Gedanken über die grundsätzliche Finanzierung machen.

Grünen-Fraktionschefin Simone Holderried stimmte dieser Einschätzung zwar zu, sagte aber, noch seien Friedhöfe eben gebührenfinanziert. Weil man einen Beschluss über die Gebührenanpassung bereits einmal verschoben habe, sei im Haushalt schon eine Lücke entstanden. Eine weitere Verzögerung könne man sich nicht leisten.

Bürgermeister bemängelt fehlenden Antrag

Ohnehin wundere sie sich über das Verhalten der CDU. Schließlich habe die Partei zunächst keine Bedenken geäußert. Der Idee, dass künftig die Gebührenzahler für Urnengräber die im Unterhalt teureren Wahlgräber mitfinanzieren sollen, könne sie nicht folgen. Auch Marcus Venghaus, SPD-Fraktionschef, sagte, dass er ein „Solidarmodell Friedhof“ nicht nachvollziehen könne.

Köllejan hält dem entgegen: „Es geht uns nicht um ein Solidarmodell. Wir wollen aber ausgewogene Kosten, damit weiterhin bei den Bestattungen eine faire Wahlmöglichkeit besteht.“ Bürgermeister Dieter Freytag (SPD) betonte, bislang stelle man bei den Gebühren die gegenüberstehenden Kosten transparent dar. Er bemängelte, dass die Kritiker von CDU und FDP ihr Anliegen nicht als konkreten Antrag in den Ausschuss eingebracht hätten.

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