Brühler Frauenwoche eröffnet50 Veranstaltungen von Frauen für Frauen

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Die Kabarettistin Barbara Ruscher nahm Helikoptereltern, Liegefahrradfahrer, Frauen und Männer auf die Schippe.

Die Kabarettistin Barbara Ruscher nahm Helikoptereltern, Liegefahrradfahrer, Frauen und Männer auf die Schippe.

Brühl – Das Programm für die 7. Brühler Frauenwoche könne sich sehen lassen, meinte die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Antje Cibura. Zur Eröffnung hatte sie am Samstagabend die Kölner Kabarettistin Barbara Ruscher ins Jugendkulturhaus Passwort Cultra eingeladen.

50 Veranstaltungen von Frauen für Frauen, mit ehrenamtlichen Referentinnen habe ihr fleißiges Team mit Daniela Di Niro, Marta Dygant und Aletta Bauhaus auf die Beine gestellt. Dabei hätten sie dieses Jahr eine neue Zielgruppe mit ganz jungen Frauen erschlossen, so Cibura.

Gleichstellung der Geschlechter keine Realität

So erzähle die erst 15-jährige Emily Sigee von ihrem einjährigen Aufenthalt in Japan und die jungen Frauen vom Pfadfinderstamm Wildkatzen würden in ihr Pfadfinderheim einladen, um eines zu demonstrieren: „Wir sind starke Mädchen, wir Pfadfinderinnen.“ Immer noch sei das Pfadfinderwesen leider eine Männersache, bedauerte Antje Cibura.

Weder in Deutschland noch sonst wo auf der Welt sei die Gleichstellung der Geschlechter Realtität geworden, sagte Cibura. Weltweit seien acht von zehn Frauen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen, lebten gar gefährlich, wenn sie sich gesellschaftlich und politisch einsetzten: „Sie werden zum Schweigen gebracht, vergewaltigt, verhaftet, entführt, Säureangriffen ausgesetzt oder ermordet.“

Brühl auf dem dritten Platz

Immerhin trage die Brühler Gleichstellungspolitik Früchte, in der Stadt sei eine weibliche Dezernentin tätig, eine Frau neue Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke und im Integrationsrat und Sozialausschuss hätten Frauen den Vorsitz.

Im Dezember sei die Gleichstellungsarbeit der Stadt Brühl im „Gender Award“ von Ministerin Franziska Giffey mit dem dritten Platz ausgezeichnet worden, gleich hinter München und Bochum, eine Auszeichnung vergleichbar mit dem Grammy oder Oscar, so Antje Cibura.

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Der Anteil von Frauen in Führungspositionen in der Verwaltung habe sich erfreulich erhöht, sagte Bürgermeister Dieter Freytag, aber beim Frauenanteil im Rat sei man „schon weiter“ gewesen. „Dort muss der Anteil weiblicher Blickrichtungen erhöht werden“, so Freytag. „Dafür brauchen wir sie“, appellierte er an etwa 270 Frauen im Saal, „lassen sie sich als Kommunalwahlkandidatinnen aufstellen.“

Ruscher mit buntem, provokativem Programm

Als solche würde vielleicht auch die Kölner Kabarettistin Barbara Ruscher Furore machen. Das verrieten ihre scharfzüngigen Beiträge im Programm „Ruscher hat Vorfahrt“, die einen ganz eigenen, fraulichen Blick auf gesellschaftliches Geschehen offenbarten. „Sie können mit mir reden, das ist kein Fernsehen“, bot sie sich gleich zu Beginn den Frauen im Saal einen Dialog an.

Da rechnet sie, selbst Mutter, mit den Kindergeburtstagsfeiern in ihrem Kölner Viertel ab, die als „Outdoorevent“ oder „Skihalle für 15 Kinder mieten“ deklariert sind und mit „Tütchen“ zur Geburtstagsparty-Nachversorgung hungernder Kinder auf dem Nachhauseweg enden. Vielmehr schildert sie die Alternative, den „Retrogeburtstag“ mit Sackhüpfen in „Fair-Trade-Jutesäcken“ handgeknüpft von Montessori-Professorinnen oder dem Schokoladenwettessen mit veganer Schokolade, eingewickelt in „The Guardian“ oder „The Times“, für die „bilingualen Klugscheißer“ ihres Viertels.

Liebeslied an Thermomix

Sie rechnet ab mit den „Hooligans“ am Rand des Spielfeldes in der Fußballjugendabteilung, nämlich Eltern, die entweder ihre Rechtsanwälte zum Spiel mitbringen oder kurzerhand selbst handgreiflich ins Spielgeschehen eingreifen. Sie schmettert unterstützt von den Frauen im Saal ihr Lied über den Nacktwanderweg in Brandenburg, „alles hängen lassen“. Sie singt zum Rhythmus von Klingel und Luftpumpe vom Erwin im Liegerad, der vom Klaus Sattelschlepper überrollt wird.

Und auf Antje Ciburas Frage „Geht noch einer?“ setzt sie sich noch mal ans Klavier und schmettert mit Verve ihr Liebeslied vom Thermomix 85: „Ich mach aus Früchten Matsche, hab einen an der Klatsche. ..“

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