Sticheleien gegen Ex-FrauDie kuriosen Hintergründe zum Aus der Sinn-Filiale in Brühl

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Die Brühler Filiale des Modehauses Sinn schließt. 

Die Brühler Filiale des Modehauses Sinn schließt. 

Brühl – Es ist ja schon ungewöhnlich genug, dass ein großes Modehaus schließt und der Nachmieter schon auf der Fußmatte steht. Noch ungewöhnlicher ist, wenn derselbe Verantwortliche, der erst vor 15 Monaten das Geschäft feierlich eröffnet hat, auch derjenige sein wird, der im neuen Modehaus das Sagen hat.

Klingt verwirrend? Ist es aber gar nicht. Vielleicht nur ein bisschen. Als das Bekleidungshaus Sinn am Steinweg im November 2020 eröffnete, durchschnitt Friedrich-Wilhelm Göbel mit Brühls Bürgermeister Dieter Freytag das Band. Im vorigen Sommer kam für ihn bei Sinn das Aus. Seine Ex-Frau Isabelle Göbel setzte ihn vor die Tür. Mit der Multilabelkette „Aachener“ will der umtriebige Manager nun die Branche aufmischen – und möglicherweise wird man dies an seiner früheren Wirkungsstätte mit Argwohn betrachten.

Leichte Provokationen in Pressemitteilung

Und auch Göbels Ankündigungen sind nicht frei von Spitzen: In einer Pressemitteilung zu den Store-Ankündigungen heißt es laut dem Fachblatt Textil-Wirtschaft: „Das macht Sinn: Aachener als Mieter und Arbeitgeber.“ Der Eigentümer der Sinn-Fläche in Brühl habe sich entschlossen, „die gesamte Immobilie in allerbester Lage Aachener anzuvertrauen“. Der Vertreter jenes Eigentümers, die Athos Real Estate, bestätigte der Fachpublikation, dass der Vertrag mit Sinn fristgerecht zum 31. Juli gekündigt worden sei. Warum es ab August auf den 3200 Quadratmetern in Brühl mit Aachener weitergehen soll? „Es besteht ein langjähriges, gutes und vertrauensvolles Verhältnis zwischen Eigentümer und Geschäftsführung der Aachener“, erklärte Athos Real Estate.

Worauf dürfen sich die bisherigen Sinn- und die möglicherweise neuen „Aachener“-Kunden einstellen? Geplant sei eine Modekette im „gehobenen Preissegment mit Fokus auf lokal angepasste Markensortimente von Mode und Wäsche und persönlicher Beratung“, heißt es in einer weiteren Mitteilung. Das junge Filial-Unternehmen der Dortmunder Gesellschaft TEH will in den kommenden Monaten das Erdgeschoss, sowie das erste und zweite Obergeschoss nutzen und auch ein Sportkonzept bieten, das „ein bestehendes Vakuum“ am Standort füllen werde. Geplant seien die Sportarten Fitness, Joggen, Yoga und Rad. Sinn hatte das zweite Obergeschoss nicht genutzt.

Baubeginn: Erstes Halbjahr 2023

Mit drei Standorten war Göbel ins Rennen gegangen: Mayen, Göppingen und Bad Kreuznach. Brühl, Koblenz und Bad Homburg folgen.

Nach der schon länger geplanten Neubebauung der früheren Kaufhof-Fläche will Aachener nach eigenen Angaben weiterhin Mieterin sein. Baubeginn soll laut Athos das erste Halbjahr 2023 sein. Das neue Sinn-Management distanziert sich im Nachhinein von der Wahl des Standorts Brühl, berichtet die Textil-Wirtschaft weiter. Die Kritik richtet sich gegen Göbel, der in seiner früheren Funktion den Deal eingefädelt hatte. Wegen des anstehenden Umbaus sei „die Entscheidung des alten Managements, 2020 an einem solchen, vertraglich nicht langfristig abgesicherten Standort zu investieren, für uns als neues Management nicht nachvollziehbar“ – und auch wegen der Mitarbeiter „unverantwortlich“ gewesen.

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Den 34 Beschäftigten will Sinn Wechsel nach Bonn oder Monheim anbieten. Dies hatte Isabella Göbel im Gespräch angekündigt. Dem Vernehmen nach möchte ihr Ex-Mann Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne für sein neues Kind „Aachener“ gewinnen.

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