Ein Denkmal im Herzen der StadtJüdischer Friedhof in Brühl gibt Rätsel auf

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Die Teilnehmer der Führung erfuhren von Stadtführerin Anja Broich viel über die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Brühl.

Die Teilnehmer der Führung erfuhren von Stadtführerin Anja Broich viel über die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Brühl.

Brühl – Eine von der Brühler Initiative für Völkerverständigung initiierte Führung über den jüdischen Friedhof stieß auf große Resonanz. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nahmen am Rundgang teil, der im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen stattfand. Mit dem Friedhof im Dreieck von Kölnstraße und Schildgesstraße stellte Stadtführerin Anja Broich eines der ältesten Denkmäler der Stadt vor.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Friedhof 1371, Historiker gehen allerdings davon aus, dass er noch älter ist. Jüdisches Leben in Brühl gilt bereits für die Zeit der Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1285 als sicher. Mit mehr als 4000 Quadratmeter ist der Friedhof einer größten seiner Art im Regierungsbezirk Köln. Der älteste erhaltene Grabstein stammt nach Erkenntnissen von Stadtführerin Broich aus dem Jahr 1822. „Der Friedhof ist insbesondere ein Zeugnis der blühenden jüdischen Gemeinde in Brühl im 19. Jahrhundert und deren Eingebundenseins in die Gesellschaft“, sagt Broich. Die letzten regulären Bestattungen seien 1940 erfolgt. „Der Friedhof sollte ursprünglich bereits 1939 geschlossen und das Gelände für eine Bebauung vorbereitet werden“, berichtete Broich. Bei dem Rundgang erklärte sie die Grabinschriften und erzählte aus dem Leben der Menschen, die dort begraben liegen.

Das jüngste Grab stammt aus dem Jahr 1946

Der Friedhof birgt aber auch einige Rätsel. So etwa das jüngste Grab. In diesem fand laut Broich Chaje Slodka ihre letzte Ruhestätte. Sie wurde noch im Jahr 1946 dort beerdigt, obwohl der Friedhof längst geschlossen worden war. Fragen wirft auch ein Grabmal aus dem Jahr 1917 auf. Über die Biografie des damals bestatteten Kriegsgefangenen Monnes Dubrowitz verraten die üblichen Quellen nichts.

Karin Tieke, Sprecherin der Brühler Initiative für Völkerverständigung sagte: „Es war eine anschauliche und interessante Führung, für die es am Ende viel Applaus gab.“

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Auf große Resonanz stieß auch der Aufruf zur Teilnahme am Schweigegang, mit dem alljährlich der Novemberpogrome 1938 und der Verbrechen an jüdischen Bürgerinnen und Bürgern gedacht wird. Laut der Organisatoren aus den Reihen der Initiative für Völkerverständigung und der Brühler Pax-Christi-Gruppe nahmen mehr 420 Menschen teil. Die Gruppe ging vom Rathaus zur Gedenkstätte am Platz der ehemaligen Synagoge. Zu Beginn wurde dazu aufgerufen, jeglicher Form von Antisemitismus und Rassismus entschieden entgegenzutreten.

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