Austausch mit PolitikBauern werben bei Planwagenfahrt in Erftstadt für heimische Produkte

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Zu sehen sind die Teilnehmer der Planwagenfahrt.

Die Kommunalpolitiker aus Erftstadt waren sehr interessiert an den Ausführungen der Fachleute.

Stadtlandwirt Jörg Hoffsümmer hatte die Idee, die Kommunalpolitik zu einer gemeinsamen Tour durch die Felder einzuladen.

Um den Kommunalpolitikern aus Erftstadt zu zeigen, wie die Landwirtschaft in ihrer Umgebung funktioniert, kam Stadtlandwirt Jörg Hoffsümmer auf die Idee, zu einer Planwagenfahrt einzuladen. Zusammen mit seinen Berufs- und Vorstandskollegen Martin Richrath, Thomas Neißel und Max Hartmann wurde die Fahrt organisiert.

Am Freitagnachmittag ging es in drei Wagen los. Mit dabei rund 40 in der lokalen Politik engagierte Menschen, Bürgermeisterin Carolin Weitzel, Kreislandwirt Willy Winkelhag, weitere Landwirte sowie die beiden Fachleute Anna Maister, Geschäftsführerin der Landwirtschaftskammer, und Matthias Schindler von der Biostation Rhein-Sieg-Erft.

Der viele Regen erschwert die Arbeit

„Der viele Regen macht es den Landwirten schwer – das ist schon extrem in diesem Jahr“, erklärte Schindler beim ersten Stopp. Aufgrund der Nässe seien die Felder bereits im Frühjahr an nur wenigen Tagen befahrbar gewesen. Jetzt bestehe die Gefahr, dass etwa das Biogetreide von Pilzen befallen werde. „Das kann zu einem Totalausfall der Ernte führen“, erklärte Schindler. „Pflanzenschutz macht die Landwirtschaft kalkulierbar“, ergänzte er. Schindler betonte aber auch, dass es Jahre gebe, in denen das Biogetreide in ähnlichen Mengen wie in der herkömmlichen Landwirtschaft geerntet werden könne.

Besonders schön fanden die Gäste die aktuell in voller Blüte stehenden Blühstreifen an den Feldrändern und die bunten Brachflächen mit denen auch die Landwirte in Erftstadt zur Artenvielfalt und Biodiversität beitragen. Einige Landwirte verpflichten sich zudem, Parzellen ihres Getreides nicht zu ernten, um so den Vögeln und Feldtieren auch im Winter ausreichend Nahrung bereit zu stellen. Auch der leuchtend rote Klatschmohn wurde bewundert, obwohl er eigentlich nicht in diesen Mengen auf dem Biogetreidefeld stehen sollte.

Doch bei dem Wetter wachse, wie die Fachleute erklärten, eben auch das Wildkraut üppiger als üblich. „Warum können nicht alle Landwirte auf Biobetrieb umstellen?“, wollten einige Gäste wissen. Dazu erklärte Anna Maister unter anderem, dass der Biomarkt schon jetzt weitgehend gesättigt sei. Es seien einfach keine weiteren Konsumenten da, die diese Lebensmittel haben und bezahlen wollten. Dabei liege man aktuell mit einem Anteil von zehn Prozent sogar noch weit unter dem Ziel von etwa 30 Prozent Marktanteil, das die Politik in Berlin anstrebe.

Und wenn die Biolandwirte ihr Getreide nicht als Bio-Ware verkauft bekommen, dann werde es ganz normal vermarktet. Um so mehr gelte es die Regionalität zu stärken – auch beim Zucker.

Schindler nannte als Beispiel den Rohrzucker, den viele Verbraucher kauften. „Dabei produzieren wir hier Zucker fair und regional“, erklärte er. Rohrzucker sei importiert und die Arbeitsbedingungen seien in vielen Ländern mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen. Biorüben hingegen könnten in Deutschland nicht verarbeitet werden, sie gingen in die Schweiz.

Gemütlicher Ausklang

Doch auch beim herkömmlichen Zuckerrübenanbau werde die Verarbeitung zunehmend ein Problem, weil immer mehr Fabriken zu schließen drohen. Maister und Schindler plädierten dafür, die Regionalität insgesamt zu stärken – auch beim Verkauf von Getreide und Zucker. Diesbezüglich seien die Verbraucher in den europäischen Nachbarländern den Deutschen weit voraus. „Da ist auch die Wertschätzung gegenüber den heimischen Landwirten eine ganz andere.“

Darüber, aber auch über die Landwirtschaft in Erftstadt insgesamt wurde auch noch am Abend diskutiert, als die Planwagenfahrt bei Grillwurst und Kölsch in Hoffsümmers Garage ausklang.

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