Insbesondere im Rhein-Erft-Kreis hat sich eine lebendige und aktive Khmer-Gemeinde mit rund 200 Mitgliedern etabliert.
Gebet und Tanz„Khmer buddhistische Pagode Erftstadt“ feiert Ende der Regenzeit

Die Zeremonie mit Mönchen gehörte zum Kathin-Fest der Mitglieder des Vereins „Khmer-Buddhistische Pagode Erftstadt“.
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Überall gab es kleine buddhistische Fähnchen. Auf der Bühne hatten fünf Mönche in traditionellen orangefarbenen Ordensgewändern im Schneidersitz Platz genommen. Neben ihnen war eine Buddha-Statue mit Blumen aufgebaut. Die Bürgerhalle Erp glich am Samstag einer Pagode. Denn hier hatten sich Kambodschaner aus ganz Deutschland, den Niederlanden, aus Dänemark, Belgien, Tschechien oder der Schweiz versammelt, um einen Tag lang das Kathin-Fest zu feiern.
Dieses Fest wird in der buddhistischen Tradition Südostasiens am Ende der Regenzeit begangen, wenn die Mönche einer Pagode nach drei Monaten des Fastens und Betens neue Gewänder von der kambodschanischen Gemeinde erhalten. Zur Zeremonie gehören gemeinsame Gebete und traditionellen Tänze. Den Abschluss bildet ein Festmahl.
Erftstadt: Vereinsmitglieder lernten Gebete und Tänze
Dazu eingeladen hatte der Verein „Khmer buddhistische Pagode Erftstadt“, der seit 13 Jahren besteht, um das buddhistische Leben der Khmer-Gemeinde in der Region zu pflegen und die kambodschanische Kultur zu bewahren.
Die Mitglieder lernen Gebete, üben ihre Tänze und feiern ihre Feste. Viele Familien von ihnen haben in Kambodscha ein schweres Schicksal erlitten, nachdem Diktator Pol Pot und die Roten Khmer in den 1970er-Jahren die Macht ergriffen hatten. Sie wollten das Land in eine Agrarnation umwandeln. Dafür vertrieben sie die Stadtbevölkerung. Jegliche Form der Religionsausübung wurde verboten.

Zum Kathin-Fest gehört auch, dass die Mönche durch den Saal laufen und ihre Töpfe von den Gästen mit Essen gefüllt werden.
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Die Menschen flohen, kamen über das Rote Kreuz nach Deutschland. Insbesondere im Rhein-Erft-Kreis hat sich eine lebendige und aktive Khmer-Gemeinde etabliert, die heute mit rund 200 Mitgliedern zu einer der größten buddhistischen Gemeinschaften Europas gehört. Die Pagode des Vereins in Erftstadt namens Wat Monysatharam befindet sich in Lechenich und wird von dem ansässigen Ehrwürdigen Mönch Bunny Oeun betreut. Gemeinsam mit ihm begrüßte die Vereinsvorsitzende Amara Mao die zahlreichen Gäste und Freunde.
Amara Mao kam als elfjährige Vollwaise von Phnom Penh nach Frankfurt am Main und siedelte später mit ihrem Mann nach Weilerswist um, erzählte sie. Inzwischen sind drei Töchter hier in Deutschland aufgewachsen, die auch zum Fest kamen. Ebenso wie der außerordentliche und bevollmächtigte Botschafter des Königreichs Kambodscha in Deutschland, S.E. Chheang Thyra. Er reiste zusammen mit seiner Frau aus Berlin an und besuchte Erftstadt zu ersten Mal.
„Ich hatte ihn in Berlin bei einem Treffen kennengelernt und ihn eingeladen“, berichtete Amara Mao. Dieser Einladung sei er gern gefolgte, sagte er, und fühlte sich in der Gemeinschaft sichtlich wohl. „Ich komme jedes Jahr zu diesem Fest“, freute sich auch Makkola Schülgen Yun aus Dormagen. „Für mich und viele andere hier vermittelt es ein Gefühl von Heimat und Familie“, sagte sie.