Nach der FlutVeltenhof zieht mit 40 Pferden wieder zurück nach Erftstadt-Blessem

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Ein Mann steht in einer Reithalle.

Die halbierte Halle war zu einem Symbol der Katastrophe geworden. Jetzt ist sie wieder aufgebaut, wie Martin Spoo zeigt.

Zweieinhalb Jahre nach der Flut sollen die Pferde zurückkommen auf den Veltenhof in Blessem. Sie waren bis jetzt in Morschenich untergebracht.

Das Ziel ist klar definiert: Spätestens am 1. Dezember soll wieder aus jeder Box auf dem Blessemer Veltenhof ein Pferd schauen. Fast zweieinhalb Jahre ist es dann her, dass die Flutkatastrophe den Reitstall der Familie Spoo verwüstet hat. Die Tiere waren seitdem auf einem Hof bei Morschenich untergebracht. 

Dass noch viel zu tun ist bis zum Umzugstermin ist nicht zu übersehen. Aber immerhin: Die Reithalle, von der ein Teil im Hochwasser versunken war, ist wieder komplett. Das zerbrochene Dach mit den herabhängenden Fetzen war zu einem der Symbole für die Verheerungen in dem Erftstädter Ort geworden.   

An den Dachbindern sieht man, was alt und was neu ist an der Halle. „Das Stück wieder dranzubauen hat so viel gekostet wie damals die ganze Halle“, erzählt Martin Spoo, dessen Tochter Anne mittlerweile den Hof mit ihrem Mann Michael Symalla führt.  Beim Reiten kann man jetzt durch eine große Fensterfront nach draußen schauen – dorthin, wo sich der Krater aufgetan hatte.

Neue Beleuchtung unterm Hallendach ist auch installiert. Die LED-Lampen, die kurz vor der Flut angebracht worden waren, seien in den Wochen nach der Katastrophe gestohlen worden, erinnert sich Beate Spoo. Einer von vielen Tiefschlägen, die den Wiederaufbau für die Familie begleitet haben. Der jüngste: Michael Symalla hat sich bei einem Reitunfall ein Bein gebrochen.    

Viele neue gesetzliche Regelungen mussten umgesetzt werden, um den alten Hof weiterhin als Reitstall bewirtschaften zu können. Einen Misthaufen wie früher wird es nicht mehr geben, stattdessen eine Art überdimensionale Garage, in der der Mist lagert – damit nichts in den Boden sickert und nichts stinkt. 

Auch für die Boxen gibt es neue Vorschriften. Keine ist mehr kleiner als  zwölf Quadratmeter, alle haben ein Fenster, aus dem die Pferde schauen können. Paddocks, kleine eingezäunte Flächen, werden dicht am Hof angelegt, damit jedes Pferd einige Stunden am Tag draußen verbringen kann, auch wenn keine Weidesaison ist.  

Der Umzug mit 40 Pferden ist eine logistische Herausforderung

Rund 40 Pferde stehen in Morschenich im Stall, fast alles die Tiere alter Kunden, wie Martin Spoo berichtet. „Die Leute sind zweieinhalb Jahre lang fast jeden Tag von Blessem dorthin gefahren." Er ist beeindruckt von der Treue der Pferdebesitzer. Umso größer sei dann die Freude, wenn die Tiere wieder im Ort einziehen.

Der Umzug allerdings wird noch eine logistische Herausforderung. Denn die 40 Pferde müssen an einem Tag von Morschenich nach Blessem gebracht werden – in Pferdeanhängern, aber auch in Lastwagen von befreundeten Reiterhöfen. Und gleichzeitig zieht auch das Ehepaar Spoo-Symalla mit seiner kleinen Tochter wieder in das Haus gleich neben der Reithalle.   

Während dort und im Nachbarhaus also wieder Leben einzieht beziehungsweise schon eingezogen ist, steht das Gebäude des Blessemer Ecks leer. Eine Gaststätte wird dort nicht wieder eingerichtet. Das Haus ist saniert, dort könnten Wohnungen ausgebaut werden. Doch im Moment steht es leer.

Den 25. November peilt die Familie als Umzugstag für Mensch und Tier an. Der Blick aus der Küche wird sich dann für Beate und Martin Spoo ändern: Dann fällt der Blick vom Frühstückstisch auf ein kleines Stallgebäude, aus dem ihre beiden privaten Reitpferde herausschauen.   

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