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FrechenMaigesellschaft 1448 Kleinkönigsdorf feiert 575 Jahre Tradition

Lesezeit 4 Minuten
Es sind mehrere Männer zu sehen, die einen riesigen Baumstamm tragen. Das Bild ist schwarz-weiß.

Muskelkraft wurde von den Maiburschen gefordert, damit der mächtige Maibaum in den Ort geholt werden konnte.

Die Maigesellschaft ist aus Frechen nicht wegzudenken. Auch in diesem Jahr bereiten sich neue Titelträger auf das Fest vor. 

Seit 575 Jahren – im letzten Jahrhundert nur durch die beiden Weltkriege unterbrochen – setzt sich die Maigesellschaft 1448 Kleinkönigsdorf für den Erhalt der alten Bräuche ein. Dazu gehören Maifeste, die Kür eines Maikönigspaares und weiterer Würdenträger.

Außerdem besuchen die Maigesellschaften verschiedener Orte einander an den Wochenenden rund ums Maifest. Die „Saison“ der Maigesellschaft beginnt jedoch nicht erst mit dem Aufstellen des Maibaums. Organisiert werden muss das Fest lange vorher. Musikkapellen oder Festzelte müssen bestellt, Genehmigungen eingeholt werden.

Neue Probleme bei der Organisation

„Das ist wesentlich schwieriger geworden. Viele Festzeltverleiher haben in der Pandemie den Betrieb aufgegeben oder können wegen Personalmangels nicht mehr so viele Aufträge übernehmen. Auch die Kosten haben angezogen“, sagt Andreas Irnich, Vorsitzender der Kleinkönigsdorfer Maigesellschaft.

Probleme gibt es auch mit den Musikkapellen oder Tambourcorps, denen Nachwuchs fehlt. Traditionell sind Maigesellschaften ein loser Zusammenschluss der unverheirateten jungen Männer eines Ortes. In Königsdorf ist das anders: Hier wurde 1997 ein Verein gegründet.

Begeisterung junger Leute immer schwerer

Dadurch können auch Männer, die inzwischen verheiratet sind, das Brauchtum unterstützen. Junge Leute dafür zu begeistern wird immer schwerer. „Es ist wichtig, die Kinder im Ort schon früh mit dem Brauchtum vertraut zu machen“, fordert Manfred Heck, der die Öffentlichkeitsarbeit für die Maigesellschaft übernommen hat.

Einen Aufschwung erhofft sich der Vorstand von den Kindern früherer Mitglieder, die sich oft genauso wie die Erwachsenen auf das Maifest freuen. An Ostersonntag steht die Maiversteigerung an. Aufgerufen werden die Titel des Maikönigs und des Maiknechts, außerdem die der beiden Fahnenoffiziere.

Dörpremmel sorgt für Ordnung

Da die Königsdorfer Fahnen nach dem Krieg abhandengekommen sind, fungieren die Offiziere heute im Wesentlichen als Adjutanten des Königspaares und des Knechts mit der Magd. Es gibt den Dörpremmel, der während des Festes für Ordnung sorgen soll, und den Straußträger, der bei den Umzügen den Maibaum voranträgt.

Mitbieten können unverheiratete Männer ab 16 Jahren. Die jungen ledigen Damen des Ortes werden vom „Usklöpper“ aufgerufen und von den jungen Männern „ersteigert“. Die Gebote werden in Litern Kölsch abgegeben. Wie hoch diese Mengen sind, die später in Euro und Cent umgerechnet werden, bleibt ein Geheimnis.

Alte Tradition bei der Versteigerung 

Das Geld geht an den Verein, der damit die Miete des Festzeltes und andere Ausgaben bestreitet. „Früher fanden es die Mädchen eine Schande, nicht ersteigert zu werden“, erinnert sich Manfred Heck.

Noch vor einigen Jahrzehnten zog nach den Versteigerungen die Maigesellschaft durch den Ort und rief vor dem Haus eines Mädchens aus, welcher Mann es ersteigert habe.

575. Maifest vom 5. bis 7. Mai in Kleinkönigsdorf

„Irgendwann hat es dabei Ärger gegeben, die Leute fanden, das sei Ruhestörung“, so Heck. Am 30. April treffen sich die Maipaare zum Baumaufsetzen und zum Tanz in den Mai. Zum 1. Mai bringt der Junggeselle seiner Maifrau eine frischen Birke am Haus an.

Insgesamt lässt der „Maimann“ seiner „Maifrau“ von der Versteigerung bis – mindestens – zum Fest besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden. „Oft ist aus solchen Maiehen ein Paar für das ganze Leben geworden“, sagt Irnich.

Das 575. Maifest oder – wie man früher sagte: das „Maispill“– wird in Kleinkönigsdorf vom 5. bis 7. Mai im Festzelt am Ichendorfer Weg gefeiert, wo auch der Maibaum steht.


Die neuen Titelträger stehen bereit

In der Nacht zu Ostermontag hatte die Maigesellschaft Kleinkönigsdorf zur traditionellen Versteigerung der Maititel und der Maimädchen aufgerufen. Im Sportzentrum Villeforst übernahm Usklöpper Andreas Irnich routiniert das Amt des Versteigerers. Er machte dies bereits zum vierten Mal.

Eine große bunte Milchkanne diente dem Usklöpper als Unterlage, um mit dem Hammer die vakanten Titel zu versteigern. Den wichtigsten Posten, den Titel des Maikönig, holte sich nach einigem Kampf gegen vier weitere ernsthafte Konkurrenten Dominik Linz. Er erwählte Angelina Bielsen zu seiner Maikönigin.

Posten des Maiknechts war hart umkämpft

Ebenso hart umkämpft war der Posten des Maiknechts. Hier machte Pierre Faßbender das Rennen. Faßbender hat hier schon Erfahrung, er war nicht nur schon einmal Maiknecht, auch den Posten des Maikönigs übernahm er bereits vor Jahren. Und auch diesmal ist Denise Grassmé als Maimagd an seiner Seite.

Komplettiert wird die runde von einem Dutzend Maipaaren, deren Titel ebenfalls von Andreas Irnich an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht wurden. Irnich: „Es ging dieses Jahr alles ziemlich flott, wir starteten gegen halb fünf und waren am Montag gegen 1.30 Uhr fertig. Dann wurde noch etwas gefeiert.“

Dörpremmel verschläft gemeinsams Aufräumen und Gruppenfoto

Am Ostermontagmorgen trafen sich die Mitglieder der Maigesellschaft zum gemeinsamen Aufräumen und für das Gruppenfoto. In zwischen scheint es ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass der Dörpremmel, der das Maigeschehen zu überwachen hat, diesen Termin verschläft. Auch der neue Amtsinhaber, Christopher Müller, trat da in die Fußstapfen seiner Vorgänger.

Erster Fahnenoffizier und damit Adjutant des Maikönigspaares ist in diesem Jahr Marius Kurth, als zweiter Fahnenoffizier wird Florian Hofstätter sich um das Maiknechtspaar kümmern. Auch er schaffte es nicht rechtzeitig zum Fototermin, die Nacht war wohl doch zu hart gewesen. Den Titel des Straußträgers ersteigerte sich Markus Abts.

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