1.-Mai-KundgebungRedner plädieren in Frechen für fairen Mindestlohn

Ingo Degenhardt, DGB-Sekretär (l.), bedankte sich beim Hauptredner der Kundgebung, Dennis Radtke, EU-Parlamentarier der CDU und Chef des Arbeitnehmerflügels.
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Es roch nach Reibekuchen und Wahlkampf – die DGB-Kundgebung zum Tag der Arbeit in Frechen stand eindeutig unter dem Eindruck des beginnenden Kommunalwahlkampfes im Rhein-Erft-Kreis. Am 14. September werden in NRW die kommunalen Vertretungen, Gemeinde- und Stadträte sowie Kreistage gewählt. Dementsprechend war die Politikerdichte am Klüttenbrunnen in der Frechener Innenstadt groß.
Die Landratskandidaten Frank Rock (CDU), Iris Heinisch, (SPD), Jannis Milios (Piratenpartei), Karl Heinz Spielmanns (Freie Wähler) und Hans Decruppe (BSW) nutzten den strahlenden Sonnenschein und mehr noch den Tag der Arbeit, um sich den potenziellen Wählerinnen und Wählern zu präsentieren.
Landratskandidaten nutzten die Bühne für ihre Themen
Natürlich ging es auch um klassische Gewerkschaftsthemen. Dennis Radtke, Europaabgeordneter der CDU und Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), dem sozialpolitischen Flügel der CDU, stellte zunächst klar, dass sein Herz als Gewerkschafter schlage; er ist in der IG BCE zu Hause (Bergbau, Chemie, Energie).
Zentral in seiner kämpferischen Rede waren zwei Gewerkschaftsforderungen: Die neue Koalition müsse das seit langem geforderte Tariftreuegesetz umsetzen. Das bedeutet, dass öffentliche Auftraggeber nur noch Unternehmen beauftragen dürfen, die nach Tarif zahlen. Und er plädierte für einen „gerechten Mindestlohn“, der gerade in Zeiten der Preissteigerung bei Energie, Lebensmitteln und Mieten existenziell bei den unteren Einkommensgruppen sei.
Ich wünsche uns allen einen kraftvollen, solidarischen 1. Mai
Die Landratskandidaten wurden in einem zeitlich eng getakteten Verfahren nach ihren Einstellungen zu gewerkschaftlichen Forderungen und ihren Ideen gefragt, falls sie als Landrat oder Landrätin gewählt würden. Amtsinhaber Rock betonte dabei die Attraktivität des Öffentlichen Dienstes, Iris Heinisch lag der Strukturwandel im Kreis am Herzen, für Milios hatte bezahlbares Wohnen höchste Priorität. Spielmanns forderte eine verbesserte Notfallversorgungsstruktur, nachdem das Bedburger Krankenhaus aufgrund der Krankenhausreform schließen musste.
Decruppe beklagte die mangelnde Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dazu passte Milios' Forderung: In jedem Dorf im Kreis müsse mindestens alle zwei Stunden ein Bus fahren. Damit lagen sie auf derselben Wellenlänge mit der scheidenden Frechener Bürgermeisterin Susanne Stupp (CDU). In ihrer Begrüßungsrede hatte sie gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne eingefordert und die Bedeutung der Gewerkschaften im Kampf für diese Ziele betont: „Ich wünsche uns allen einen kraftvollen, solidarischen 1. Mai!“