„Da habe ich die Notbremse gezogen“Der geplatzte Traum vom Frechener Karnevalsprinzen

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Sascha Eich wäre gerne Prinz geworden. Die Pandemie ließ seinen Traum platzen.

Sascha Eich wäre gerne Prinz geworden. Die Pandemie ließ seinen Traum platzen.

Frechen – Eigentlich – schon wieder dieses Wort. Also, „eigentlich“ ist das erste Wochenende im Januar traditionell das Wochenende, wo die jecken Narrenfürsten in ihre Ämter eingeführt werden. Doch Proklamationen im klassischen Sinne gibt es nirgendwo, die Karnevalssession fällt nahezu komplett aus, alle Veranstaltungen sind in der Session der Pandemie zum Opfer gefallen.

Wie fühlt sich ein so „betrogener“ Karnevalsprinz? Sascha Eich wollte an diesem Samstag im Stadtsaal den Höhepunkt seiner karnevalistischen Laufbahn erleben. Der 39-jährige Oberbrandmeister bei der städtischen Feuerwehr hatte schon als Kind den Wunsch, einmal im Ornat die Jecken seiner Heimatstadt zu regieren.

Sascha Eichs Motto: „Ich stelle Frechen op de Kopp“

Seine karnevalistische Laufbahn begann der gelernte Dachdecker 2006 mit dem Eintritt in die Ehrengarde der Stadt. Hier arbeitete er sich durch die närrischen Hierarchien hoch und ist seit acht Jahren Vizepräsident und zweiter Vorsitzender der Gesellschaft. Zwei Jahre machte er seiner späteren Frau im sonntäglichen Karnevalszug nicht nur einen Heiratsantrag, er kam auch auf die Idee, er könne doch zum 20-jährigen Bestehen der Garde als ihr Prinz durch die Säle ziehen und sich so seinen Kindheitstraum erfüllen. Diese Idee wurde in der Ehrengarde besprochen und dem Festkomitee Frechener Karneval mitgeteilt.

Sascha Eich: „Eigentlich war alles ziemlich klar und ich machte mich an die Vorbereitungen.“ Ein Orden wurde entworfen, der Schneider nahm Maß für das Ornat, und auch am Programm für die Proklamation wurde schon gebastelt. Auch Sponsoren waren gefunden. Eich war guter Dinge, denn sein Prinzenmotto sollte lauten: „Ich stelle Frechen op de Kopp.“

Sascha Eich: „So ein Prinz wollte ich nicht sein“

Doch es kam anders. Nicht nur das Prinzenmotto wird nicht in Erfüllung gehen, auch das offizielle Motto des Festkomitees für diese Session „Mer fiere all zusamme“ kann man vergessen. Eich: „Ich hatte im Mai ein Gespräch mit Festkomitee-Präsident Ralf Inden und da zeigte sich bereits die Planungsunsicherheit angesichts der Pandemie.“ Das Festkomitee wollte die Entwicklung abwarten, bevor der Vertrag mit dem Prinzen unterzeichnet wird.

Der Thron bleibt leer. Am Samstag wäre Sascha Eich proklamiert worden.

Der Thron bleibt leer. Am Samstag wäre Sascha Eich proklamiert worden.

Im August merkte Eich dann auch bei seinem Dienst als Feuerwehrmann, dass es wohl nichts mit dem angestrebten Amt wird und er entschied sich, die Kandidatur abzusagen. „Uns war auf der Feuerwache klar, dass es in der kälteren Jahreszeit nicht besser werden wird. Da habe ich die Notbremse gezogen. Ein Prinz, der nicht durch die Kneipen oder Säle ziehen kann, der auf Straßenkarneval und den Umzug verzichten muss, wollte ich nicht sein.“

Noch weiß der Frechener nicht, wie es weiter geht

„Ich hatte mich sehr darauf gefreut, alle Absprachen standen und nun macht mir das Virus einen dicken Strich durch die Rechnung. Das ist höhere Gewalt.“ Wie es weitergeht, weiß er noch nicht. Denn eigentlich war sein Plan, mit dem Ablauf des Prinzenamtes aus dem offiziellen Karneval auszusteigen, alle Ämter abzulegen und künftig mit der Familie und Freunden die fünfte Jahreszeit als normaler Ehrengardist zu genießen. Ein Verschieben des Prinzenamtes kam für ihn nicht in Frage, denn in der kommenden Session wird die Tollität aus Habbelrath kommen, wo die Rot-Weißen ihren 50. Geburtstag feiern können.

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Am Abend wird Sascha Eich mit Frau und Sohn zu Hause sitzen und gemütlich ein oder zwei Kölsch trinken. „Wenn der Lockdown nicht gekommen wäre, hätte ich mich heute gern zu einem Umtrunk mit den Präsidenten der Gesellschaften treffen wollen. Meine Gedanken sind bei den Vereinen, die eigentlich heute mit mir in den Stadtsaal einziehen wollten.“

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