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Neuer EigentümerIn der Wasserburg Gleuel werden 1000 Jahre Geschichte erlebbar

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Die Burg Gleuel vom Innenhof aus gesehen.

Eines der ältesten Bauwerke in Hürth ist die Wasserburg in Gleuel. Jetzt öffnete sie ihre Pforten für Besucher.

Das historische Anwesen hat zahlreiche Besitzerwechsel erlebt. Der neue Eigentümer will sie wieder mehr für die Bevölkerung öffnen.

Mehr als 1000 Jahre Geschichte spiegeln sich in der Burg Gleuel, die am Tag des offenen Denkmals ihre Pforten öffnete. Eric Barthelemy vom Stadtarchiv und Eigentümer Kurt Schürmann führten lebendig durch das windungsreiche Leben der Burg, die alles gesehen hat, was man in alten Akten, Urkunden und Geschichtsbüchern nachlesen kann.

Erstmals erwähnt wurde das Anwesen 898 nach Christus, als König Zwentibold von Lothringen einen Fronhof im damaligen „Gloulo“ – daher der Ortsname Gleuel – an das Stift Essen schenkte. Damit begann eine abenteuerliche Geschichte des immerwährenden Besitzerwechsels des Gutes.

Söldnerheere plünderten die Burg Gleuel im 30-jährigen Krieg

Mitte des 13. Jahrhunderts besaß das Kölner Domstift das Areal. 1260 trat der Lehnsmann Gerard von Gleuele ins Rampenlicht, als er mit den Kölnern gegen den Erzbischof Konrad von Hochstaden kämpfte. Auch die Familien Schall von Bell und Cölln reihten sich in die Eigentümergarde ein.

Man kann sich vorstellen, dass all das nicht ohne kriegerische Auseinandersetzungen vonstattenging: Von 1568 bis 1648 gab es 80 Jahre fast ununterbrochen Krieg, in seiner intensivsten Phase spricht man vom 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648). Söldnerheere zogen auch durch Gleuel, eroberten die Burg, raubten und mordeten.

Das Foto zeigt den Eigentümer und den Stadtarchivar im Rittersaal.

Kurt Schürmann, der heutige Eigentümer, und Eric Barthelemy vom Stadtarchiv Hürth, erzählen im Rittersaal spannende Geschichten.

Damit nicht genug. Die berüchtigte Hexenjagd erreichte ebenfalls den Ort. Eric Barthelemy berichtete von Pfarrer Wollersheim, der – vorsichtig ausgedrückt – nicht unumstritten war in seiner Pfarrei. Die Tatsache, dass er fünf uneheliche Kinder hatte, verschaffte ihm einen üblen Ruf. Dass er auch liturgische Handlungen nicht regelkonform durchführte, verschärfte den Hass auf den Pfarrer.

Als dann 1637 ein Esel tot aufgefunden wurde, verdächtigte man ihn, aber auch die Eselführerin, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Es kam zu einem Prozess unter Richter Burmann, ein landesweit bekannter Scharfmacher. Von den sieben Beschuldigten wurden zwei nachweislich hingerichtet, die übrigen fünf dürften, so Barthelemy, ebenfalls nicht überlebt haben.

Stadt Hürth übernahmen die Burg 1969 und verkaufte sie später wieder

Die Burg gelangt später wieder in den Besitz des Domkapitels. Nach der Rheinlandbesetzung durch die napoleonischen Truppen wurden die kirchlichen Güter im Rahmen der Säkularisation enteignet und an private Interessenten verkauft. Es entstand ein regelrechter Immobilien-Hype, die Grundstücke wurden parzelliert und mit großem Gewinn immer weiterverkauft. Nachdem einige private Besitzer sich abgewechselt hatten, übernahm 1969 die Stadt Hürth das Anwesen und machte den Park der Öffentlichkeit zugänglich. 1978 kaufte die Familie Ahlers die Burg und restaurierte sie grundlegend.

Seit Juni 2025 gehört das Areal dem pensionierten Bauingenieur Kurt Schürmann. Schürmann ist durch sein Engagement in der Seniorenarbeit und Jugendförderung bekannt. Er möchte die Burg wieder mehr für die Bevölkerung öffnen. Ein Teil soll vermietet werden, Denkmalschutzbelange müssen aber noch erfüllt werden. Schürmann, der auch als Lesementor an einer Schule aktiv ist, möchte vor allem Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Burg verschaffen, um ihnen ein historisches Bewusstsein zu vermitteln.