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Serie „LadenLokal“Im „Spanischen Obstgarten“ im Hürth-Park werden Kundenwünsche erfüllt

4 min
Auf dem Bild sind zwei Frauen und ein Mann vor einer reich gefüllten Obst- und Gemüsetheke zu sehen.

Der Obst- und Gemüsehändler Jörg Wiemar betreibt den Spanischen Obstgarten im Einkaufszentrum Hürth-Park mit Minijobkräften wie Sofie van Alvensleben (l.) und Mila Nikiema.

Inhaber Jörg Wiemar setzt auf die gute Qualität seines vielfältigen Angebots und die Zuverlässigkeit seiner Mitarbeiter.

Der Name des Obststandes im Erdgeschoss des Hürth-Parks klingt nach sonnengereiften Früchten: „Spanischer Obstgarten“. Aus Spanien kommen die Früchte und das Gemüse in den Kisten nicht unbedingt. Die schwarzen Süßkirschen, groß wie kleinere Pflaumen, sind mit der Herkunft Deutschland ausgezeichnet, die Blaubeeren im Holzschälchen weist das Etikett als „Hand gepflückt“ in polnischen Wäldern aus und die Ananas als Flugware aus Costa Rica.

Vor allem schmecken müssten die Früchte, sagt der Inhaber Jörg Wiemar. Beim Einkauf im Großmarkt am Bonner Tor in Köln-Raderthal probiere er jeden einzelnen Posten auf Geschmack und Qualität. Erst wenn die Früchte seinen Vorstellungen entsprächen, kaufe er sie ein. Er erfülle Kundenwünsche, derzeit führe er Aprikosen und Himbeeren im Angebot, auch Erdbeeren.

Hürth: Die hohe Ladenmiete und Mindestlöhne fressen den Gewinn auf

Freilich, was die Preise für hoch qualitative Ware angehe, da ließen sich die Großhändler auf kein Feilschen mehr ein. Entweder er bezahle, was verlangt sei oder er gehe leer aus und die Kisten gingen an die etwa acht anderen Mitbewerber im immer schmaler werdenden Obst- und Gemüsegeschäft, unter ihnen sein Bruder Dirk Wiemar. Selbst die Großhändler verfügten mittlerweile nur noch über begrenzte Warenzuteilungen.

Für Kunden lohne es sich dennoch, lieber zwei Aprikosen für den unmittelbaren Verzehr bei ihm zu kaufen, als ein Kilo für 1,59 Euro beim Discounter. „Die schmecken nicht, und Früchte, die nicht schmecken, landen früher oder später im Müll.“, findet Wiemar.

„Ich überlebe noch“, sagt der 62-jährige Obst- und Gemüsehändler aus Lechenich, mit Geschäften gleichen Namens im Hürth-Park und auf der Sülzburg Straße in Köln. Im Hürth-Park gebe es zwar eine hohe Kundenfrequenz, aber viele hätten erfahrungsgemäß oft nur fünf Euro in der Tasche, ausreichend für eine Tasse Kaffee und ein Würstchen auf die Hand.

Eine hohe Ladenmiete und Mindestlöhne für seine jungen Angestellten würden den Gewinn auffressen. Für Käse-, Fischhändler und Metzger seien die Geschäfte mittlerweile unerschwinglich geworden, obwohl die Nachfrage da sei. Entsprechend groß sei der Leerstand im Center. Er könne es sich nur leisten, weil er schon alles mitgebracht habe, was man für das Geschäft brauche und nicht mehr investieren müsse.

Mitarbeiter führen den Verkauf zuverlässig

Außer, wenn vielleicht eine der Saftpressen kaputt gehe, professionelle Maschinen, die mittlerweile ein kleines Vermögen kosteten. Auf seine jungen Angestellten, Schulabsolventen, die auf Minijobbasis arbeiteten, und alteingesessene Kräfte wie Marion Barth – die „gute Seele“ des spanischen Obstgartens – könne er sich zum Glück verlassen, sie führten den Verkauf in der Woche selbsttätig und zuverlässig.

Wenn ich einmal nicht mehr kann oder will und die Bude zumache, dann gibt es uns nicht mehr.
Jörg Wiemar, Obst- und Gemüsehändler

Dennoch bringe er es in den zwei Geschäften auf 60 bis 70 Stunden Arbeit die Woche, zuzüglich zwei Stunden sonntägliche Büroarbeit im Haus der Eltern. Die 91-jährige Mutter Marlene habe dann schon erste Überweisungen erledigt. Sein Vater Wilfried Wiemar habe den Familienbetrieb aufgebaut, angefangen habe er in Bretterbudenläden auf Kölner Trümmergrundstücken.

Dass politische Entscheidungen die schwierige Situation im Einzelhandel noch einmal herumreißen könnten, bezweifelt Jörg Wiemar. Seit über 20 Jahren setzten Politiker die falschen Signale, beispielsweise mit dem verpassten Ausbau des Großmarktes in Raderthal. Außerdem fehle es an Personal im Altersbereich zwischen 20 und 70 Jahren. Das sei auch eine Folge des Wohlfahrtsstaates, ist Jörg Wiemar überzeugt. Mit einem Nachfolger rechne er nicht. „Wenn ich einmal nicht mehr kann oder will und die Bude zumache, dann gibt es uns nicht mehr.“, sagt er.


Obst und Gemüse vom Großmarkt in Köln-Raderthal verkauft der Einzelhändler Jörg Wiemar nach Gewicht in seinem „Spanischen Obstgarten“ im Erdgeschoss des Einkaufszentrums Hürth-Park gleich hinter dem westlichen Eingang.

Gerne erfülle er mit seinem Sortiment Kundenwünsche, die aber nicht allzu ausgefallen sein dürften, sagt der Geschäftsmann. Außerdem warten frisch gepresste Obst- und Gemüsesäfte auf die Kunden.

Der Laden ist zwar telefonisch unter 02233 78810 zu erreichen. Wegen des wechselnden Sortimentes empfiehlt Wiemar aber einfach vorbei zu kommen, die Auslagen zu betrachten und einzukaufen, „so wie es einmal früher war“. (otr)