Demonstration vor Aldi-ZentrallagerBauern setzen sich in Kerpen für faire Preise ein

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Vor dem Aldi-Lager in Kerpen demonstrierten etwa 100 Landwirte gegen die Preispolitik des Konzerns.

Vor dem Aldi-Lager in Kerpen demonstrierten etwa 100 Landwirte gegen die Preispolitik des Konzerns.

Kerpen – Der Protest der Bauern geht in die nächste Runde: Doch es war eine sehr stille Demonstration der Landwirte gegen die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels. Etwa 100 Traktoren fuhren am Sonntagabend kurz vor 22 Uhr beim Aldi-Zentrallager in der Humboldtstraße in Kerpen vor. Landwirte aus der ganzen Region waren gekommen.

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Ihre Schlepper parkten sie ordnungsgemäß auf dem Randstreifen, Parolen wurden keine gerufen und Personenwagen und Lkw, die ins und aus dem Aldi-Zentrallager fuhren, hatten ungehindert Platz.Auch die Polizei war zwar vor Ort, brauchte aber in keiner Weise eingreifen. „Wir wollen auch keine Blockaden“, erklärte Andreas Zwahr von der Organisation Land schafft Verbindung. Zusammen mit Thomas Gräf stand auch er am Straßenrand.

Grund für den Protest war nie ernster als jetzt

Einige Landwirte hatten Tee und Kaffee mitgebracht, einer sogar den Grill, der abseits der Straße flott aufgebaut und angeheizt war. So hatte die leise Demonstration fast schon den Charakter eines „Betriebsausflugs“, der eher zufällig im Kerpener Gewerbegebiet am Aldi-Zentrallager endete.

Es war ein friedlicher Protest, die Polizei musste nicht eingreifen.

Es war ein friedlicher Protest, die Polizei musste nicht eingreifen.

Doch der Grund für den Protest war nie ernster als jetzt: „Und der Einzelhandelsverband soll wissen, dass wir nicht mehr stillhalten“, erklärte Landwirt Gerd Moll, der mit seinem Sohn Alexander aus Kerpen zum Aldi-Zentrallager gekommen war. „Wir arbeiten am Existenzminimum“, begründete etwa Michael Kolping aus Kerpen sein Kommen. Von der Politik und dem Lebensmitteleinzelhandel fühle man sich zu Unrecht an die Wand gedrückt. „Ich bin hier, weil ich möchte, dass sich etwas ändert“, sagte Marc Wilpert aus Wissersheim.

Längst nicht nur kleinere und mittlere Betrieb in bedrohliche Situationen

Er wünscht sich, dass die Lebensmittelketten endlich aufhören, sich gegenseitig in Niedrigpreisen zu unterbieten, sondern faire Preise an die Produzenten zahlen und die regionalen Produkte stärken. „Der Preis muss einfach stimmen“, sagte auch Gerd Moll. Es gerieten inzwischen ja längst nicht nur kleinere und mittlere Betrieb in bedrohliche Situationen. „Immer mehr erwischt es auch die Großen“, so Moll. Existenzbedrohend ist die Situation aktuell auch für Christina und Carina Auel aus Bad Münstereifel. Ihre Eltern haben dort einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 50 Milchkühen.

Und sollte der Milchpreis sinken, dann sehen sie die Zukunft des Familienunternehmens gefährdet. „Wir würden den Betrieb gerne einmal übernehmen“, sagte Christina Auel (21). „Aber dafür brauchen wir die Sicherheit, dass sich die Arbeit auch rechnet“, ergänzte ihre Schwester Carina Auel (24). Nur kurz kam dann doch noch der Eindruck einer richtigen Demonstration auf, als die Landwirte alle zeitgleich die Lichter ihrer Schlepper anschalteten, einige hupten auch, bevor die Traktoren gegen 23.30 Uhr genauso leise verschwanden wie sie gekommen waren.

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