Bahnstadt-ProjektIn Kerpen soll ein Radweg durch ungestörte Natur führen

Lesezeit 2 Minuten
Das Bild zeigt ein mit Graffiti beschmiertes Backsteintor und dahinter einen Waldweg.

An der ehemaligen Villa Winter hat sich der Wald jahrezehntelang ungestört entwickelt. Demnächst soll dort aber ein Radweg entstehen.

Das Wäldchen an der Kerpener Villa Winter hat sich lange ungestört entwickelt. Demnächst könnte ein Radweg hindurchführen — zum Ärger von Naturschützern.

Das Projekt „Bahnstadt Horrem“ ist eines der größten Vorhaben der Kerpener Verwaltung. Wichtiger Bestandteil sind zwei hufeisenförmige Gebäude mit bis zu 100 Wohnungen, die an der ehemaligen Villa Winter entstehen sollen — inklusive Radweg zum Bahnhof. Der Radweg aber soll durch einen Wald führen, der sich Jahrzehnte ungestört entwickeln konnte. Jutta Schnuetgen-Weber vom BUND macht nun einen Vorschlag für eine alternative Route.

„Geplant ist, dass der Radweg an einem steilen Hang entlang führt. Aber die Stadt müsste viele Bäume entfernen, um ihn dann verkehrssicher zu machen“, sagt Schnuetgen-Weber. Es gibt zwar schon einen Weg durch den Wald. Der aber endet nach mehreren Hundert Metern in einer Sackgasse.

Schnuetgen-Weber schlägt Alternative an der Josef-Bitschnau-Straße vor

Heutzutage gebe es die Marotte, jeden Radweg durch den Wald zu legen. „Aber man muss unterscheiden: Ist es ein Radweg für den Alltag? Oder einer für die Freizeit?“ In Horrem sei Ersteres der Fall. Für Schnuetgen-Weber bedeutet das: Ein Radweg entlang der Josef-Bitschnau-Straße ist nicht nur die praktischere, sondern auch die kostengünstigere Alternative.

Alles zum Thema Horrem

Geplant ist, dass der Radweg an einem steilen Hang entlang führt. Aber die Stadt müsste viele Bäume entfernen, um ihn dann verkehrssicher zu machen.
Jutta Schnuetgen-Weber

Doch das Hauptargument gegen den Weg durch den kleinen Wald ist für Schnuetgen-Weber die Natur. Denn zwischen Winterberg und Oscar-Straus-Straße hat sich die Natur jahrzehntelang fast ungestört entwickeln können. Hier wachsen Brombeeren und Hexenkraut zwischen alten Buchen und Bergahorn. „Man sieht aber auch deutlich, dass das hier mal ein Park war“, sagt Schnütgen-Weber. Die Biologin entdeckte Parkpflanzen wie Kirschlorbeer, Eiben und die kaukasische Flügelnuss — ein Baum aus der Familie der Walnussgewächse.

Mindestens 17 Vogelarten gibt es im Wäldchen

Vor fünf Jahren, im August 2018, hatte der BUND bereits auf den schützenswerten Wald hingewiesen. Ein Anwohner lieferte damals zusätzlich Beobachtungen der heimischen Vogelwelt. 17 verschiedene Arten wies er nach, allein drei Spechtarten waren darunter. Auch Totholzkäfer wie der Sägebock leben in dem Wäldchen.

Durch das Projekt „Bahnstadt Horrem“ soll sich der gesamte Norden des Kerpener Ortsteils verändern. Nicht nur das geplante Wohngebiet und der Radweg sind wesentliche Bestandteile des Konzepts. Die alten Park-and-Ride-Parkplätze weichen laut Rahmenplan Bahnstadt Tiefgaragen oder weiteren Wohngebieten.

Stadt Kerpen will Öffentlichkeit beteiligen

Im Rahmenplan gibt es auch einen Abschnitt über Klimaschutz und Klimafolgenanpassung. Unter anderem sind Retentionsflächen für den Hochwasserschutz geplant. Das ganze Quartier rund um den Bahnhof soll möglichst auf emissionsarme Energieträger zurückgreifen — Solaranlagen auf den Dächern zum Beispiel.

Zwar ist die Beteiligung der Öffentlichkeit während der Entwicklung des Großprojekts nicht zwingend vorgeschrieben. Die Stadtverwaltung empfiehlt aber die Beteiligung der Öffentlichkeit. Auch der Stadtrat hat einen entsprechenden Beschluss gefasst.

Rundschau abonnieren