„Fremdkörper in der Innenstadt"Lidl-Neubau spaltet die Kerpener Politik

Lesezeit 2 Minuten
Den vorderen Teil der Hahnenpassage möchte Lidl abreißen und dort einen eingeschossigen Neubau errichten.

Den vorderen Teil der Hahnenpassage möchte Lidl abreißen und dort einen eingeschossigen Neubau errichten.

Kerpen – Das Thema „Neubau eines Lidl-Marktes“ in der Hahnenpassage bleibt spannend: Denn im Planungsausschuss hat sich nun auch die SPD gegen einen eingeschossigen Neubau ausgesprochen, wobei es in ihren Reihen eine Enthaltung gab.

Zwar war eine Mehrheit mit zehn Ja-Stimmen von CDU, FDP, BBK und AFD im Ausschuss für die Pläne, gegen sieben Nein-Stimmen aus den Reihen von SPD und Grünen. Doch es stellt sich nun die Frage, ob es für die Lidl-Pläne auch im Stadtrat eine Mehrheit geben wird, wenn dort Linke, Piraten und UWG mitstimmen werden.

Kerpen: Streit über Geschoss-Frage

Streitpunkt ist nach wie vor die Planung für das eingeschossige Gebäude. Grüne, SPD und andere wünschen sich einen mehrgeschossigen Neubau, dessen obere Stockwerke für Wohnungen gedacht wären. Ein Flachbau, so heißt es, sei städtebaulich nicht angemessen.

Peter Abels, Fraktionsvorsitzender der Grünen, regte an, die Entscheidung im Ausschuss über das eingeschossige Konzept noch einmal zu vertagen. So gewinne man bis zur nächsten Ausschusssitzung in zwei Monaten Zeit, um mit Lidl noch einmal über die Wohnungswünsche zu verhandeln. Es gehe dabei auch um das Thema Nachhaltigkeit. „Wir müssen mit der Ressource Boden gut umgehen.“

Grüne Kerpen kritisieren Bürgerbefragung

Kritik gab es von Seiten der Grünen auch an der Bürgerbefragung, die Lidl auf Wunsch der Stadt in Auftrag gegeben hatte. Diese sei nicht neutral gewesen, urteilte Joachim Kup-Pfefferle. Die Teilnehmer der Online-Befragung hätten beispielsweise nicht über die Wohnungsfrage abstimmen können.

Klaus Simmat (CDU), Ortsvorsteher von Kerpen, sah dies anders: Bei der Online-Befragung habe eine überwiegende Zahl der Teilnehmer die Lidl-Pläne positiv bewertet. Er habe diesen Eindruck auch aus zahlreichen Gesprächen gewonnen. Zwar fände auch er Wohnungen über Lidl nicht schlecht. Man müsse aber zur Kenntnis nehmen, dass das Unternehmen dies einfach nicht wolle. Nun dürfe nicht noch weitere Zeit verloren gehen. „Wir sollten die Gelegenheit nutzen, dass ein Investor richtig Geld in Kerpen lassen will.“ So sah es auch Tamer Kandemir (FDP). „Was nicht geht, geht nicht. Wir sollten das Unternehmen nun nicht weiter erpressen.“ Lidl sei der Stadt schon weit entgegengekommen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die SPD , die bislang eher für die Lidl-Pläne war, stecke bei der Sache in einem Dilemma, bekannte SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Lipp. „Wir wollen Kaufkraft erhalten, aber auch Wohnraum schaffen“, erkärte er.

Andreas Nagel vom SPD-Ortsverein Kerpen-Mitte/West begründete seine Ablehnung des Neubau-Projektes so: Der Lidl-Entwurf in seiner jetzigen Form werde zu einem „Fremdkörper in der Kerpener Innenstadt“ führen. Es sei das gute Recht des Rates, einem Investor auch Bedingungen zu stellen.

Rundschau abonnieren